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Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Taschen!“
    „Häh?“
    Mivan sprach perfekt deutsch,
nicht so verstümmelt wie Kartoffelnase, sondern mit exakter Grammatik.
    Freilich: Im Moment wußte er,
Mivan, noch nicht, ob er diese Fähigkeit einbringen sollte, oder ob es besser
war, nix zu verstehen.
    „Mitkommen! habe ich gesagt.“
    Priske hob die Stimme.
    „Weshalb? Was soll das?“
    Mivan tat blöde, entschloß sich
aber, seine Weitläufigkeit nicht unter den Scheffel zu stellen. Immerhin
beherrschte er außer seiner Muttersprache noch Englisch, Deutsch und
Französisch. In Italien kam er mit Zeichensprache zurecht, in Polen mit
Flüchen.
    „Sie haben eine Armbanduhr
gestohlen. Ein Kunde hat’s beobachtet.“
    „So ein Unsinn! Ich habe eine
Uhr gekauft. Eine Damenarmband-Uhr.“
    „Und eine Herrenarmband-Uhr
gestohlen. Sie steckt in der rechten — nein, in der linken Jackentasche.“
    Unwillkürlich hob Mivan die
linke Hand und drückte sie gegen den Stoff seiner Anzugsjacke.
    Eine Uhr!
    Deutlich spürte er ihren Umriß.
Bestimmt war das Preisschild noch dran.
    Vorbei an dem Detektiv blickte
er in ein grinsendes Gesicht.
    Branco stand dort, feixend, und
machte eine verächtliche Geste.
     
    *
     
    Und nun? dachte Tim. Was macht
Priske? Ist er bewaffnet? Hat er Handschellen? Freiwillig kommt Krauskopf nicht
mit. Das steht in seinen schwarzen Augen — ein ganz harter Ausdruck, brutal,
obwohl der Mann grinst. Ein ertappter Dieb. Gleich flieht er, sicherlich.
    Tim behielt recht, aber nur
halb..
    Krauskopf floh nicht in die
Richtung, die unversperrt war. Vielleicht weil er dann den Verfolger im Nacken
gehabt hätte. Nein, der Typ entschloß sich zu gemächlicher Flucht, was aber
voraussetzte, daß ihm Priske nichts mehr anhaben konnte.
    Ein kräftiger Typ, der
Krauskopf.
    Blitzartig riß er die linke
Faust aufwärts.
    Der Hausdetektiv wurde total
überrascht. Zu spät für Gegenwehr. Er erhielt einen klassischen Kinnhaken,
wurde von den Füßen gerissen und flog gegen eine Schmuck-Vitrine.

    Dort ging er zu Boden und blieb
sitzen, groggy.
    Petra schrie auf. Auch einige
Kundinnen, die zum Glück nicht in der Nähe standen, schrien.
    Krauskopf wollte verschwinden,
sah sich aber plötzlich Tim gegenüber und versuchte zum zweitenmal, seinen
linken Haken anzubringen.
    Tim wich aus und konterte
gleichzeitig: mit einem Vorwärtstritt in den unteren Bereich.
    Die Wirkung war gewaltig und
wurde noch verstärkt dadurch, daß Krauskopf sich nach vorn warf, um seinem
linken Haken mehr Wucht zu geben.
    Der Mann fiel rücklings zu
Boden, rollte auf die Seite und krümmte sich zusammen, beide Hände an den Leib
gepreßt.
    „Dieser... Mistkerl!“
    Priske zog sich an der Vitrine
hoch.
    Von irgendwoher rannten drei,
vier Verkäufer herbei, Beistand für den Hausdetektiv. Aber der brauchte keine
Unterstützung mehr, höchstens einen Eisbeutel für seine Kinnlade. Was Krauskopf
betraf, hatte Tim ganze Arbeit geleistet mit seinem meisterlichen Kung-Fu-Tritt.
    Tumult!
    Tim sah sich um nach
Kartoffelnase, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
    Logo! Wenn Petra recht hatte
mit ihrer Vermutung, war es besser für den Typ, die Platte zu putzen.
    Drei Kaufhaus-Angestellte
richteten Krauskopf auf und hielten ihn fest. Er stand sichelkrumm,
schmerzverzerrt das Gesicht. Der Mann war keine Gefahr mehr.
    Tim hob das Päckchen auf, das
Krauskopf gehörte. Wahrscheinlich die gekaufte Damenarmband-Uhr.
    Priske nahm das Päckchen.
    Einer der Helfer griff in
Krauskopfs linke Jackentasche und holte die gestohlene Uhr hervor. Sie war aus
Gold — keine exklusive Nobelmarke, wie der Fachhandel sie anbietet, aber
trotzdem ein teures Stück.
    „Die... habe ich... nicht
gestohlen“, japste Krauskopf. „Dieser Kerl, der dort stand, hat sie mir in die
Tasche gesteckt. Er heißt Branco Plesidce. Ein Taschendieb.“
    „Das kannst du gleich der
Polizei erzählen“, schnauzte Priske ihn an. „Los, ab in mein Büro!“
    Er vermied es, zu den Gaffern
hinzusehen. Denn er hatte keine rühmliche Rolle gespielt.
    Er sah auch Petra nicht an, die
Jungs schon gar nicht. Er schob ab mit seinen Helfern, die den Krauskopf
zwischen sich schleiften.
    „Das wäre es dann im Moment
auch für uns“, sagte Tim. Petra hatte sich während der Keilerei hinter eine
Säule geflüchtet und kam jetzt wieder hervor.
    „O Gott! War das schrecklich!
Tätlichkeiten, Gewalt — wie ich das hasse! Ich dachte immer, Diebe sind nicht
so roh.“
    „Manche sind vielseitig“,
erwiderte Tim. „Es kommt auf den Typ an.

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