Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
wand die Hände im Schoß, und ihr ganzer Körper war von Qual erfüllt. Ihr Mann starrte sie wie eine Fremde an, und seine finster zusammengezogenen Augenbrauen zeigten den festen Entschluss, nicht zuzulassen, was hier geschah. Janice stand da und ließ die erste Welle der Erregung wie eine Springflut auf den West Sands über sich ergehen. Shaw trat von einem Fuß auf den anderen und war unsicher, was er als Nächstes sagen sollte.
    Plötzlich hörte man schwere Schritte auf der Treppe, die sich an das eine Ende des Raums anschloss. Über Beinen in einer Schlafanzughose und einem nackten Oberkörper erschien ein schläfriges Gesicht, gekrönt von einem dunklen, zerzausten Haarschopf. Der junge Mann blieb auf der zweitletzten Stufe stehen und betrachtete die Anwesenden. »Was ist denn hier los, verdammt noch mal?«, brummte er.
    Ohne den Kopf zu wenden, sagte Archie: »Deine Schwester ist tot, Colin.«
    Colin Duffs Kinnlade fiel herunter. »Was?«
    Janice sprang wieder in die Bresche. »Es tut mir sehr leid, Colin. Aber die Leiche Ihrer Schwester ist vor kurzem gefunden worden.«
    »Wo denn? Was ist passiert? Was soll das heißen, ihre Leiche wurde gefunden?« Die Worte überschlugen sich, seine Beine gaben nach, und er setzte sich auf die unterste Stufe.
    »Sie wurde auf dem Hallow Hill gefunden.« Janice holte tief Luft. »Wir vermuten, dass Rosie ermordet wurde.«
    Colin ließ den Kopf auf seine Hände sinken. »Oh Gott«, flüsterte er immer wieder.
    Shaw beugte sich vor. »Wir werden Ihnen einige Fragen stellen müssen, Mr. Duff. Könnten wir vielleicht in die Küche gehen?«
     
    Bei Eileen begann sich der erste lähmende Kummer etwas zu lösen. Sie hörte auf zu klagen und wandte Archie ihr tränenüberströmtes Gesicht zu.
    »Bleibt da. Ich bin doch kein Kind, das die Wahrheit nicht hören darf«, sagte sie und unterdrückte die Tränen.
    »Haben Sie vielleicht Brandy?«, fragte Janice. Archie starrte ratlos vor sich hin. »Oder Whisky?«
    Colin kam schwankend auf die Beine. »Im Küchenschrank ist eine Flasche. Ich hol sie.«
    Eileen sah Janice mit ihren verschwollenen Augen an. »Was ist mit meiner Rosie passiert?«
    »Wir wissen es noch nicht genau. Es scheint, dass sie erstochen wurde. Aber wir müssen auf den Befund des Arztes warten, bevor wir sicher sein können.«
    Bei diesen Worten zuckte Eileen zurück, als sei sie selbst von einem Messer getroffen worden. »Wer sollte denn Rosie so etwas antun? Ihr, die nie einer Fliege was zuleid getan hat.«
    »Das wissen wir auch noch nicht«, fuhr jetzt Shaw fort. »Aber wir werden ihn finden, Mrs. Duff. Wir werden ihn finden. Ich weiß, es ist der schlechteste Zeitpunkt, Ihnen Fragen zu stellen, aber je eher wir die notwendige Information bekommen, desto schneller können wir Fortschritte machen.«
    »Kann ich sie sehen?«, fragte Eileen.
    »Wir werden dafür sorgen, dass es heute noch geht«, sagte Janice. Sie kauerte neben Eileen und legte tröstend eine Hand auf ihren Arm. »Um wie viel Uhr ist Rosie gewöhnlich nach Hause gekommen?«
    Colin kam aus der Küche mit einer Flasche Bells und drei Gläsern. »Das Lammas schließt um halb elf. Meistens war sie bis Viertel nach elf hier.« Er stellte die Gläser auf den Couchtisch und goss drei kräftige Drinks ein.
    »Aber an manchen Abenden kam sie später?«, fragte Shaw.
     
    Colin reichte seinen Eltern den Whisky. Archie trank seinen mit einem Schluck halb aus. Eileen umklammerte das Glas, führte es aber nicht an die Lippen. »Ja. Wenn sie zu ’ner Party ging oder so.«
    »Und gestern Abend?«
    Colin nahm einen Schluck Whisky. »Ich weiß nicht. Mum?
    Hat sie dir etwas gesagt?«
    Eileen schaute benommen und verwirrt zu ihm auf. »Sie sagte, sie würde sich mit Freunden treffen. Mit wem hat sie nicht gesagt, und ich hab nicht gefragt. Sie hat das Recht, ihr eigenes Leben zu führen.« Sie klang etwas gereizt, woraus Janice schloss, dass dies ein Streitpunkt gewesen war, wahrscheinlich zwischen ihr und Archie.
    »Wie ist Rosie gewöhnlich nach Hause gekommen?«, fragte Janice.
    »Wenn ich oder Brian in der Stadt waren, sind wir, bevor geschlossen wurde, vorbeigegangen und haben sie mitgenommen. Eine der anderen Bedienungen, Maureen, hat sie gebracht, wenn sie die gleiche Schicht hatten. Wenn sie mit niemand mitfahren konnte, hat sie ein Taxi genommen.«
    »Wo ist Brian?«, sagte Eileen, plötzlich in Sorge um ihre Kinder.
    Colin zuckte die Achseln. »Er ist nicht nach Hause gekommen. Er muss in der Stadt

Weitere Kostenlose Bücher