Durch Himmel und Hoelle
hingen.
»Ich kam vom Ball nach Hause und fühlte mich, wie ich mich nie zuvor gefühlt hatte. Ich war übermütig und lustig - ich war ein an- derer Mensch. Ich wußte, daß mir Captain Demarice einen Besuch machen würde - ich wußte es einfach. Aber ich wartete und wartete. Und während ich wartete, traf Elizabeth Captain Demarice in dem Wäldchen unten am Bach. Durch Zufall, sagten sie - aber ich kannte ja ihre verschlagene Art. Sie wußte, daß ich ihn haben wollte. Sie wollte immer das, was mir gehörte - sogar als wir noch klein waren. Er hätte um meine Hand angehalten, wenn sie sich nicht bei ihm
Liebkind gemacht hätte - wie ihre Mutter bei meinem Vater. Sie spielte die Unschuldige und traf ihn bei jeder Gelegenheit heimlich hinter meinem Rücken.
Er nahm schließlich meine Einladung zum Tee an; aber er hatte dabei etwas anderes im Sinn, wie ich dann herausfinden mußte. Wie sollte ich wissen, daß er Elizabeth schon kannte? Ich schickte sie oft weg, um sicher zu sein, daß sie außer Haus war, wenn Captain De- marice zu Besuch käme, aber er kam nie - bis zu diesem Tag. Wir sa- ßen hier im Salon und fingen gerade an, uns näherzukommen, als er mich nach Elizabeth fragte. Ich sagte ihm, sie sei meine Stiefschwe- ster. >Sie ist ein junges, faules Mädchens erklärte ich. Er zog seine Augenbrauen leicht hoch und forderte mich mit einem Blick auf, fortzufahren. Ich wußte, daß ich sie anschwärzen mußte, bevor er sie kennenlernte und von ihrer Schönheit geblendet wurde. Sie würde ihn betören, weil sie von ihrer Mutter jeden Trick gelernt hatte, darum erzählte ich ihm von der Unbeherrschtheit und den Täuschungsmanövern der kleinen Schlampe. Als ich damit fertig war, sagte er, daß er bereits das Vergnügen gehabt hätte, Miss Eliza- beth zu treffen, und in ihr eine süße, sanfte und ehrliche junge Dame kennengelernt hätte. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Er hatte Elizabeth schon kennengelernt? Wo? Wann? Wie konnte das passiert sein? Sie hatte zu keinem der Häuser Zutritt, in die er einge- laden wurde. Er hörte überhaupt nicht auf mich. Elizabeth hatte ihn mit ihrem falschen Charme geblendet. Er stand groß und aufrecht vor mir und sagte mir mit eiskalter Stimme, die mich wie ein Messer durchdrang, daß ich von der Frau spräche, die er heiraten wollte. Er habe Nachforschungen angestellt, sagte er, und herausgefunden, wie ich Elizabeth behandelt hatte.
>Lügen, LügenWas hat Euch denn dieser Weibsteufel erzählt?« wollte ich wissen. >Nichts davon ist wahr. Sie verdreht alles zu ihrem Vorteil - sie hat Euch angelogen.< Ich er- klärte ihm, daß ich eine bessere Ehefrau würde als Elizabeth. Ich
kann mich an seinen schockierten Gesichtsausdruck erinnern, als ich ihm meine Liebe gestand. Es war offensichtlich, daß er sich über meine Gefühle nicht im klaren gewesen war, und er konnte meine Liebe und Sehnsucht auch nicht erwidern. Ich erklärte ihm, daß ich ihm alles bieten konnte: Geld, Graystone Manor, Landbesitz. Eli- zabeth konnte ihm nichts bieten - nichts!
>Zu Eurer Information«, sagte er, >Elizabeth hat nie ein Wort über Euch gesagt, aber wie sie über jemanden wie Euch schweigen konnte, werde ich nie verstehen. Sie ist eben unschuldig an dem Bö- sen in diesem Haus. Sie schenkt mir ihre Liebe, und das ist alles, was ich mir wünsche. Ich brauche weder Geld noch Besitz. Aber ich be- zweifle, daß Ihr überhaupt imstande seid, das zu verstehen, in Eurer Armseligkeit seht Ihr doch in allem nur das Schlechte. Ihr seid eine grausame und selbstsüchtige Frau, und Eure Bitterkeit und Euer Haß wird Euch zerstören. Ihr seid das einzig Böse in diesem Haus.<
Solche Sachen hat er zu mir gesagt! Ich kann mich an jedes Wort erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Er hat mich mit so viel Abscheu und Verachtung angeschaut, daß ich es nicht ertragen konnte. Und dann kam Elizabeth herein, blieb schüchtern auf der Schwelle stehen und tat so, als hätte sie nicht gewußt, daß wir da wa- ren. Sie blickte von einem zum anderen und sah dabei so besorgt und ängstlich aus, daß mich der Anblick ihres engelhaften Gesich- tes, das so viel Bosheit und Falschheit verbarg, in Rage brachte und ich auf sie losstürzte, um ihr die Maske herunterzureißen, damit er die Wahrheit sah. Aber flink wie eine Katze stellte er sich mir in den Weg und schützte sie vor mir. Ich schrie sie beide an. Sagte ihnen, daß ich nie wieder einen von ihnen sehen wollte, solange ich
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