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Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven

Titel: Durchschaut - Das Geheimnis, kleine und große Luegen zu entlarven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Nasher
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zwischen den Gesprächspartnern führen zu Abweichungen vom Normalverhalten. Beim ersten Kennenlernen geben sich Menschen ohnehin häufig anders als sonst: Sie bemühen sich, einen guten Eindruck zu machen, und zeigen dadurch Stresssymptome. Schließen Sie also nicht voreilig auf eine Lüge, sondern behalten Sie immer im Hinterkopf, dass auch andere Faktoren hinter auffälligem Verhalten stehen könnten, die Sie erst ausschließen müssen.

Dritte Grundregel: Neutrale Orte
    Ein gutes Mittel, um solche Störfaktoren so gering wie möglich zu halten, ist die Wahl eines neutralen Orts für das Gespräch. Nichts sollte von der Unterredung ablenken, auch kein Telefon oder dergleichen, damit jegliches Verhalten dem Verhör und der möglichen Lüge zugeschrieben werden kann.
    Vermuten Sie eine Lüge, versuchen Sie am besten, mit dem Lügner in Ruhe und auf möglichst neutralem Terrain zu sprechen. Suchen Sie das Gespräch unter vier Augen - denn wer eine Lüge einräumt, steht sowieso schon ziemlich schlecht da. Erinnern Sie sich noch an das letzte Mal, als Sie jemandem etwas gestanden haben? War es vor einer Gruppe oder in einem vertrauten Zwiegespräch?
    Außerdem sollten Sie keine Barriere zwischen sich und dem vermeintlichen Lügner aufbauen, damit buchstäblich
nichts zwischen Ihnen und Ihrem Gegenüber steht. Moderne Polizeiverhöre finden in Räumen ohne Schreibtisch statt. So können die Verhörenden zudem die gesamte Körpersprache des Befragten beobachten.

Der Vogelstrauß-Effekt
    Aus drei Gründen fallen Menschen ständig auf Lügen herein: Erstens ist es für den ungeschulten Beobachter sehr schwierig, Lügen zu enttarnen, da die Unterschiede zwischen Wahrheit und Unwahrheit oft minimal ausfallen. Zweitens führt eine Reihe typischer Fehler dazu, dass Wahrheit und Lüge immer wieder verwechselt werden. Mit diesem Buch hoffe ich, diese beiden Schwierigkeiten so weit wie möglich ausgeräumt zu haben.
    Was den dritten Grund angeht, bin ich machtlos: Manchmal will man die Wahrheit gar nicht wissen, frei nach dem deutschen Dramatiker August von Kotzebue: »Wahrheit ist eine widerliche Arznei; man bleibt lieber krank, ehe man sich entschließt, sie einzunehmen.«
    Dieses Phänomen hat der Psychologe Aldert Vrij als »Vogelstrauß-Effekt« ( Ostrich Effect ) bezeichnet. Eheleute etwa verschließen häufig die Augen vor der Untreue des Partners, weil sie sich insgeheim vor der Einsamkeit fürchten. Deshalb ignoriert sie beispielsweise, dass er immer häufiger spät von der Arbeit nach Hause kommt und nach einem fremden Parfüm duftet. Je länger derartige Anzeichen beiseite geschoben werden, desto stärker wird die Verdrängung - man lebt eine Lüge. Im Berufsleben ist es nicht anders: Wenn jemand versehentlich einen Blender einstellt und die ersten Anzeichen für dessen Inkompetenz geflissentlich ignoriert, begibt er sich in große Gefahr - denn je
länger er den Kopf in den Sand steckt, desto peinlicher wird es, wenn dann doch herauskommt, dass seine letzte Personalentscheidung falsch war.
    Sprich: Auch wenn Lügen das Leben manchmal tatsächlich leichter machen, lohnt es sich praktisch nie, sich langfristig in die eigene Tasche zu lügen - und wer der Versuchung doch nicht widerstehen kann, muss mit negativen Konsequenzen rechnen. »Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge«, um es mit Thomas Mann auf den Punkt zu bringen.

Schluss
    Erinnern Sie sich noch an Wayne A. und Antonio I.? Die beiden Herren, die fürstlich im Frankfurter Luxushotel logierten, um dann zu türmen, ehe sie die Rechnung beglichen hatten? Zugegeben, eine fragwürdige Aktion - aber war es wirklich ein Betrug, zu dem eben der Vorsatz gehört? Das bleibt mehr als zweifelhaft. Trotzdem wurden die beiden Australier als Betrüger verurteilt - der Richter war sich seiner Sache sicher.
    Es sollte selbstverständlich sein, dass gerade Richter, die ein so hohes Ziel wie die Gerechtigkeit verfolgen, professionelle und wissenschaftlich fundierte Techniken erlernen, um tagtäglich zwischen wahr und falsch zu unterscheiden. Doch derartige Schulungen gibt es nicht. Jahrelange Berufserfahrung ist auch keine Alternative: Zum einen erfahren Richter und Polizisten nur in den seltensten Fällen jemals die Wahrheit über die Fälle, mit denen sie sich herumgeschlagen haben - man kann ohne Weiteres

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