Dynamit im Kofferraum
mir
gemerkt. Wir melden uns, sobald wir was ermittelt haben. Und jetzt fangen wir
an.“ Tim schob seinen Stuhl zurück. „Vielen Dank für die Einladung.“
4. Für Gerechtigkeit — umsonst
Tim und Klößchen fuhren mit der
Rolltreppe in die dritte Etage hinunter.
Damen-Bekleidung. Kleider,
Kostüme, Mäntel, Wäsche. Zubehör und zwei Boutiquen mit modischem Angebot.
Freilich: Es waren nicht nur
Frauen, die dieses Stockwerk bevölkerten. Viele hatten ihre Männer mitgebracht,
Freunde, Söhne, Väter.
Also fiel auch nicht auf, daß
die beiden Jungs umherschlappten. Offenbar zwei rührige Söhne beim
Preisvergleich. Denn immer wieder prüften sie die Etiketten mit der DM-Zahl.
„Hier stimmt alles“, murmelte
Tim.
„Bei mir auch“, erklärte
Klößchen.
Er prüfte den runden
Kleiderständer mit Herbstkostümen. Sie waren alle gleich, ausgenommen die
Konfektionsgröße, die Preise unterschieden sich nicht.
Tim untersuchte die Pullover in
einem Regal.
Es reichte bis in Augenhöhe.
Pullover lagen auch darauf, gestapelt. Durch den Spalt zwischen zwei Stapeln
konnte er hindurchsehen. Und er tat’s im richtigen Moment.
Der Blick fiel auf
Kartoffelnase, der — wie Krauskopf behauptet hatte — Branco Plesidce hieß.
Tim machte schmale Augen.
Der Typ war also immer noch
hier. In welcher Absicht? Wollte er ein Kleid kaufen für seine Liebste? Oder
war er ein Taschendieb, der nicht nur Petra Fronsippe beklaute?
Tim winkte Klößchen zu sich.
Beide spähten um die Ecke des
Regals.
„Wir folgen ihm“, sagte Tim.
„Aber er darf uns nicht bemerken. Vielleicht ertappen wir ihn bei der Arbeit.“
„Da! Paß auf!“
Tim hatte sich abgewandt, um
das Regal auf der anderen Seite zu umrunden. Aber jetzt sah er: Kartoffelnase
trat von hinten an eine Dame heran.
Deren Einkaufstasche hing am
Bügel über dem Unterarm. Die Frau hatte ein Strickkleid auseinandergefaltet,
hielt es vor sich und wollte die Größe feststellen.
Und schon hatte Kartoffelnase
die Hand in ihrer Einkaufstasche.
Ein rotes Portemonnaie. Er
steckte es ein. Rasch ging er durch die Gänge zwischen den behängten
Kleiderstangen. Als er die Herrentoilette ansteuerte, war Tim hinter ihm.
Aber der Dieb merkte nichts.
Jedenfalls sah er sich nicht um. Vielleicht gehörte das zu seinen Grundsätzen,
um nicht zu zeigen, daß er ein schlechtes Gewissen hatte.
Kartoffelnase verschwand hinter
der Tür. Bevor sie sich schloß, war auch Tim im Vorraum, wo man sich die Hände
waschen konnte und trocknen, sonst aber nichts.
Kartoffelnase trat in eine
Klokabine. Als er hinter sich dichtmachen wollte, stieß Tim die Tür auf. Der
Taschendieb taumelte gegen die WC-Schüssel, verlor den Halt und saß auch schon
— auf der nicht sehr sauberen Brille.
„Du verrückt?“ bellte er Tim
an. „Was…“
Er hielt inne und kniff die
Lider zusammen. Offenbar erkannte er den TKKG-Häuptling, wußte aber nicht, wie
das einzuschätzen war — die Begegnung in dieser Notdurft-Zelle.
„Du kommst mit zum
Hausdetektiv“, sagte Tim. „Und keinen Fluchtversuch! Sonst mache ich dich
platt.“
„Was? Du verrückt. Du...“
„Du hast eben eine Frau
beklaut. Ihr Portemonnaie steckt noch in deiner Tasche. Laß die Hände draußen!
Ich warne dich. Los, jetzt! Ab die Post! Du hast auch Petra Fronsippe
bestohlen. Wo ist ihr Portemonnaie?“
Seine Kartoffelnase wurde weiß,
auch der Rest des Gesichts.
„Ich... ich sonst nicht
gestohlen. Nur eben das Portemonnaie. Weil gar kein Geld mehr. Arm wie
Kirchenlaus.“
„Wie Kirchenmaus — heißt es.“
Branco fügte sich. Mit
hängenden Schultern schlurfte er los. Tim paßte auf, spürte aber: Aus dem Typ
war die Luft raus.
In der Abteilung für
Damen-Bekleidung stand die Bestohlene an der Kasse und begann gerade zu
jammern. Ihr Portemonnaie sei weg. Gestohlen? Verloren?
Klößchen reagierte auf Tims
Zeichen, warf sich in die Brust und trat zu der Frau.
„Ganz recht, meine Dame“,
erklärte er, „Sie wurden soeben bestohlen. Aber wir vom TKKG halten die Augen
offen und sind immer einsatzbereit. Sehen Sie mal dorthin! Mein Freund Tim hat
den Dieb erwischt. Der wird jetzt zum — ich nehme an, zum Hausdetektiv
gebracht. Wenn Sie sich uns anschließen, kriegen Sie Ihre Geldbörse zurück. Und
machen Sie sich keine Gedanken wegen des Finderlohns. So was nehmen wir nicht.
Für die Gerechtigkeit arbeiten wir umsonst.“
Die Frau war verblüfft. Sie
hatte bläulich gefärbte Haare und sah aus wie eine
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