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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Lynn.«
    Sie drückte seinen Arm. »Das ist natürlich, dass du so etwas denkst. Ein Tod wie der von Ziggy lässt uns alle fühlen, wie verletzlich wir sind. Aber mir wird nichts passieren.«
    Sie erreichten das Auto, und Alex setzte sich ans Steuer.
    »Also, nach Hause«, sagte er. »Ich kann gar nicht glauben, dass morgen schon Weihnachten ist. Ich sehne mich nach einem ruhigen Abend daheim, nur wir beide.«
    »Mhm«, sagte Lynn und zog den Sicherheitsgurt über ihrem Bauch zurecht.
    »Oh nein. Nicht deine Mutter. Doch nicht heute Abend.«
    Lynn grinste. »Nein, nicht meine Mutter. Aber fast genauso schlimm. Mondo ist hier.«
    Alex runzelte die Stirn. »Mondo? Ich dachte, er sollte in Frankreich sein?«
    »Hat seine Pläne geändert. Sie sollten ein paar Tage bei Hélènes Bruder in Paris verbringen, aber dessen Frau hat Grippe bekommen. Also haben sie umgebucht.«
    »Und was soll das, dass er uns besucht?«
    »Er sagt, er hatte geschäftlich in Fife zu tun, aber ich glaube, er hat Schuldgefühle, dass er nicht mit dir nach Seattle geflogen ist.«
     
    Alex schnaubte. »Ja, das war schon immer eine seiner Stärken, nach vollendeten Tatsachen die Schuldgefühle herauszuhängen.
    Aber es hat ihn nicht davon abgehalten, das zu tun, was ihm Schuldgefühle verursachte.«
    Lynn legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Es war nichts Erotisches in dieser Geste. »Du hast ihm nie wirklich vergeben, oder?«
    »Ich glaube nicht. Meistens ist es einfach vergessen. Aber wenn so viele Dinge zusammenkommen, wie es letzte Woche war … Nein, ich glaube, ich habe ihm nie vergeben. Zum Teil, weil er mich damals vor all den Jahren in diese schreckliche Situation gebracht hat, nur damit er selbst bei der Polizei aus dem Schneider war. Wenn er Maclennan nicht gesagt hätte, dass ich in Rosie verknallt war, glaube ich nicht, dass wir so ernsthaft als Verdächtige betrachtet worden wären. Aber vor allem kann ich ihm diesen albernen Auftritt nicht vergeben, der Maclennan das Leben kostete.«
    »Meinst du nicht, dass Mondo sich selbst deswegen Vorwürfe macht?«
    »Das sollte er jedenfalls. Aber wenn er nicht wesentlich dazu beigetragen hätte, dass wir überhaupt ins Visier genommen wurden, dann hätte er nie das Gefühl gehabt, sich so lächerlich aufführen zu müssen. Und ich hätte mich in meiner restlichen Zeit an der Uni nicht mit anderen Leuten herumstreiten müssen, die überall, wo ich hinkam, mit dem Finger auf mich zeigten.
    Ich kann nicht anders, als Mondo dafür verantwortlich zu machen.«
    Lynn öffnete ihre Tasche und holte Kleingeld für die Brückenmaut heraus. »Ich glaube, er hat das immer gewusst.«
    »Und vielleicht hat er sich deshalb so bemüht, sich möglichst fern zu halten.« Alex seufzte. »Es tut mir leid, das heißt, dass du das Nachsehen hattest.«
    »Ach, sei doch nicht albern«, sagte sie und reichte ihm die Münzen, während sie die Zufahrtsstraße zur Forth Road Bridge entlangfuhren, deren majestätischer Bogen die beste Sicht auf die drei rautenförmigen Stahlträgerkonstruktionen der Eisenbahnbrücke über den Mündungstrichter bot. »Da ist ihm selbst etwas abgegangen, Alex. Ich wusste, als ich dich heiratete, dass es Mondo nie wirklich recht sein würde. Aber ich glaube immer noch, dass ich das beste Los gezogen habe. Mir ist es auf jeden Fall lieber, dass du der Mittelpunkt meines Lebens bist statt mein neurotischer großer Bruder.«
    »Es tut mir leid, wie die Dinge gelaufen sind, Lynn. Ich mag ihn trotzdem immer noch, weißt du. Ich habe eine Menge guter Erinnerungen, zu denen er dazugehört.«
    »Ich weiß. Also, dann versuch, daran zu denken, wenn du ihn heute Abend am liebsten erwürgen würdest.«
    Alex drehte das Fenster herunter und fröstelte, als der Regen an sein Gesicht spritzte. Er zahlte die Maut und fuhr zügig weiter. Wie immer, wenn er sich Fife näherte, spürte er, wie es ihn nach Hause zog. Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. »Wann kommt er?«
    »Er ist schon da.«
    Alex verzog das Gesicht. Keine Chance, Atem zu holen, keine Gelegenheit, sich zu verstecken.
     
    Detective Constable Karen Pirie flitzte unter den schützenden Eingang des Pubs und stieß erleichtert die Tür auf. Ein Schwall warmer, verbrauchter Luft, die nach altem Bier und Rauch roch, kam ihr entgegen. Dieser Mief war für sie wie eine Erlösung. Im Hintergrund erkannte sie die Melodie von St. Germains Tourist.
    Das war nett. Sie reckte den Hals und betrachtete die Gäste an diesem frühen Abend,

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