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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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auch das königliche Wappen der Stuarts, Mr Whitcroft!«, würde Mr Rifkin, mein neuerGeschichtslehrer, mit entnervter Miene feststellen, als ich das ein paar Tage später bemängelte – und eine quälende Stunde lang erklären, warum aufregende Wappentiere für eine Kathedralenschule gänzlich unpassend waren.
    Meine alte Schule hatte einer Zementschachtel geglichen. Die neue war ein Palast. »Erbaut 1225, als Wohnsitz des Bischofs«, wie Alma mir mit erhobener Stimme erklärte, weil sich eine Horde lärmender und beunruhigend großer Jungen an uns vorbeidrängte.
    Mir war übel vor Angst, und es half wenig, dass ich mir zum Trost ausmalte, den Vollbart an einem der riesigen Bäume aufzuknüpfen, die auf dem Rasen vor der Schule wuchsen.
    Alma setzte ihren Vortrag fort, während wir über knirschenden Kies auf den Eingang zugingen. »Das Hauptgebäude wurde 1225 erbaut, Bischof Beauchamp ließ im 15. Jahrhundert einen Turm auf der Ostseite errichten, die Fassade ist …« Und so weiter, und so weiter. Sie betete sogar die Namen etlicher Bischöfe herunter, die früher hier residiert hatten. Ihre Porträts hängen im Treppenhaus, und angeblich bringt es Glück, ihnen vor einem Test Papierkugeln gegen die Stirn zu werfen. Aber bei mir hat das nie funktioniert. Wie auch immer … von all dem Wissen, mit dem Alma meinen müden Kopf an diesem ersten Morgen füllte, blieb mir nur im Gedächtnis haften, dass Jakob der Zweite hinter einem der Fenster im zweiten Stock so schlimmes Nasenbluten bekam, dass er tagelang im Bett lag, statt gegen Wilhelm von Oranien zu kämpfen.

    Ich lernte nicht viel an diesem ersten Tag. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir Namen und Gesichter zu merken und mich in dem Labyrinth aus Korridoren und Treppen nicht zu verlaufen.Ich musste zugeben, dass meine Mitschüler nicht verhungert aussahen, und die dunklen Säle, die ich in meinen Träumen gesehen hatte, waren auch nirgends zu entdecken. Sogar die Lehrer waren erträglich. Aber all das änderte nichts an der Tatsache, dass ich ein Verbannter war, und so kehrte ich jeden Abend mit derselben finsteren Miene zu Angus und Stu zurück, die ich am Morgen vor dem Spiegel im Waschraum aufgesetzt hatte. Ich war der Graf von Monte Christo, der von der furchtbaren Gefängnisinsel zurückkehren würde, um Rache an allen zu nehmen, die ihn dorthin gebracht hatten. Ich war Napoleon, verbannt und einsam sterbend auf St. Helena. Harry unter der Treppe der Dursleys.
    Das Haus, in dem ich die Nächte meiner Verbannung verbrachte, hat keine Geschichten über königliches Nasenbluten zu bieten. Das Internat der Schule war erst kurz vor meiner Ankunft vom Bischofspalast dorthin gezogen. Das Gebäude ist, wie mir die Popplewells erzählt hatten, auch ziemlich alt, aber in dem moderneren Anbau, in dem wir schliefen, herrschte das 21. Jahrhundert: Linoleum, Etagenbetten, Waschräume und im Erdgeschoss ein Fernsehzimmer. Den Mädchen gehörte der erste Stock, den Jungen der zweite.
    In unserem Dreibettzimmer war Angus der unbestrittene Inhaber des Einzelbetts. Angus war einen Kopf größer als ich, drei viertel schottisch (über das andere Viertel schwieg er sich aus), ein ziemlich guter Rugby-Spieler und einer der Auserwählten, wie die Choristen der Schule von uns weniger Auserwählten genannt wurden. Sie trugen Gewänder, die fast so alt wie der Bischofspalast waren, wurden für Proben vom Unterricht befreit und sangen nichtnur in der Kathedrale, sondern auch an so exotisch klingenden Orten wie Moskau oder New York. (Ich war wenig überrascht, als ich den Test nicht bestand, aber Mam war ziemlich enttäuscht. Schließlich war mein Vater ein Chorist gewesen.)
    Über Angus’ Bett hingen Fotos von seinem Hund, zwei Kanarienvögeln und einer zahmen Schildkröte, doch keins von den menschlichen Mitgliedern seiner Familie. Als Stu und ich sie schließlich kennenlernten, stellten wir fest, dass sie tatsächlich nicht so nett wie der Hund und die Kanarienvögel aussahen. Allerdings hatte Angus’ Großvater sehr viel Ähnlichkeit mit der Schildkröte. Angus schlief unter einem Berg von Stofftieren und trug Schlafanzüge mit Hundemuster, was beides, wie ich schnell lernte, besser unkommentiert blieb, wenn man nicht am eigenen Leib erfahren wollte, was eine Schottische Umarmung war.
    Stu belegte das obere Etagenbett, was mir das untere übrig ließ, und eine Matratze über meinem Kopf, deren Ächzen mich in den ersten Nächten jedes Mal aus dem Schlaf riss, wenn

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