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gesprochen.“
„Rate mal, wer mich heute Nacht angerufen hat?“
„Was meinst du, Lou, gibt es da so eine Art Verbindung: Autoren und die Tiefe der Nacht?“
„Nun rate schon.“
„John Updike?“
„Größer.“
„Ich hab keine Ahnung.“ Ich stützte mich auf einen Ellbogen und trank einen Schluck aus meinem Becher.
Lou nahm die unangezündete Zigarre aus seinem Mund und legte sie in seinen Waterford Aschenbecher.
„Roland Riggs.“
„Ach du Scheiße!“ sagte ich, während ich den heißen Kaffee gleich wieder ausspuckte.
2. KAPITEL
L ou grinste mich an. „Ich wusste, dass dich das umhaut!“
Ich wischte mir den Kaffee vom Kinn, hatte mich von dem Schock allerdings längst nicht erholt. Es gelang mir gerade noch, ein „Was wollte er?“ zu stammeln.
„Du kennst meine berühmte Roland-Riggs-Geschichte doch, oder?“
„Ob ich sie kenne? Ich musste mir deine Roland-Riggs-Geschichte auf jeder Cocktailparty anhören, auf der wir jemals zusammen waren. Schlimmer noch, ich musste sie mir aus zweiter Hand von Leuten anhören, die sie gehört hatten und das Bedürfnis verspürten, sie mir zu erzählen. Für gewöhnlich schmücken die sie noch mehr aus.“
Troy brachte mir meine zweite Tasse Kaffee.
„Danke.“ Ich nahm einen großen Schluck und verbrannte mir dabei die Zunge.
Nachdem Troy die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, setzte Lou eine beleidigte Miene auf: „Na gut. Dann hast du die Geschichte also schon gehört. Die Sache ist … Roland Riggs reißt mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf und sagt, hör gut zu: ‚Lou, ich glaube, damals mit dem Computer, da habe ich mich geirrt.‘“
Und das war Lous Roland-Riggs-Geschichte: 1968 war Lou zum Fischen auf Key West. Unterwegs mit dem besten Kapitän der ganzen Umgebung, hatte er nach zwei Tagen auf hoher See noch immer keinen einzigen Tunfisch geangelt und sich entschieden, den Mahi-Mahi, den Fisch, zu vergessen und sich stattdessen einem ausgiebigen Saufgelage hinzugeben. So saß Lou also draußen vor einer Bar und leerte gerade eine Flasche deutschen Importbiers, als ein abgerissener Typ, der etwa Lous Alter hatte, sich neben ihn setzte und sagte: „Die Deutschen sind die Einzigen, die Bier brauen können, das nicht nach Pisse schmeckt.“
Lou war zu dem Zeitpunkt schon ein Komet am Verlegerhimmel. Er wusste, dass es Riggs war, obwohl der Schriftsteller sich nach seinem letzten Umschlagfoto einen Vollbart hatte wachsen lassen. Doch selbst so galt Roland Riggs noch als die Stimme einer Generation. Mit seinem Verleger lag Riggs kontinuierlich im Clinch, aber er hatte
Simple Simon
geschrieben. Von dem Buch hatte sich jede Neuauflage gut verkauft, und noch immer machte er damit ein anständiges Geschäft. Beinahe auf jeder amerikanischen High School gehört es zur Pflichtlektüre. Roland Riggs hatte den Jackpot mit einer Geschichte geknackt, die seine Version der einsamen Angst und des Krieges waren, mit dem die fünziger Jahre ausklangen, wo alle Unschuld und Konformität sich verlor und das ungeschickte Gefummel auf der Rückbank von Daddys geliehenem Wagen ein Ende fand. Und nun wartete die Welt auf seinen nächsten Roman.
Die beiden fingen ein Gespräch an. Riggs Vortrag über die deutschen Brauereitalente machte den Anfang. Dann kam das Thema auf Frauen (sie bemerkten, dass sie beide launische Brünette bevorzugten), auf Musik (beide verabscheuten alles Pseudo-Folkloristische mit einem Tamburin), Bücher (außer Riggs, Faulkner und Hemingway war niemand eines Blickes würdig), Missstände in der Gesellschaft (Marihuana sollte legalisiert werden), den Preis des Ruhms (Leute wie Riggs mussten sich lächerliche Bärte stehen lassen, um nicht von Fremden belästigt zu werden) und den Preis des Vietnamkrieges (die Seele der Vereinigten Staaten).
Sie hatten ihre Unterhaltung am Freitagabend um zehn Uhr begonnen, und hörten bis Sonntag Mittag nicht damit auf. Die letzten Sätze, die sie wechselten, hatten mit der Zukunft der technischen Entwicklung zu tun.
Lou sagte: „Merk dir meine Worte, Riggs. Eines Tages wird jeder Mensch einen Computer haben, auch du. Und das wird unser gesamtes Denken und Handeln verändern. Selbst das Verlegen von Büchern.“
Riggs hatte seinen Blick starr auf das Meer gerichtet, dessen Blau sich in seinen Augen widerspiegelte. „Ich werde niemals von meiner Schreibmaschine lassen, Lou. Du hast zu viel deutsches Bier getrunken.“
Mit diesem Satz stand der brillante Roland Riggs auf, verneigte
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