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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
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Wissenschaftler Richard Ofshe und Ethan Watters sind der festen Meinung, dass Methoden zum angeblichen Zurückholen von Erinnerungen diese oftmals erst kreieren. Die zahlreichen Fälle, in denen Menschen aufgrund falscher Erinnerungen verurteilt wurden, haben in den USA zur Schaffung der False Memory Syndrome Foundation (FMSF) geführt, der zahlreiche bedeutende Wissenschaftler angehören.
    Was Paul Ingram, Erickas Vater, angeht, so bekannte er sich überraschend schuldig und wurde am 20. April 1990 zu zwanzig Jahren Haft verurteilt - 2003 kam er wieder frei. Alles deutet darauf hin, dass nicht nur Ericka, sondern auch er schließlich falschen Erinnerungen zum Opfer fiel.
6. Details über Gespräche
    Wer lügt, erzählt meist nur, was geschehen ist, und nicht, wie es geschehen ist. Diese Beobachtung erstreckt sich auch auf konkrete Wortwechsel: Wenn jemand schildert, wie etwas geäußert wurde, statt nur, dass es geäußert wurde, sagt er wahrscheinlich die Wahrheit. Also nicht nur: »Er sagte, wir sollten was essen gehen.«, sondern: »Er sagte, dass er schon seit einer Stunde Hunger habe und endlich was essen gehen wolle.« Nicht nur der Inhalt ist entscheidend, sondern wie dieser Inhalt ausgedrückt wird.
7. Details über Komplikationen
    Lauscht man einer Lügengeschichte, könnte man fast meinen, auf der Welt gäbe es keine Probleme - alles läuft glatt: »Wie war’s gestern?« - »Schön.« Leider wissen wir, dass die Wahrheit so gut wie immer anders aussieht - irgendwelche Komplikationen treten zwangsläufig auf. Wenn ein Zeuge aber davon berichtet, dass während eines Überfalls in der Nähe ein Feueralarm losging, der alle - Räuber wie Beraubte - kurzzeitig aus dem Konzept brachte, liegt ein Anhaltspunkt für die Wahrheit vor.
8. Harmonische Detailkenntnis
    Hat man es mit einem versierten oder akribisch planenden Lügner zu tun, kann es sein, dass er sich im Vorhinein zahlreiche Details zurechtgelegt hat. Allerdings erstrecken sich diese Details in der Mehrzahl der Fälle nur auf den unmittelbaren Bereich der Lüge.

    Verhörexperten fangen daher gerne mit Fragen nach den kleinsten Einzelheiten des Tages an, an dem die Tat begangen wurde: Natürlich »erinnert« sich der Verhörte zuverlässig an Details wie Uhrzeiten, Mahlzeiten und so weiter. Dann fragen sie plötzlich nach dem darauffolgenden oder vorherigen Tag - und siehe da: Plötzlich kann sich der Befragte nicht entsinnen, was an diesen Tagen geschehen ist. Kennt sich jemand erstaunlich gut mit sämtlichen Details rund um das fragliche Ereignis aus, hat aber ansonsten keine Ahnung, erzählt er wahrscheinlich Märchen - denn seine Detailkenntnis ist einfach nicht »harmonisch«.
9. Überzeugende Erinnerungslücken
    Als Rechtsreferendar saß ich bei zahlreichen Verhandlungen am Frankfurter Amtsgericht neben Richterin Wild. So abwechslungsreich jeder Tag auch war, so gab es kaum eine Verhandlung, in der der Angeklagte nicht behauptete, sich an nichts erinnern zu können. Warum auch nicht? Wie kann man nachweisen, dass sich jemand an etwas erinnert? Schließlich ist das Gedächtnis Privatsache, weshalb kaum etwas leichter ist, als von einem vermeintlichen Blackout zu erzählen.
    Wichtige Ereignisse aber bleiben lange im Gedächtnis haften: Entscheidende Momente, ob schön oder schrecklich, tragen wir ein Leben lang mit uns herum. Doch sogar relativ wichtige Begebenheiten - wie unser erster Schultag oder unser erstes Date - verblassen mit der Zeit. Wesentlich für das Vergessen sind zwei Gründe: Entweder war das Ereignis unwichtig oder es liegt bereits lange zurück.
    Wie also feststellen, ob sich der Angeklagte tatsächlich an nichts mehr erinnert? Hier hilft uns der vorige Punkt, die
sogenannte »harmonische Detailkenntnis«, weiter: Der Befragte macht sich auf jeden Fall verdächtig, wenn er sich an manche, eigentlich unwesentliche Details aus derselben Zeit erinnert, das Entscheidende aber vergessen hat. Weiß er noch ganz genau, dass er am 11. Dezember ein Steak mit einer Ofenkartoffel zu Mittag aß und dass an diesem Tag Eisbär Knuts Cousine in einem fränkischen Zoo geboren wurde, während er sich beim besten Willen nicht erinnern kann, wohin er am folgenden Wochenende verreiste, dann stimmt etwas nicht.
    Viel überzeugender wirkt ein Eingeständnis von zufälligen Erinnerungslücken: Der

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