Echo Einer Winternacht
kann.
Lynn macht das Abendessen, sie wird gleich hier sein.«
»Tut mir leid, dass ich euch heute Abend überfallen habe, aber ich musste durch Fife fahren, um jemanden zu besuchen, und dann fliegen wir morgen nach Frankreich, das war also die einzige Möglichkeit …«
Es tut dir kein bisschen leid, dachte Alex. Du willst nur auf meine Kosten dein Gewissen beruhigen. »Schade, dass du nicht etwas früher von der Grippe deiner Schwägerin erfahren hast, dann hättest du mit mir nach Seattle fliegen können. Weird war da.«
Alex’ Stimme war nüchtern, aber er wollte Mondo mit seinen Worten treffen.
Mondo richtete sich auf, weigerte sich aber, Alex in die Augen zu sehen. »Ich weiß, dass du meinst, ich hätte auch dabei sein sollen.«
»Ja, das tue ich. Ziggy war einer deiner besten Freunde, fast zehn Jahre lang. Er hat dir Beistand geleistet. Ja, eigentlich hat er uns allen zur Seite gestanden. Ich wollte ihm dafür meine Anerkennung zeigen, und ich glaube, du hättest das auch tun sollen.«
Mondo fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Es war immer noch üppig und wellig, aber jetzt mit Silberfäden durchzogen.
Es gab ihm ein exotisches Aussehen im Vergleich zur gewöhnlichen schottischen Männerwelt. »Na ja, ich bin in solchen Dingen einfach nicht gut.«
»Du warst immer derjenige von uns, der so sensibel war.«
Mondo warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Zufällig halte ich Sensibilität für eine Tugend, nicht für ein Laster. Und ich werde mich nicht dafür entschuldigen.«
»Dann solltest du auch sensibel sein in Bezug auf all die Gründe, warum ich stocksauer auf dich bin. Gut, ich kann gerade noch begreifen, warum du uns allen aus dem Weg gehst, als hätten wir eine ansteckende Krankheit. Du wolltest so weit wie möglich von allem und allen weg sein, die dich an Rosie Duffs Ermordung und Barney Maclennans Tod erinnerten. Aber du hättest dort sein sollen, Mondo. Wirklich.«
Mondo nahm sein Glas und umklammerte es, als könne es ihn vor dieser peinlichen Situation retten. »Du hast wahrscheinlich recht, Alex.«
»Also, warum bist du jetzt gekommen?«
Mondo wandte den Blick ab. »Ich nehme an, diese Wiederaufnahme, die die Polizei von Fife durchführt, hat vieles an die Oberfläche gebracht. Mir wurde klar, dass ich das nicht einfach ignorieren kann. Ich musste mit jemandem reden, der die Zeit damals versteht. Und was Ziggy für uns alle bedeutet hat.«
Zu Alex’ Erstaunen waren Mondos Augen plötzlich feucht. Er blinzelte hektisch, aber die Tränen rannen herunter. Er stellte sein Glas ab und schlug die Hände vors Gesicht. Dann merkte Alex, dass es auch ihn nicht unberührt ließ, in die Zeit damals zurückversetzt zu sein. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte die Arme um Mondo geschlungen. Sein Freund zitterte, so sehr strengte er sich an, sich trotz seines Kummers zu fassen.
Aber Alex hielt sich zurück, das alte Misstrauen regte sich.
»Es tut mir leid, Alex«, schluchzte Mondo. »Es tut mir so leid.«
»Was tut dir leid?«, fragte Alex leise.
Mondo schaute auf, seine Augen waren trüb von den Tränen.
»Alles. Alles, was ich getan habe, das falsch oder dumm war.«
»Das grenzt es nicht sehr ein«, sagte Alex, aber seine Stimme war sanfter als die ironischen Worte.
Mondo zuckte mit gekränktem Gesichtsausdruck zusammen.
Schließlich hatte er sich daran gewöhnt, dass seine Fehler kom-mentarlos und ohne Kritik hingenommen wurden. »Vor allem tut es mir leid wegen Barney Maclennan. Wusstest du, dass sein Bruder an der Wiederaufnahme ungelöster Fälle mitarbeitet?«
Alex schüttelte den Kopf. »Wieso sollte ich das wissen? Und überhaupt, woher weißt du es?«
»Er hat mich angerufen. Wollte über Barney sprechen. Ich hab aufgehängt.« Mondo stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es ist doch Geschichte, weißt du? Also gut, ich habe was Dummes gemacht, aber ich war doch praktisch noch ein Kind. Herrgott, wenn ich wegen Mordes eingesperrt worden wäre, wäre ich jetzt wieder draußen. Warum kann man uns einfach nicht in Ruhe lassen?«
»Was meinst du damit, wenn du wegen Mordes eingesperrt worden wärst?«, fragte Alex.
Mondo rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Eine Redensart. Sonst nichts.« Er leerte sein Glas. »Hör zu, ich sollte wohl besser gehen«, sagte er und stand auf. »Ich sage auf dem Weg nach draußen tschüs zu Lynn.« Er drückte sich an Alex vorbei, der verwirrt hinter ihm herstarrte. Weshalb Mondo auch gekommen sein mochte, es sah nicht so
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