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E-Book statt Papierkonserve

E-Book statt Papierkonserve

Titel: E-Book statt Papierkonserve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Michaelis
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längst veraltet ist. Denn wenn wir das WWW auf ein einzelnes Prinzip reduzieren wollen, dann ist es der einfache Austausch von Texten, Bildern und Tönen über unbestimmte Entfernungen hinweg.
    Genau das war die brillante Idee von Tim Berners-Lee, jenem britischen Physiker, der 1990 am schweizerischen CERN die verschiedenen Elemente zusammenbrachte und dies in seinem Text „Answers for Young People“ wie folgt beschrieb: „Ich musste nur die Hypertext-Idee nehmen und sie mit den Ideen des TCP [Transmission Control Protocol, d. Red.] und des DNS [Domain Name System, d. Red.] verbinden und – ta-da! – das World Wide Web.“ Der Brite hatte die neue Art der Kommunikation zunächst ausschließlich für die internationale wissenschaftliche Community erfunden. Schon zuvor war es über Computer und Telefonkabel möglich gewesen, Texte zwischen einzelnen Computern, etwa als E-Mail, zu übermitteln. Aber Berners-Lee wollte mehr. Er wollte den Interessierten das Wissen, das auf einzelnen Computern verteilt lag, anschaulich und zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich machen. So entwickelte er eine Sprache, mit der man Texte und Bilder auf einem Bildschirm darstellen kann – einen unsichtbaren Text im Hintergrund, der bestimmt, wie Texte und Bilder dargestellt werden, fett oder kursiv, mit Bild oder ohne, mit Tabellen oder Aufzählungen etc. Diese Sprache nannte er Hypertext Markup Language, kurz: HTML.
    Zudem gibt es Computer, die Seiten speichern und auf Anfrage verschicken oder weiterleiten. Sie bedienen die Interessen des Nutzers. Bedienen heißt auf Englisch „to serve“. Entsprechend heißen diese Computer Server. Und so, wie es früher und heute Protokolle gab und gibt, gemäß denen die Botschafter anderer Länder empfangen werden, so kennen diese Server, diese Computer, die der Informationsübermittlung dienen, auch die Art und Weise, wie sie die angeforderte Seite auf den Weg bringen. Auch alle anderen Stellen können die Informationen nach den Vorgaben des gemeinsamen Protokolls weiterleiten. Empfang und Abschied erfolgen streng nach dem Protokoll des HTTP – des Hypertext Transfer Protocol, einer speziellen Form des in den 1970er Jahren entwickelten TCP.
    Die entsprechenden Seiten – oder, um bei dem Bild zu bleiben, die entsprechenden Höfe – haben eigene Namen, etwa www.website.de. Diese Adresse oder, sagen wir einfach, dieser Hof erhält eine Anfrage und schickt einen Botschafter mit seinem Tross als Antwort auf den Weg. Der Tross wird auseinandergerissen, jede Kutsche reist für sich, über eine andere Route, sucht andere Gasthöfe auf. Und auch in den Gasthöfen kennt man das Protokoll, empfängt die Gäste und leitet sie schnell weiter. Der Bote, der von einem Hof zum anderen reist, kennt im Rahmen seines Protokolls zwar den Hof, von dem er kommt, und auch den Ort, an den er reisen möchte. Doch spricht er eine eigentümliche Sprache. Er versteht die aus Buchstaben bestehenden Namen der Höfe nicht, sondern kennt nur deren numerische Bezeichnung. Also muss die in Buchstaben formulierte Absender- beziehungsweise Zieladresse in einen langen Zahlencode umgewandelt werden. Wie diese Umwandlung zu erfolgen hat, das ist im Domain Name System festgelegt.
    Neben der Sprache, die unsichtbar im Hintergrund bestimmt, wie eine Website aussieht, und den Übermittlungsprotokollen samt Domain Name System brauchte das Web aber noch eine weitere „Zutat“: ein Programm, das den unsichtbaren Text im Hintergrund verstand und die Seite graphisch ansprechend darstellte. Dieses fehlende Mosaiksteinchen entwickelte 1993 der US-Amerikaner Marc Andreessen, der spätere Gründer von Netscape. Er nannte sein Programm zur Darstellung der Webseiten „Mosaic“. Zwar hatte Berners-Lee schon einen ersten Textbrowser entwickelt, aber erst mit Mosaic ließen sich Bilder auch direkt im Browser anzeigen. Zudem entwickelte Andreessen das Programm rasch anhand der Rückmeldungen von Nutzern weiter.
    HTML, Protokoll und Browser – das Kernstück der Gutenberg-Maschine war fertig. Nun waren andere Geräte und selbstverständlich Übertragungswege notwendig, damit dieses neue Informations- und Kommunikationsgeflecht funktionieren konnte. Die Geräte waren die PCs, die Personal Computer, die in den 1970er Jahren erfunden wurden und in den 1980er Jahren schon recht populär waren. Die Übertragungswege waren selbstverständlich die Telefonleitungen, die eine Übermittlung der Daten zwischen den Servern erst ermöglichten. PC,

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