Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven
dreiÃig Jahre lang täglich belogen werden. Und wenn sie doch eines Tages dahinterkommen, was wirklich geschehen ist, können sie
sich oft nicht mehr daran erinnern, wie der Beschuldigte im Einzelnen auf die Anschuldigungen reagiert hatte.
Tatsächlich ist es sogar schädlich, wenn jemand »Erfahrung« im Entlarven von Lügen sammelt, ohne zuvor geschult zu werden: Erfahrung führt zu gesteigertem Selbstvertrauen, und je selbstsicherer der (naive) Wahrheitsfinder auftritt, desto häufiger liegt er falsch. 4 Ein Beispiel: Der amerikanische Richter und Rechtsphilosoph Jerome N. Frank erzählt von einem Kollegen, der am Ende seiner langen Richterlaufbahn schilderte, dass er unehrliche Zeugen immer daran erkannt habe, dass sie sich während der Aussage die Hände rieben - ein völlig unsinniges Kriterium!
Erschwerend kommt hinzu, dass der Ablauf von Gerichtsprozessen die Lüge eher fördert als behindert: Bis zum ersten Prozesstag hat der Angeklagte reichlich Zeit, seine Aussage vorzubereiten, wodurch die Lüge detaillierter und stichhaltiger und der Lügner selbstsicherer wird - vielleicht glaubt er bis dahin schon selbst an seine ganz eigene Version der Wahrheit. Die Tatsache, dass auch Unschuldige vor Gericht von Natur aus Angst empfinden, macht das Entlarven ebenfalls nicht leichter, zumal direkt mit der Tat verbundene Emotionen bis dahin längst abgekühlt sind. Bessere Chancen hat derjenige, der den Lügner zuerst verhört, etwa die Polizei oder das Jugendamt. Dennoch: Ein Richter kann und sollte seine Wahrheitsfindung verbessern - indem er die fünf Prinzipien lernt und anwendet.
Ob in der Justiz, in der Politik, in der Wirtschaft oder im Privatleben - mit diesen fünf Prinzipien werden Sie den Lügen Ihrer Mitmenschen zuverlässiger auf die Schliche kommen als je zuvor. Ohne Schulung liegt die Treffsicherheit bei etwa 50 %. Durch die in diesem Buch geschilderten Techniken können Sie diese Treffsicherheit maÃgeblich steigern. Wie schon zu Beginn erörtert: Allein indem Sie auf
disharmonische Gesichtsausdrücke achten, können Sie Ihre Entlarvungsrate auf 67-80 % erhöhen; wenn Sie zudem die Stimme berücksichtigen, kommen Sie auf ca. 86 %; und wenn Sie auch noch die Körpersprache gemäà den hier beschriebenen Prinzipien beobachten, ist eine Erfolgsquote von über 90 % möglich. 5 Damit übertrifft man jeden bekannten Lügendetektor (wenn nicht ausnahmsweise ein Tatwissenstest mit sieben Fragen möglich ist) - sprich: Der menschliche Lügendetektor ist ungeschlagen. Auch die modernsten technischen Errungenschaften, die immer wieder am Rande erwähnt wurden, können es nicht mit einem geschulten Menschen aufnehmen. Denn anders als der Lügendetektor kann der Mensch mehr als nur die bloÃe (körperliche) Veränderung registrieren - er kann eine Vielzahl von Anzeichen wahrnehmen, von Mikro-Ausdrücken bis hin zur Detailarmut.
Machen Sie sich die fünf Prinzipien immer wieder bewusst, und Sie werden sehen: Die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten. Ihre Gesprächspartner werden verblüfft sein, dass Sie so sicher zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können. Ja, wahrscheinlich werden Sie selbst erstaunt sein. Denn auch wenn Sie sich nicht jedes Detail merken, genügt das Verständnis der Prinzipien, um Lügen im entscheidenden Moment zu entlarven. Sie werden nicht nur den Konflikt zwischen Schein und Wirklichkeit erkennen - Sie werden die Wahrheit sehen.
»Es gibt drei Dinge auf der Welt, die nicht lange verborgen werden können: die Sonne, der Mond und die Wahrheit.«
KONFUZIUS
ANHANG
Anmerkungen
Wie es zu diesem Buch kam
1 Vrij, 2008, S. 108; Bond & Lee, 2005; Colwell et al., 2002; Newman et al., 2003; Zhou et al., 2004; Ekman, 2001, S. 290, 331, 350.
Einleitung
1 Attraktivität: Aune et al., 1993; Bull & Rumsey, 1988. Baby-Face: Masip et al., 2003 a, b, 2004; Zebrowitz et al., 1996.
2 Bond, Omar, Mahmoud & Bonser, 1990.
3 Ekman, 2001, S. 339.
4 Cheney & Seyfarth, 1990, S. 189; Bond et al., 1985, S. 341; Ekman, 2001, S. 339 ff.
5 Park, Levine, McCornack, Morrison & Ferrara, 2002.
6 Ekman, 2001, S. 292; Vrij, 2008, S. 162; über Verkäufer: DePaulo & DePaulo, 1989.
7 Ãber das geschlechtsspezifische Lügenverhalten: DePaulo & Bell, 1996; DePaulo, Kashy et al., 1996; Feldman et al., 2002; Vrij, 2008, S. 26 ff.; über die Beliebtheit der Frau: Reis,
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