Dunkles
hinter den Häusern, schon der erste Morgen? Nein, das sind die Lichter der Stadt. Ein großer Laster wie die Zugmaschinen, die hier parken, ist für einen solchen Einbruch nicht das richtige Fahrzeug, dachte Behütuns weiter. Ein LKW ist viel zu träge, ist auch nicht wendig genug für den recht kleinen Innenhof, und außerdem wäre er zu auffällig. Wenn dort ein Laster startet, ist die Gefahr doch viel zu groß, dass er gesehen wird! Ein Kleintransporter! Nach einem Kleintransporter müsste man suchen!
Behütuns wählte die Nummer des Einsatzleiters, gab seine Überlegungen durch. Es wäre sinnvoll, sich auf Kleintransporter bei der Fahndung zu konzentrieren, sagte er. Nur die sind schnell genug, um schnell weit wegzukommen.
Jetzt war Bewegung auf dem Fahrradweg, der links zwischen den Häusern hindurch wahrscheinlich in die Stadt hineinführte. Ein Kleinbus – einer der beiden von eben? -setzte dort von oben her zurück. Warum? Von unten, von der Straße her, hätte er nicht einfahren können, hier war der Weg gesperrt, ein Pfosten in der Mitte, das sah Behütuns, er stand ja fast daneben.
Trotzdem: Ein Kleinbus auf dem Fahrradweg? Um diese Zeit? Behütuns rutschte tiefer in den Sitz hinein und nahm den Kopf etwas zurück, hinter den Holm. Er wollte sehen, nicht gesehen werden. Was ging hier vor? Was haben die zu schaffen mitten in der Nacht? Der Kleinbus fuhr den ganzen Weg hinunter, vielleicht 100 Meter, rückwärts, bis vor das Haus am Eck, das leicht zurückgesetzt hier an der Straße stand. Was macht der da? Das ist doch hier kein Parkplatz, dachte sich Behütuns. Die wollen etwas holen oder bringen – doch früh um vier? Zwei Männer stiegen aus. Öffneten seitlich die Schiebetür und begannen, ohne zu verweilen, sofort auszuladen. Koffer, Kisten, schwarz. Koffer? Kisten? Verstecke und Verpackungen für Waffen? Ein zweiter Kleinbus setzte jetzt von oben her zurück, bis an den anderen heran. Zwei weitere Männer stiegen aus, halfen den ersten beim Entladen. Kisten, große Kisten – und diese Kisten waren schwer, das war daran zu sehen, wie sie an ihnen trugen. Hell fiel das Licht aus der inzwischen offenen Haustür, vor der sie parkten, auf die Szene. Behütuns rutschte nochmals tiefer in den Sitz.
Vorne fuhr schon wieder ein LKW ganz langsam in die Straße ein, wohl, wie der andere vorhin, noch auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Mein Gott, ist hier viel los, dachte Behütuns, das scheint ein recht beliebter Rastplatz zu sein. Die Reihe aber war schon voll, alles belegt und keine Möglichkeit zum Parken. Wahrscheinlich wird er hinten am Wendehammer umdrehen und weiterfahren, sich irgendwo anders einen neuen Stellplatz suchen. Die Fahrer kennen viele Möglichkeiten.
Behütuns sah hinüber zu den Männern an den Transportern. Sie luden immer noch Kisten aus. Sie stellten sie nie ab, sondern trugen sie sofort ins Haus.
Der LKW, der neu dazugekommen war, fuhr nicht zum Wendehammer. Wusste er nicht davon? Dann funktionierten die Informationssysteme der Trucker doch nicht so gut. Nach einem kurzen Halt, mit dem er die Lage erfasste, versuchte er zu wenden. Und wie! Mit traumwandlerischer Sicherheit und Geschicklichkeit bugsierte er sein großes Gefährt rückwärts in den Schotterweg hinein, der an die Gärtnerei dort grenzte.
Respekt! Die können ihre riesigen Kisten unglaublich sicher lenken, dachte Behütuns anerkennend. Er selbst hatte nur ein einziges Mal versucht, mit einem Anhänger rückwärtszufahren – katastrophal. Der Hänger fuhr ihm immer in die falsche Richtung. Wolltest du ihn nach links bewegen, brach er nach rechts aus, wolltest du ihn nach rechts, ging er nach links.
Irgendwie ist das mit einem Anhänger wie im richtigen Leben, dachte er sich, und beobachtete dabei die vier am Fahrradweg, wie sie weiterhin die Kisten aus den Bussen in das Haus trugen. Du musst fast immer das Gegenteil dessen tun, was du erreichen willst, sonst kommst du nie ans Ziel. Willst du nach links, musst du nach rechts, willst du nach rechts, musst du ...
Schlagartig wurde ihm die Sache rund! Das war genau der Punkt! Kleinbusse, ja. Sich auffällig, fast normal verhalten wie die vier – das wirkt dann unauffällig! Immer das Gegenteil! Vor allem aber: Sich nicht weit weg begeben vom Ort des Geschehens. Im Auge des Orkans bleiben, hier ist es ruhig, und nur hier. Nicht flüchten, auf keinen Fall versuchen wegzukommen – weil ja die Polizei so denkt und auch so fahndet! Je weiter du dich
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