Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
Vom Netzwerk:
Verdächtige räumt ein, sich nicht an alle Details - auch nicht über den Tag der Tat - erinnern zu können. Allerdings darf man nur solchen Hinweisen Glauben schenken, die ungefragt im Verlauf einer längeren Erzählung fallen, also nicht als direkte Antwort auf eine kritische Frage.
    Achten Sie auf größere Lücken, wenn jemand eine Geschichte zum Besten gibt. Zum Beispiel: »Wir waren einkaufen, und kurz darauf hatte sie Hunger.« Hier fehlt offensichtlich eine ganze Zeitspanne. Gute Indizien dafür sind Wendungen wie »später«, »kurz darauf« oder »irgendwann danach«. Wollen Sie mehr über einen Zeitraum erfahren, den Ihr Gegenüber geflissentlich übergangen hat, lohnt es sich, an den detailarmen Stellen nachzuhaken: »Du warst also gestern zu Hause und hast Wetten dass …? gesehen. Was war denn die beste Wette?« Lügner sind auf derartige Fragen nicht gefasst, sie erwarten kein Nachbohren nach scheinbar nebensächlichen Details.
    Eine Anekdote am Rande: Ein Stellenbewerber führte in seinem Lebenslauf »Weine« als Hobby an. Der Personalchef, der das Vorstellungsgespräch leitete, kannte sich nicht mit Wein aus, wusste aber, dass Nachhaken eine wirksame
Methode ist, um die Ehrlichkeit des anderen zu testen. So fragte er den hoffnungsvollen Bewerber nach seinem Lieblingswein - und die Antwort des vermeintlichen Hobby-Connaisseurs fiel kürzer aus als erwartet: »Rotwein.« Man muss nicht viel wissen, um effektiv nachzuhaken - mangelnde Details offenbaren sich erstaunlich leicht.
10. Unstrukturierte Darstellung - Lügen sind rigide
    Lügen sind einstudiert; daher werden sie meist stur von vorne nach hinten erzählt. Wenn jemand ehrlich ist, schildert er ein Ereignis in der Regel unstrukturiert. Vergewaltigungsopfer etwa springen in ihrer Erzählung: »Wie konnte ich nur so naiv sein … Er hat mich überall angefasst … Als ich ihn kennengelernt habe, sah er völlig normal aus.« 8 Erzählt jemand absolut chronologisch, obwohl er eigentlich aufgewühlt sein sollte, darf man misstrauisch werden. Mit einer Einschränkung: Wenn das Opfer die Geschichte zum wiederholten Mal wiedergibt, wird sie selbstverständlich geordneter.
    Gerade bei einer wiederholten Erzählung verändern sich aber Perspektive und Wortwahl ein wenig - außer bei einer Lüge: Hier sind die einzelnen Schritte ganz genau überlegt. Ein Lügner kontrolliert seine Erzählung fortwährend und weicht nie von seinem Plan ab.
    Manchmal verbessern sich vermeintliche Lügner während der Erzählung spontan oder fügen zusätzliche Informationen an - ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie die Wahrheit sagen: »Gestern Mittag, das heißt, es war wohl eher schon Nachmittag, war ich zu Hause.« oder »Ich bin unser Angebot gestern noch mal mit dem Vertriebsleiter durchgegangen, und - ach ja, der Marketingmanager war übrigens
auch dabei - und wir können da leider wirklich nichts machen.«
    Mit Einwänden gegen die Richtigkeit der eigenen Aussage verhält es sich genauso: Gerade wenn der Gesprächspartner eingesteht, dass seine Erzählung wohl nicht sehr plausibel klingt, darf man ihm glauben. Etwa: »Ja, dass ich gestern schon nach der Tagesschau eingeschlafen bin, ist wirklich sonderbar.«
    Scheinbare Erinnerungen erzeugen
    Wie kann es sein, dass Menschen so oft glauben, sie würden sich an etwas erinnern, das nie stattgefunden hat? Der Schlüssel liegt im menschlichen Gehirn: Das Gedächtnis ist keine Schublade, in der unsere Erinnerungen herumliegen, um bei Bedarf herausgekramt zu werden.
    Die Psychologin Elizabeth Loftus machte eine faszinierende Entdeckung: Tatsächlich konstruiert das Gehirn bei jedem Erinnern das Erlebte neu - abhängig von Stimmung, aktuellen Erfahrungen und gerade bestehenden Vorurteilen. Deshalb ist es gar nicht so schwierig, falsche Erinnerungen zu wecken. In einem Experiment fiel es Studenten sehr leicht, Verwandte dazu zu bringen, sich an Erfindungen zu »erinnern« - etwa daran, dass man sich einmal gemeinsam in einem Einkaufszentrum verlaufen hätte. Die Techniken, die dabei angewandt wurden, bestanden im Wesentlichen aus simplen Fragen wie »Weißt du noch, wie wir uns damals in der Shopping Mall verlaufen haben?«.
    Wie einfach es ist, die Erinnerung anderer Menschen durch Fragen zu beeinflussen, demonstrierte ein Experiment des jungen

Weitere Kostenlose Bücher