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Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Zigarette an.
    »J-Walk«, kam jetzt von dem Vierten, der bisher noch nichts gesagt hatte. Große Nase, kahler Hinterkopf. Warum sind die eigentlich alle so schlank, fragte sich Friedo Behütuns, die sind doch bestimmt nicht jünger als ich.
    »Parkins Sons«, sagte der Muskulöse.
    »Aber eigentlich spielen wir immer als Hans, Hans, Hans und Hans«, fügte der etwas Nachdenkliche hinzu.
    »Hans, Hans, Hans und Hans h. c.«, schob der Schlaksige mit einem Augenzwinkern nach.
    »Hans, Hans, Hans und Dr. Hans h. c.«, verbesserte der Muskulöse. »Weil nämlich jeder von uns irgendwie Hans oder Johannes heißt – bis auf unseren Doc. Der ist sich für 'nen Hans in seinem Namen zu fein.«
    Das ist ja wie bei uns mit den Peterlesboum, dachte sich Behütuns. Das war jetzt aber zu schwer zu erklären, deshalb sagte er nichts.
    »Hans, Hans, Hans und Hans ist aber gut«, sagte er stattdessen. Ihm gefiel dieser Name, er würde ihn garantiert nicht mehr vergessen. Hans, Hans, Hans und Hans. Eigentlich ziemlich genial.
    »Na ja, uns ist halt noch nichts Besseres eingefallen«, entschuldigte sich der Hagere.
    »Sag ich doch«, sagte der mit der großen Nase, »mein Sohn sagt auch immer, Hans, Hans, Hans und Hans ist genial.«
    Ob er nicht doch noch ein Glas Wein trinken wolle, wenn sie fertig seien?, fragten sie noch einmal Danke, nein, keinen Wein.
    Oder vielleicht doch? Behütuns hatte Lust dazu. Vielleicht hatten sie ja auch ein Bier. Aber er fragte nicht.
    Langsam ging er zurück zu seinem Auto, setzte sich hinein. Saublöde Geschichte, dass mir so etwas passiert, dachte er, dann telefonierte er erneut mit dem Einsatzleiter der Erlanger Polizei. Die hatten noch nichts, aber die Großfahndung lief. Von den Nürnbergern wusste dieser, dass auch rund um die Schmalau bislang nichts Verdächtiges gesehen oder beobachtet worden war. Das stützte Behütuns' Theorie. Er schilderte dem Kollegen, was er dachte. Von den Musikern erwähnte er nichts. Ob er das in seinem Bericht vermerken musste? Das wäre peinlich, ohne Frage. Er würde die Sache vergessen. Er sprach vom Auge des Orkans und seinem Gedanken, dass die vielleicht gar nicht weit weggefahren seien. Erläuterte, wie plausibel es sei, gegen die Logik zu handeln, und sprach von der Unauffälligkeit des Auffälligen, des wie selbstverständlich Erscheinenden. Der Erlanger hörte geduldig zu.
    »Ich kenne mich hier nicht aus, leider«, schloss Behütuns. »Aber vielleicht ist es sinnvoll, ganz in der Nähe des Einbruchsortes nach Plätzen zu schauen, an denen es nicht auffällt, wenn dort nachts ein Kleintransporter steht, vielleicht auch ein zweiter. Oder ein LKW. Ich vermute, dass sie entweder den Transporter parken, oder«, und hier überlegte Behütuns einen kurzen Moment, die vier Musiker saßen inzwischen auf der Terrasse, besprachen sich, lachten, tranken Wein, »dass sie die Beute umladen. Denn die Gefahr besteht ja, zumindest müssen sie sie in Erwägung ziehen – und die sind nicht dumm, was alles bisher zeigt! –, dass der Transporter von jemandem am Tatort gesehen worden ist. Dieses Risiko können sie nicht eingehen. Das werden sie zwingend vermeiden, wie ich das sehe.« Mann, dachte er, noch während er sprach, kann ich in verschachtelten Sätzen reden. Ob der mich überhaupt verstanden hat? Und er fragte zur Sicherheit nach:
    »Können Sie diesem Gedanken folgen?«
    Der Himmel begann jetzt langsam zu dämmern, ein allererster Hauch, das waren nicht mehr nur die Lichter der Stadt. Ein Bus bretterte an ihm vorbei, nach hinten, in Richtung Wendeschleife. War hier nicht Tempo 30? Behütuns schätzte gute 60, eher mehr. Man kriegt das ins Gefühl im Lauf der Zeit. Ein Stadtbus, Linienbus. Ohne das Tempo auch nur einen Deut zu reduzieren, überquerte er den kreuzenden Radweg. Mein Gott, dachte Behütuns, wenn hier ein Radfahrer ... Der sieht den doch gar nicht kommen, wenn der hier aus dem Radweg kommt... zwischen den Häusern raus ... Der hat dann keine Chance ...
    »Lieber Kollege Behütuns«, antwortete der Erlanger mit einem gewissen Unterton, »wir sind zwar Erlanger, aber deswegen ja nicht doof.«
    »Verzeihung«, gab Behütuns zurück, »so war das nicht gemeint.« Bloß jetzt keine Dissonanzen aufkommen lassen, nur keine Empfindlichkeiten provozieren. Denn dass sich die Erlanger den Nürnbergern gegenüber immer etwas benachteiligt fühlten, war allgemein bekannt. Behütuns hatte das bislang zwar immer für eine dieser liebevoll gepflegten

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