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E-Book statt Papierkonserve

E-Book statt Papierkonserve

Titel: E-Book statt Papierkonserve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Michaelis
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geworden. Profitiert haben diese neuen Geräte dabei von den Erfahrungen im PC-Bereich. Da wurde beispielsweise die Entwicklung einzelner Komponenten wie Grafikkarten und Speicher schnell vorangetrieben – befeuert auch durch die Nachfrage der Computerspieler. Da die Komponenten im PC zwar durch das Betriebssystem zusammengehalten werden, aber austauschbar sind, konnten die Systeme ständig verbessert werden. Zudem auch immer wieder neue Anwendungen aufgespielt und im Bedarfsfall aktualisiert werden können.
    Das neue mobile Internet samt den zugehörigen Programmen und Geräten ist eine Erweiterung der Gutenberg-Maschine und profitiert von den Verbesserungen im PC-Bereich. Und während Gutenbergs Druckerpresse samt den dazugehörigen beweglichen Lettern und der Spezialtinte gedruckte Bücher als Massenprodukte ermöglichte, schafft die Gutenberg-Maschine einen digitalen Raum, der sämtliche medialen Inhalte – seien es nun Texte, Hörspiele, Filme oder neue Mischformen – sammelt und auf Abruf zur Verfügung stellt. Auch die Vervielfältigung aller Inhalte ist ohne Probleme möglich, sofern die digitalen Dateien nicht mit einem Kopierschutz ausgestattet sind. Musste Gutenberg bei seiner Druckerpresse noch für jedes neu zu bedruckende Blatt Papier einlegen und den Seitenspiegel mit Druckertinte versehen, so reicht heute ein Klick auf die rechte Maustaste und die Auswahl des Punktes „Kopieren“ oder die einfache Tastenkombination STRG + C, um in Windeseile eine Kopie anzufertigen.
    Bücher sind bisher noch vornehmlich in gedruckter Form verbreitet. Allerdings hat das digitale Buch – zumindest in den USA – zu einem Höhenflug angesetzt und auch in Deutschland wächst das Interesse. Dabei hatte das Unterfangen E-Book – im Unterschied zur Gutenberg-Maschine – wenig hoffnungsvoll begonnen: Ab 1995 diskutierten Verlage und Bibliotheken zwar mit großer Euphorie, wie sich der Wechsel vom gedruckten zum digitalen Buch gestalten würde. Einen Dämpfer erhielten allzu Begeisterte jedoch schon mit dem ersten E-Book-Reader, der 1998 in den USA und – nach mehrfacher Verschiebung – schließlich im Juni 2000 auch in Deutschland eingeführt wurde. „Rohrkrepierer statt Revolution?“, fragte das Magazin „Der Spiegel“ nach ersten Erfahrungen mit dem Gerät. Die Mängelliste war lang und ernüchternd. Zur Einführung standen nur 500 deutschsprachige E-Books zum Download bereit, das Gerät wog 627 Gramm und kostete 675 Mark. Zudem ließen sich die elektronischen Bücher nicht auf den PC übertragen und nicht ausdrucken. Auch die Anzahl der E-Books, die dieses Gerät fassen konnte, mutet gegenüber den heutigen mobilen Geräten recht bescheiden an: Rund 50 Bücher zu jeweils 400 Seiten speicherte das Rocket E-Book in der Version, die im Jahr 2000 in Deutschland verkauft wurde. Zum Vergleich: Die momentan erhältlichen Geräte der neuesten Generation speichern alle über 1.000 Bücher. An die Phase der gespannten und großen Erwartungen zwischen 1995 und 1998 schloss sich also eine Phase an, die eher von Ernüchterung gekennzeichnet war. Diese Phase dauerte von 1999 bis 2007.
    Insgesamt gab es widersprüchliche Erfahrungen. So veröffentlichte beispielsweise der bekannte Autor Stephen King im März 2000 einen Roman als E-Book. „Riding the Bullet“ verkaufte sich in den ersten zwei Tagen sage und schreibe 500.000 Mal. Angespornt von diesem Erfolg begann Stephen King im Sommer 2000, einen Roman als Fortsetzungsgeschichte über seine eigene Website zu verkaufen und zum Download anzubieten. Das Spannende daran: Das jeweils nächste Kapitel wollte er nur schreiben, wenn wenigstens drei von vier Lesern des vorherigen Kapitels ihm einen Dollar zahlten. Die Geschichte mit dem Titel „The Plant“ war eine überarbeitete Version eines Fortsetzungsromans, den King schon Anfang der 1980er Jahre in kleiner Auflage veröffentlicht hatte. Zunächst hatte der Autor auch Erfolg – mehr als 75 Prozent der Leser des ersten Teils zahlten den vereinbarten Dollar für den zweiten Teil. Doch die Nachfrage ließ rasant nach: Bezahlten zunächst rund 120.000 Personen für eine Fortsetzung, so waren es bei den weiteren Teilen nur noch 40.000. King erreichte weder die von ihm anvisierten 75 Prozent der Folgezahler noch die geringere Quote von 50 Prozent. So war nach sechs Teilen Schluss. Zum Weihnachtsfest des Jahres 2000 veröffentlichte er den abschließenden Teil für die Leserinnen und Leser. Wie ein entsprechendes

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