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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ihre Tante hatte sich beim Betreten des Salons sogleich auf den alleinstehenden Stuhl am Fenster gesetzt. Der Squire war für Elysias Wohlbefinden ein wenig zu nah zu ihr aufgerückt - sein Knie und seinen Ober- schenkel preßte er vertraulich gegen den ihren, und ununterbrochen beugte er sich näher zu ihr, um ihr irgendeine dumme Bemerkung zuzuflüstern, während er ihren Duft einatmete und sich an ihrem alabasterfarbenen Fleisch ergötzte, das der tiefe Ausschnitt ent- hüllte.
    Aber es war ihr immer noch ein Rätsel, warum man sie zu diesem Essen eingeladen hatte. Sie konnte keinen Grund dafür entdecken. Entweder war es die Absicht ihrer Tante, ihr zu zeigen, wozu sie nicht länger gehörte - daß sie als Dienstbote in der Gesellschaft keine Stellung mehr einnahm. Es würde ihrer Tante ähnlich sehen, ihr einen vergnüglichen Abend und ein neues Kleid zu bieten, und sie dann am nächsten Tag wieder in ihr Dasein als Dienstbote zu- rückzujagen.

Sie wünschte ihrer Tante eine gute Nacht und flüchtete sich in ihr Zimmer. Der nächste Tag fing an, als hätte der vorhergehende Abend nie stattgefunden, und Elysias Tage gingen weiter wie vor- her. Das neue Kleid verschwand so geheimnisvoll, wie es aufge- taucht war.
    »Ich spreche mit dir, Fräulein!« unterbrach Tante Agathas Stimme Elysias Erinnerungen an den Abend mit den Masters. »Im- mer nur träumen; natürlich von Dingen, an die ein anständiges Mädchen nicht denken sollte, möchte ich wetten. Na, jetzt kannst du mir zuhören und dich glücklich schätzen, daß ich so viel Anteil an deinem Wohlergehen nehme; nicht daß du es verdienst, aber du bist das Kind meiner Stiefschwester, und ich bin es ihr schuldig, daß ich dich gut versorge.«
    Agathas Stimme klang triumphierend, ihre Augen funkelten er- regt, und auf ihren Wangen erschienen rote Flecken.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Elysia zögernd, weil sie sich nicht er- klären konnte, was ihre Tante damit meinte. »Hast du für mich eine Stellung gefunden?«
    »O ja, genau das. Eine Stellung, die du sehr interessant finden wirst - und lohnend«, flötete ihre Tante. »Ich sagte ja schon, daß ich Squire Masters unterwegs im Dorf getroffen habe.«
    »Was hat denn das damit zu tun?« fragte Elysia und überlegte, ob sie Tante Agatha nicht doch unrecht getan hatte. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke, und sie fragte ängstlich: »Es ist doch keine Stellung beim Squire, oder?«
    »Nein, nein, meine liebe Elysia«, kicherte ihre Tante schadenfroh und zeigte damit die ersten Anzeichen von Humor, die Elysia je an ihr entdeckt hatte. »Es ist nicht irgendeine Stellung im Haushalt des Squires, die ich für dich akzeptiert habe, nein -« sie legte eine dra- matische Pause ein, während ihre Augen seltsam aufblitzten, »son- dern die beneidenswerte Stellung als Frau von Squire Masters.«

Kann je ich diese traurige Nacht vergessen,
    Die meiner Seele edelsten Teil für immer in das Grab versenkte?
    Gray
    2. K APITEL
    »Warum sagst du nichts? Willst du dich nicht bei deiner lieben Tante Agatha für deine gesicherte Zukunft bedanken?« Sie beob- achtete, wie Elysias Wangen erbleichten und ihr Gesicht mit einem Mal verhärmt aussah. Ihre Augen waren Brunnen der Hoffnungslo- sigkeit, und ihre Lippen begannen zu zittern.
    Elysia saß da wie betäubt, als sich Agathas Gesicht verzog und ihr schrilles Lachen durch den Raum hallte. Agatha warf den Kopf zu- rück und schüttelte sich vor Schadenfreude, während ihre magere Brust unbeherrscht auf und nieder wogte.
    »Wir haben es beschlossen, der Squire und ich, an diesem Nach- mittag auf dem Weg ins Dorf«, verkündete Agatha atemlos. »Er hatte es sehr eilig, ein Übereinkommen zu treffen. Du wirst in ihm einen sehr aufmerksamen Bräutigam haben, meine Liebe. Und nachdem du so ein gesundes Mädchen bist, wirst du Squire Masters auch die Söhne schenken, die er sich wünscht.«
    Agatha starrte Elysia an, strich fahrig mit der Hand ihre Haare glatt und fügte fast wie im Selbstgespräch hinzu: »Du bist ein schö- nes Mädchen - so wie deine Mutter. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem ich sie das erste Mal sah - sie war nur ein Kind, aber so schön — sogar damals schon.«

Elysia starrte Tante Agatha voller Entsetzen an. Sie fand endlich ihre Selbstbeherrschung wieder, aber ihre Stimme klang gequält, und die Worte kamen abgehackt aus ihrem schmalen Mund.
    »Ich kann unmöglich den Squire heiraten«, sagte Elysia trotz ih- res klopfenden Herzens ganz klar zu ihrer

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