Dunkles
mutmaßen«, antwortete P. A., der langsam zu begreifen schien, in welcher Lage sich sein Chef befand. »Es zeigt sich ja immer wieder, dass gerade die, die sich das Deutschsein in der Fremde über Jahrzehnte bewahrt haben – und die sich da, wo sie die letzten 50, 60 oder mehr Jahre gewesen sind, kein bisschen integriert haben –, dass die dann oft die Deutschesten sind, wenn sie mal hier leben. Weil sie nicht finden, was sie erwartet haben, und das nicht akzeptieren wollen. Die haben ein Bild im Kopf, das nicht mehr stimmt – aber wollen dann an der Wirklichkeit drehen, nicht an dem falschen Bild in ihrem Kopf.«
»Schluss jetzt mit den Mutmaßungen. Wir wissen nichts und damit basta!« Behütuns hatte jetzt wirklich genug. Wenn das auch nur noch zwei Minuten so weiterginge, müssten sie ihn mit einem Blasenriss einliefern. »Lasst das die Erlanger rauskriegen, uns geht das nichts mehr an. Zum letzten Mal: Was ist zu tun?«
»Berichte schreiben«, sagte P. A. resigniert. Ihm war klar, dass das jetzt weitgehend an ihm und Dick hängen bleiben würde, denn sein Chef und Jaczek – wo war der eigentlich abgeblieben? Kam der heute gar nicht mehr rein? – hatten ja das Recht auf Nachtruhe. Tagruhe, besser gesagt.
»Und uns die Schmalau vornehmen«, fügte Dick an. »Aber da warten wir erst mal die Ergebnisse aus Erlangen ab. Die Typen werden da schon singen, dann haben wir es einfacher.«
»Das war's dann wohl«, sagte Behütuns. »Wir sehen uns dann morgen wieder.«
Endlich konnte er gehen und seine Blase entleeren. Es war auch allerhöchste Zeit, er konnte kaum mehr stehen, zumindest nicht gerade.
Ich muss abnehmen, dachte er sich, als ihm der Beckensteingeruch in die Nase stieg. Er sah an sich hinunter. Der grüne Urinalstein bewegte sich kein Stück, egal, wie genau er auch zielte. Bin ich so schwach? Hab ich zu wenig Druck dahinter? Oder ist der gar festgeklebt, ein Scherz der lieben Kollegen? Nein, das würde er jetzt mit Sicherheit nicht überprüfen. Doch daran gab es keinen Zweifel: Sein Bauch war ihm beim Blick nach unten in das Becken schon im Weg. Zu dick. Vielleicht sollte ich mal nichts mehr trinken, ein paar Wochen lang mal kein Bier? Und Sport machen, einfach Bewegung? Vielleicht auch nicht mehr rauchen?
Ich denke irr, dachte Friedo Behütuns, als er in den Spiegel sah. Sein Hemd klebte am Rücken.
Capanna Alzasca, September/Oktober 2010.
Mein Dank geht an:
Jacco (mit Alex, die trotz Dauerregens auf der Alzasca waren), Marion (die auch gerne gekommen wäre) und meine Frau Christine. Außerdem an Dr. D. Leistner für seine Hilfe und an Ulrike Jochum für das sensible und gewissenhafte Lektorat. Hut ab! Und schließlich an: Hartmut, Michaela und Klaus, Rainer, Fiede, Günter, Hans, Hans, Hans & Hans und an den tapferen Fußballer Michael. Außerdem an alle unbeirrbaren Bierbrauer im Fränkischen.
Mein Undank geht an:
Schwamm drüber.
Erklärung:
Alle Personen, Charaktere, Handlungen und Unternehmen in diesem Buch sind frei erfunden. Mögliche Übereinstimmungen mit lebenden Personen, sofern sie nicht im öffentlichen Leben stehen, sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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