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Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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beobachtet.«
    Behütuns war gar nicht mehr da. Schaute auf das Papier mit den Nummern.
    »Da spielen die Falter manchmal verrückt«, sagte der Alte. »Aber damit bin ich noch ganz am Anfang.«
    Auf diesem Zettel standen, nach Datum sortiert und in langen Spalten untereinander, Kfz-Kennzeichen und Autotypen.
    »Sie schreiben jedes Fahrzeug auf, das hier vorbeifährt?«, fragte Behütuns.
    »Nein, nicht jedes. Aber jedes, das nachts unten an der Schranke steht. Und das den Motor nicht ausmacht. Nur so kann ich ja sehen, wie die Falter reagieren.«
    Behütuns nahm sich die Liste vor. Sah sich die Fahrzeugtypen an, ging die Spalten von unten nach oben durch. Ein Gedanke, der ihn sofort elektrisiert hatte, war: Hatte das Fahrzeug, das drüben angezündet worden war, vielleicht hier an der Schranke warten müssen? Von welcher Gesellschaft war das noch einmal gemietet gewesen? Und wo hatten die ihren Standort? Wo waren die Fahrzeuge alle gemeldet? Wiesbaden! WI!
    Sein Finger glitt über die Zeilen. Hier war das, was er suchte: WI – ZL 27.
    Na prima, aber was sollte er jetzt damit?
    »Können Sie sich an die Autos erinnern, die hier stehen?«, fragte er.
    »Puh«, erwiderte der Alte, »kommt ganz darauf an.«
    »Zum Beispiel dieses hier«, sagte Behütuns und zeigte auf die Nummer. Der Alte schob seine Brille auf die Nase und kniff die Augen zusammen. Dass der überhaupt etwas sieht, dachte sich Behütuns, so verschmiert, wie die Brille war.
    »Ach der, ja, an den kann ich mich erinnern.«
    Behütuns sah ihn fragend an.
    »Was wollen Sie denn wissen?«, fragte der Alte und schob die Brille wieder auf die Stirn.
    »Na, ob da vielleicht etwas Besonderes an dem war«, antwortete der Kommissar mit einem Tonfall, als hätte er einen Begriffsstutzigen vor sich. Kann der sich doch denken, dachte er sich, dass ich nach was Besonderem suche. Obwohl – dass ich Polizist bin, hab ich ihm ja gar nicht gesagt. Ob ich es tun sollte? Er ließ es vorerst noch bleiben.
    Noch einmal kniff der Alte die Augen zusammen und sah sich das Papier an, nur diesmal ohne Brille. Wusste ich's doch, dass ihm die Brille nichts nutzt, war Behütuns' Gedanke.
    »Also, der Wagen da, der war beschädigt. Sah irgendwie aus wie ein Unfallauto. Die Scheibe war kaputt, das eine Licht vorne auch, und oben am Dach, über der Windschutzscheibe, sah er eingedellt aus. So was merkt man sich doch.«
    Das war also das Auto! Nur – die Information war nicht wirklich nützlich. Dass der hier entlanggefahren ist, das stand ja schon so gut wie fest. Aber Behütuns setzte nach:
    »War da vielleicht sonst noch etwas, das Ihnen aufgefallen ist? Haben Sie zum Beispiel den Fahrer gesehen, oder so?«
    »Nee, den Fahrer nicht. Aber der war nicht allein.«
    »Es saßen also zwei im Auto?«
    »Nee, dahinter stand noch eins.«
    Pong! Hier konnte es weitergehen! Behütuns sah auf die Liste, deutete aufs Papier.
    »Die Nummer davor oder die Nummer danach?«
    Der Alte sah ihn verständnislos an. »Wenn er hinter ihm gestanden hat, dann die Nummer danach oder nicht?«
    N – AH 118! Das war vielleicht die entscheidende Nummer.
    »Hatte dieser Wagen irgendetwas Besonderes? Aufkleber oder so, haben Sie da etwas gesehen?«, fragte Behütuns.
    »Nee«, gab der Alte zurück. »Ist ja schon blödsinnig genug, dass ich die Autonummern aufschreibe«, schüttelte er den Kopf. »Das macht ja überhaupt keinen Sinn.«
    Da hatte er recht, dachte Behütuns.
    »Und warum machen Sie es dann?«
    »Marotte«, zuckte der Alte mit den Schultern. »Das fängt man mal an und macht es halt dann immer weiter.« Er schaute Behütuns an, als wollte er sich entschuldigen.
    Behütuns dachte an Wasch- oder Zählzwang oder so etwas in der Art, und lag damit vielleicht gar nicht so verkehrt.
    »Ich hab das irgendwann einmal angefangen«, erklärte der Alte, »keine Ahnung warum. Und jetzt mach ich's halt.«
    Behütuns ging die Liste weiter durch. Sieben oder acht Zeilen weiter unten stand die Nummer erneut. N – AH 118.
    »Der Wagen, der hinter dem beschädigten Pick-up an der Schranke gestanden hatte, ist dann noch einmal gekommen?«, fragte er.
    »Ja, vielleicht 'ne Viertelstunde später. Aus der anderen Richtung.«
    Behütuns hatte sein Notizbüchlein hervorgeholt und schrieb sich die Nummer auf. Ja, pochte sein Ermittlerherz, das ist doch schon mal was! Könnte ja sein, dass die zusammen losgefahren sind, um den Pick-up zu entsorgen, und dann mit diesem hier zurückkamen?
    Der Wagen war ein Mercedes E 300

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