Echo Einer Winternacht
zurückzugehen?«
Mondo runzelte die Stirn. »Keiner hatte die Idee. Es ist einfach der kürzeste Weg nach Fife Park zurück. Wir gehen oft da lang.
Niemand hat daran einen Gedanken verschwendet.«
»Und hatten Sie jemals zuvor das Bedürfnis, zum piktischen Friedhof hinaufzugehen?«
Mondo schüttelte den Kopf. »Wir wussten, dass er da oben ist, wir sind raufgegangen, als er ausgegraben wurde, und haben ihn uns angesehen wie halb St. Andrews auch. Deshalb sind wir noch keine komischen Außenseiter.«
»Das habe ich auch nicht gesagt. Aber Sie haben doch nie zuvor auf Ihrem Rückweg zum Wohnheim diesen Umweg gemacht?«
»Warum sollten wir?«
Maclennan zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Dumme-Jungen-Streiche. Vielleicht haben Sie ein paarmal zu oft Carrie gesehen.«
Mondo zog wieder an einer Locke. Tod, Schuld, Angst, Misstrauen. »Ich interessiere mich nicht für Horrorfilme. Hören Sie, Inspector, Sie verstehen das alles falsch. Wir sind nur vier normale Typen, die irgendwie in etwas Außergewöhnliches reingeraten sind. Nicht mehr und nicht weniger.« Er breitete die Hände mit einer Geste aus, die ihre Unschuld beteuern sollte, und er hoffte und betete, dass sie überzeugend war. »Es tut mir leid, dass dem Mädchen das passiert ist, aber es hat nichts mit mir zu tun.«
Maclennan lehnte sich zurück. »Das sagen Sie.« Mondo erwiderte nichts, sondern stieß nur einen langen frustrierten Seufzer aus. »Was war bei der Party? Wo waren Sie da?«
Mondo rutschte auf seinem Stuhl zur Seite, der Wunsch, sich davonzumachen, sprach aus jeder Bewegung. Würde das Mädchen etwas sagen? Er glaubte kaum. Sie hatte sich ins Haus schleichen müssen, weil sie schon Stunden zuvor hätte zurück sein sollen. Und sie war keine Studentin, hatte fast niemanden auf der Party gekannt. Mit etwas Glück würde sie überhaupt nie erwähnt und nie befragt werden. »Hören Sie, warum ist Ihnen das wichtig? Wir haben doch nur die Leiche gefunden, verstehen Sie?«
»Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen.«
Mondo sagte höhnisch: »Sie tun nur Ihre Arbeit, was? Na ja, Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie meinen, wir hätten etwas mit dem zu tun, was ihr passiert ist.«
Maclennan zuckte die Achseln. »Trotzdem wüsste ich gern etwas über die Party.«
Während Mondos Magen rumorte, gab er eine Version zum Besten, die, so hoffte er, akzeptiert werden würde. »Ich weiß nicht. Es ist schwer, sich an jede Einzelheit zu erinnern. Nicht lange nachdem wir kamen, hab ich mich mit einem Mädchen unterhalten. Marg hieß sie. Aus Elgin. Wir tanzten eine Weile.
Ich dachte, ich hätte es geschafft, verstehen Sie?« Er machte ein bedauerndes Gesicht. »Dann ist ihr Freund aufgetaucht. Sie hatte ihn vorher nicht erwähnt. Ich war ziemlich wütend, also hab ich noch zwei Bier getrunken und bin dann nach oben gegangen. Da gab es ein kleines Arbeitszimmer, eigentlich nur ein Abstellraum mit einem Schreibtisch und einem Stuhl. Ich hab da gesessen und mich eine Weile bemitleidet. Nicht lange, nur so lange wie man braucht, um ’ne Dose Bier zu trinken.
Dann ging ich wieder runter und hing da rum. Ziggy hat im Wintergarten ein paar Typen aus England die Proklamation von Arbroath vorgetragen, also bin ich nicht geblieben. Ich hab sie schon zu oft gehört. Sonst habe ich auf weiter niemanden geachtet. Es war ja nicht viel Auswahl da, und die, die da waren, waren schon vergeben. Ich hing nur herum. Ehrlich gesagt, ich war schon lange so weit, dass ich gehen wollte, bevor wir dann endlich aufbrachen.«
»Aber Sie haben nicht vorgeschlagen zu gehen?«
»Nein.«
»Warum nicht? Haben Sie denn keine eigene Meinung?«
Mondo warf ihm einen verärgerten Blick zu. Es war nicht das erste Mal, dass ihm vorgeworfen wurde, er folge den anderen wie ein dummes Schaf. »Natürlich hab ich das. Ich hatte einfach keine Lust dazu, okay?«
»Also gut«, sagte Maclennan. »Wir werden Ihre Aussagen überprüfen. Sie können jetzt nach Hause gehen. Wir brauchen die Kleidung, die Sie tragen. Ein Beamter wird sie Ihnen in Ihrer Wohnung abnehmen.« Er stand auf, und Mondo bekam vom Quietschen der Stuhlbeine eine Gänsehaut. »Wir sprechen uns noch mal, Mr. Kerr.«
Constable Janice Hogg schloss die Tür des Streifenwagens so leise wie möglich. Es war ja nicht nötig, die ganze Straße aufzuwecken. Die Nachbarn würden die Neuigkeit noch bald genug erfahren. Sie zuckte zusammen, als Detective Constable Iain Shaw gedankenlos die Fahrertür zuknallte, und
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