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Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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CDI, das war schön sauber notiert. Das war auch forschungsrelevant. Für den Alten.
    »Ist Ihnen vielleicht sonst noch etwas aufgefallen?«, fragte er.
    »Ich glaube, die haben zusammengehört«, erinnerte sich der Alte. »Denn da ist, als die da unten gestanden haben, aus dem hinteren Wagen einer ausgestiegen und zu dem anderen gelaufen, ans Fenster hin, und hat dem was gesagt. Kann aber auch sein, dass er ihm nur sagen wollte, dass sein Licht kaputt ist.«
    Dann überlegte er einen Moment, während Behütuns ihn weiter beobachtete. Und widerlegte sich schließlich selbst: »Kann aber eigentlich nicht sein, denn das Licht hinten ging ja – und vorne das konnte der ja nicht sehen. Außerdem ...«, er zögerte einen Moment, »der vorne hat gleich das Fenster aufgemacht, als der von hinten kam. Das macht man doch nicht, wenn man den anderen nicht kennt, oder? So mitten in der Nacht?« Und fing schon wieder einen Falter.
    Da hatte der Alte recht. Das muss ja früh zwischen zwei und vier irgendwann gewesen sein. Wann hatte das Auto noch mal gebrannt? Das könnte er nachsehen.
    »Sagen Sie«, wandte sich Behütuns noch einmal an den Alten, der schon wieder mit seinen Faltern beschäftigt war, »haben Sie von dem Brand etwas mitbekommen in dieser Nacht? Das muss so um diese Zeit herum gewesen sein.«
    »Kann sein, ja«, gab der Alte zerstreut zurück. »Da war wieder mal irgendwas auf der Autobahn. Drüben bei Eitersdorf. Hat's gekracht oder so.« Seine Falter waren ihm jetzt wichtiger.
    Behütuns wusste genug.
    »Danke«, sagte der Kommissar. »Ich komme vielleicht noch einmal wieder. Soll ich offen lassen?«
    Der Alte antwortete nicht, war ganz in seiner Falterwelt.
    »Alsdann«, hob Behütuns die Hand. Der Alte sah es nicht.
    Langsam tastete sich der Kommissar durch das dunkle Treppenhaus nach unten.

Aber aus dem, was er am Telefon gesagt hatte,
musste man andere Schlüsse ziehen, aber keine guten.
Georges Simenon, Doktor Bergeion
17. Kapitel
    Wie warm die Nacht war! Behütuns sah noch einmal nach oben, als er in sein Auto stieg. Der Alte war nicht am Fenster, die Schranke war ja auch offen. Aber im gelben Licht konnte man Schatten sehen. Komischer Kauz, dachte Behütuns und spürte eine leichte, innere Zufriedenheit. Die Welt braucht solche Typen, sonst wär sie stinklangweilig.
    Kommissar Behütuns hatte das Knoblauchsland durchquert und war bei der Metro auf die Bucher Straße abgebogen. Einen Moment hatte er überlegt, die alte Bucher Straße zu nehmen, das schöne Kopfsteinpflaster durch den Ort, die alte Verbindung. Er liebte dieses Stück, ließ es aber dann sein, der Anwohner wegen. Ein Auto ist verdammt laut auf so einer Straße, und nachts muss das nicht sein.
    Irgendwo wollte er gern noch ein Bier trinken, außerdem verspürte er Hunger. Doch wo sollte er jetzt, mitten in der Nacht, noch etwas bekommen? Kurz vor dem Friedrich-Ebert-Platz hatte noch ein Asia-Imbiss offen, da fuhr er rechts auf den Gehsteig. Vor Wochen hatte er hier einmal recht gut gegessen.
    An den wenigen Tischen verteilt saßen einzelne Gestalten. Nachtvolk, das es nicht nach Hause zog. Im Eck oben lief der Fernseher. Ein fürchterliches Geräusch, irgendein Actionfilm. Überdrehte Dialoge, Bremsengekreisch, dramatische Musik, die ganze Palette. Komisch, wenn du dir so einen Film ansiehst, merkst du das gar nicht so, dachte er sich, dann bist du in der Handlung. Wenn du aber nur die Geräusche hörst, ist es ekelhaft. Ein guter Film hat wahrscheinlich auch gute Geräusche, muss ich einmal darauf achten. Ob man einen guten Film an seinen Geräuschen erkennt?
    Er nahm sich aus dem Kühlschrank ein Bier, machte es auf, der Öffner hing am Band daneben, und bestellte sich zwei Frühlingsrollen. Jetzt etwas Knuspriges, ja, das machte ihn an. Die Frau hinter dem Tresen warf sie in die Fritteuse, das Fett sprudelte auf. Behütuns nahm sich einen Tisch am Fenster – am Schaufenster, müsste er eigentlich sagen, denn der Imbiss befand sich in einem alten Geschäft, die Scheiben zur Straße fast bis hinunter zum Boden – und sah hinaus. Ein Pärchen stand auf der anderen Straßenseite und hielt sich eng umschlungen. Aber während sie ihm über den Rücken strich und hingebungsvoll die Augen geschlossen hatte, schaute er die Straße entlang. Ob ihm das nicht gefiel?
    Im Fernseher jagten sich Autos. Die Frühlingsrolle kam, da klingelte sein Telefon. Weit nach zwölf. Wer rief ihn denn jetzt noch an? Hoffentlich kein Notfall!, dachte er sich und

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