Durch Himmel und Hoelle
konnte nicht begreifen, was er da sagte.
»Ja, das habe ich. Es war die Tat eines grausamen und egoisti- schen Mannes, der in seiner Wut blind um sich schlug, ohne Rück- sicht darauf, wen er verletzte.«
»Du hattest also gar nicht wirklich vor, dich mit Lady Woodley in London zu treffen? Du liebst sie gar nicht?« fragte Elysia zö- gernd. Sie wagte kaum, es auszusprechen, aus Angst alles wäre nur eine Halluzination, ein grausamer Trick, den ihr Verstand ihr spielte.
»Nein, ich habe sie nie geliebt.« Sein Lächeln war bittersüß. »Wie könnte ich je jemand anderen lieben, nachdem ich dich in meinen Armen gehalten und deine süßen Küsse gekostet habe?« sagte er mit heiserer Stimme. »Aber ich glaubte, du würdest mich hassen und ei- nem anderen Mann den Vorzug geben. Fast hätte ich dir noch mehr Unrecht angetan, als ich deinen Bruder Ian z u r Rede stellte. Ich habe noch nie einen überraschteren Mann gesehen als ihn, als ich ihn fragte, welche Absichten er mit dir hätte. Ich dachte, ich hätte dich verloren, und deshalb habe ich einen letzten verzweifelten Versuch unternommen.« Seine Augen glühten wie lodernde Flammen. »Ich hatte mich gefragt, warum, zum Teufel, du mit Mrs. Blackmore in dieser Höhle warst«, sagte er leise mit einem prüfenden Blick. »Wie es scheint, ist Peter dein Vertrauter, aber du solltest wissen, daß Pe- ter keine Geheimnisse bewahren kann. Er ist dazu nicht imstande, er würde explodieren, wenn er es nicht jemandem erzählt.«
Alex ging auf Elysia zu, die Arme ausgebreitet wie ein Bittsteller, und fuhr leise fort: »Du hast dich unnötig in Gefahr gebracht, weil
du dachtest, ich würde dich brauchen, obwohl du gerade dieses ver- fluchte Gespräch in der Bibliothek belauscht hattest. Ich habe mich gefragt, warum. Warum solltest du das tun, wenn du mich nicht liebst? Trotz allem, was passiert war, hast du mich geliebt. Das hat mir wieder Hoffnung gegeben, daß ich dich nicht verloren habe.«
Elysia merkte, wie ihr bei seinen Worten die Tränen in die Augen schossen. Es konnte nicht wahr sein. Sie schüttelte benommen den Kopf und versuchte, seine Worte zu verdauen, aber ihre Reaktionen waren immer noch vom Wein gedämpft. Alex, der jede Regung ih- res Gesichtes und jede Bewegung beobachtete, zog die falschen Schlüsse und sank stöhnend in einen satinbezogenen Sessel, begrub seinen dunklen Kopf in den Händen und starrte betrübt auf den Teppich.
»Ich liebe dich, Elysia. Bedeutet dir das denn gar nichts? Ich bin ein Narr und ein Schuft gewesen, ich war halb verrückt, seit wir uns kennengelernt haben. Ich hielt mich für so schlau, weil ich dich zu meinen eigenen Zwecken benutzt habe. Du warst ein so leichtes Opfer. Ich will dir nicht vorlügen, daß es Liebe auf den ersten Blick war, ich kannte nicht einmal die Bedeutung des Wortes. Aber ich habe dich begehrt, so wie jeder heißblütige Mann eine schöne Frau begehren würde. Ich habe es zwar damals nicht gemerkt, aber als ich dich das erste Mal sah, änderte sich etwas in mir. Erst später habe ich diese Veränderung richtig begriffen. Also habe ich in der Zwischen- zeit unsere mißliche Lage rücksichtslos ausgenützt und mich damit entschuldigt, daß das, was ich dir zu bieten hatte, wesentlich besser war als das, was dich in London erwartet hätte.
Aber plötzlich ist alles außer Kontrolle geraten, denn du warst völlig anders als all die anderen Frauen, die ich bisher gekannt hatte. Du hast mich gehaßt. Das war an sich schon etwas Neues, aber zu- sätzlich merkte ich, daß ich ständig an dich dachte und von dir träumte, bis ich von dir besessen war. Ich redete mir ein, daß es nur körperliche Begierde wäre, was ich empfand, aber nachdem ich dich
zur Meinen gemacht hatte, begehrte ich dich mehr als je zuvor- und nicht nur deinen Körper. Ich war eifersüchtig auf jeden deiner Ge- danken, der nicht mir gehörte. Als ich dich ausgestreckt unter die- sen Bäumen in dem Hain sah, bin ich tausend Tode gestorben, weil ich dachte, du wärst tot. Und in diesem Augenblick wußte ich, daß ich dich mehr liebte, als ich es mir in meinen wildesten Phantasien erträumt hätte.«
Er stand auf, ging zum Kamin und starrte in die Flammen. »Ich bin ein Mann, der das Leben bis zur Neige ausgekostet hat. Der sich immer genommen hat, was er wollte, und sich jeden Wunsch er- füllte. Jetzt will ich dich. Ich könnte dir meinen Willen aufdrängen und dich dazu zwingen, mit mir zu leben. Du bist in meinem Haus, in dem ich der
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