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Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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drang das Mondlicht nicht bis hierher.
    „Wer ist denn das?“ sagte Tim,
kaum daß Karl fertig war mit dem Erzählen.
    Alle folgten seinem Blick.
    Eine Gestalt kam die Straße
herab, im dunklen Overall, ohne Mütze. Beide Hände hielten große Eimer — nein,
Kanister. Der Mann lief geduckt. Die Haltung drückte aus: Ein harmloser
Nachtwanderer war das nicht.
    „Neppler!“ sagte Karl. „Das ist
er. Jedenfalls ist es der Typ, der den Zagato fuhr und dann versteckt hat.“
    „Muß Neppler sein“, meinte
Klößchen mit vollem Mund. Er roch nach Schokolade.
    Die Jungs spähten.
    Neppler machte Halt. Er war bei
den Wracks. Gebückt hantierte er mit den Kanistern herum. Dann goß er sie aus.
Unter die Wracks, auf die Wracks — alles in höchster Eile. Schon war er fertig,
zog aber noch eine flüssige, gekleckerte Rinnsal-Spur straßauf in seine
Richtung, aus der er gekommen war.

    „Was macht der?“ wunderte sich
Klößchen.
    „Benzin!“ sagte Tim. „Der will
die Schrotthaufen abfackeln.“
    „Darf er denn das?“
    „Natürlich nicht. Sonst käme er
ja bei Tag.“
    „Stimmt!“ nickte Klößchen.
„Aber er kommt im Mantel der Nacht.“
    Neppler bückte sich. Er war
etwa 150 Meter entfernt.
    Ein Streichholz flammte auf.
Jedenfalls glaubte Tim das zu sehen. Zu Nepplers Füßen brannte das Ende der
Rinnsal-Spur. Feuer loderte kniehoch. Dann raste die Flamme auf der Benzin-Spur
entlang wie an einer Hochgeschwindigkeits-Zündschnur.
    ...wwwhhhuuummm...
    Mit Fauchen und Puffen
entzündete sich der See aus Benzin unter Wrack Nr. eins. Und das Feuer raste
weiter.
    Nr. eins brannte, jetzt Nr.
zwei, dann auch das dritte Wrack. Flammen schossen hoch, schon hüllten sie die
Schrotthaufen ein. Scheiterhaufen! Es zischte und prasselte. Und die Luft roch
nach einem Brandcocktail übelster Art, nach Lack, Gummi, Plastik und Blech.
    Neppler hatte sofort die Beine
geschmissen, war zurückgehetzt mit seinen Kanistern. Ab durch die Pforte neben
dem Tor. Klappe zu, und er ward nicht mehr gesehen.
    „Seltsamer Typ!“ meinte Tim.
„Kommt, wir wärmen uns die Hände. Und passen auf, daß das Feuer nicht
übergreift auf die Büsche.“
    Tim sprang aufs Rad und sauste
los, als hätte ihn eine Ahnung getrieben.

23. Später
Besuch
     
    Das Eisentor war geschlossen,
die Pforte daneben auch. Klößchen ließ Uwes Füße los. Die Absätze schlugen auf
den Boden.
    Tim, der Uwes obere Hälfte
schleppte, setzte den Betrunkenen an der Mauer ab. Dort kippte er zur Seite.
Aber für Sekunden hob sich der Nebel von seinem Gehirn.
    „Erwin“, nuschelte er mit
geschlossenen Augen, „die... die nächste Runde... zahle ich.“
    „Wissen wir schon“, meinte
Klößchen und drückte auf die Klingel neben den Metallrippen der
Gegensprech-Anlage. Sie befand sich in der Mauer bei der Pforte.
    Sekunden vergingen. Dann fuhr
eine Stimme heraus wie ein Peitschenschlag.
    „Ja? Wer da?“
    „Wir haben hier einen
Betrunkenen aufgelesen“, sagte Tim. „Er hat Scheckkarten bei sich auf den Namen
Uwe Neppler. Gehört er hierher? Er ist leider nicht ansprechbar.“
    Neppler zerkaute einen Fluch.
    „Augenblick. Ich komme.“
    Tim sah ihn durch die
Eisenstreben des Tors. Neppler nahte im Laufschritt. Er trug noch den dunklen
Overall, der aber nicht Arbeitskluft war, sondern Edel-Klamotte — echt
rennfahrermäßig oder für Radsport bei Kaltluft.
    Neppler öffnete die Pforte. Ein
Blick für die Jungs, ein zweiter für Uwe.
    „Ja, das ist mein Bruder. Er...
äh... hatte einen Grund zum Feiern. Und hat wohl etwas übertrieben.“
    „Er schwebt am Rand einer
Alkoholvergiftung“, sagte Tim.
    „Woher willst du das wissen?“
    „Er ist größtenteils
bewußtlos.“
    „Er verträgt nicht viel. Erholt
sich aber rasch. Wo habt ihr ihn gefunden?“
    „Er lag in einem der brennenden
Auto-Wracks.“
    Tim deutete mit dem Daumen über
die Schulter und hielt den Blick scharf auf Neppler gerichtet.
    Der Immobilien-Hai erstarrte.
Nur der dünnknochige Unterkiefer begann zu zittern.
    „Wo?“
    „In einem der brennenden
Wracks.“
    „Aber...“, Neppler ächzte.
„Das...“ Dann riß er sich zusammen. „Brennende Auto-Wracks? Wo... Ach, dort
hinten. Ich hielt das für Laubhaufen. Wer hat denn da gezündelt?“
    Ein Versehen, dachte Tim. Kein
Mordanschlag. Dieser Immo-Hai wußte nicht, daß dort sein Brüderlein pennt.
Jetzt fährt ihm der Schreck in die Knochen. Hätte ihn beinahe gegrillt, den
Saufkopp. Aber das war nicht geplant.
    „Wir haben gesehen“,

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