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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sein Zufluchtsort schwand unvermittelt dahin, als die Tür der Zelle mit lautem Knall aufging. PC Jimmy Lawson stand groß und bedrohlich über ihm.
    »Auf die Beine, Junior. Sie werden verlangt.«
    Mondo rutschte ein Stück zurück, weg von dem jungen Polizisten, der irgendwie vom Retter zum Verfolger geworden war. Lawsons Lächeln war alles andere als beruhigend. »Sie brauchen sich nicht gleich in die Hose zu machen. Na los, Beeilung. Inspector Maclennan mag es nicht, wenn er warten muss.«
    Mondo kam langsam auf die Beine und folgte Lawson aus der Zelle in den hell erleuchteten Flur. Hier war für Mondos Geschmack alles zu scharf umrissen und klar definiert. Es gefiel ihm hier wirklich nicht.
    Auf dem Flur ging Lawson um eine Ecke und riss dann eine Tür auf. Mondo blieb zögernd auf der Schwelle stehen. Am Tisch saß der Mann, den er oben auf dem Hallow Hill gesehen hatte. Er sieht zu klein für einen Polizisten aus, dachte er.
    »Mr. Kerr, nicht wahr?«, fragte der Mann.
     
    Mondo nickte. »Ja«, sagte er. Der Klang seiner eigenen Stimme überraschte ihn.
    »Kommen Sie herein und nehmen Sie Platz. Ich bin Inspector Maclennan, dies ist Constable Burnside.«
    Mondo setzte sich den beiden Männern gegenüber und hielt den Blick auf den Tisch gesenkt. Burnside brachte die Formalitäten mit einer Höflichkeit hinter sich, die Mondo erstaunte, da er nur Gebrüll und Machogehabe wie in manchen Fernsehserien erwartet hatte.
    Als Maclennan die Gesprächsführung übernahm, kam ein etwas strengerer Ton hinein. »Sie kannten Rosie Duff«, sagte er.
    »Ja.« Mondo schaute immer noch nicht auf. »Na ja, ich wusste, dass sie im Lammas Barkellnerin war«, fügte er hinzu, als es still um ihn blieb.
    »Gut aussehendes Mädchen«, sagte Maclennan. Mondo reagierte nicht darauf. »Das müssen Sie doch wenigstens bemerkt haben.«
    Mondo zuckte die Achseln. »Ich hab nicht weiter darüber nachgedacht.«
    »War sie nicht Ihr Typ?«
    Mondo hob den Blick, ein Mundwinkel hob sich zu einem zögernden Lächeln. »Ich glaube, dass ich jedenfalls nicht ihr Typ war. Sie hat mich nie beachtet. Es gab immer Männer, an denen sie mehr Interesse hatte. Ich musste im Lammas immer warten, bis ich bedient wurde.«
    »Das muss Sie doch geärgert haben.«
    Da blitzte plötzlich Panik in Mondos Augen auf. Langsam wurde ihm klar, dass Maclennan schlauer war, als er es einem Polizisten zugetraut hätte. Er würde strategisch klug vorgehen und seinen Verstand beisammenhalten müssen. »Eigentlich nicht. Wenn wir es eilig hatten, habe ich für meine Runde einfach Gilly hingeschickt.«
     
    »Gilly? Meinen Sie Alex Gilbey?«
    Mondo nickte und senkte wieder den Blick. Er wollte diesem Mann nicht die Gefühle zeigen, die in ihm tobten. Tod, Schuld, Angst, Misstrauen. Er wollte unbedingt aus der ganzen Sache raus, aus dieser Polizeiwache, aus diesem Fall. Er wollte dabei keinen anderen in die Bredouille bringen, aber das hier konnte er nicht aushalten. Er wusste, dass er es nicht durchstehen konnte, und er wollte sich schließlich nicht so verhalten, dass diese Bullen von ihm dachten, er sei verdächtig oder schuldig. Denn er war ja nicht der Verdächtige. Er hatte Rosie Duff nicht angequatscht, wie gern er es auch getan hätte. Er hatte keinen Landrover gestohlen. Er hatte ihn nur geliehen, um ein Mädchen nach Guardbridge nach Hause zu fahren. Er war nicht über eine Leiche im Schnee gestolpert. Das ging auf Alex’ Konto. Er saß wegen der anderen in der Scheiße. Wenn Sicherheit für ihn hieß, die Aufmerksamkeit der Bullen von sich abzulenken, würde Gilly das nie erfahren. Und selbst wenn er es erführe, war Mondo sicher, dass Gilly ihm verzeihen würde.
    »Also mochte sie Gilly, was?«, beharrte Maclennan unnachgiebig.
    »Keine Ahnung. Soviel ich weiß, war er einfach ein Gast wie jeder andere für sie.«
    »Aber einer, den sie mehr beachtete als Sie.«
    »Na ja, das machte ihn ja nicht gerade zu etwas Besonderem.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Rosie viel geflirtet hat?«
    Mondo schüttelte ärgerlich über sich selbst den Kopf. »Nein.
    Überhaupt nicht. Es war ja ihre Arbeit. Sie war Barkellnerin, da musste sie nett zu den Leuten sein.«
    »Aber nicht zu Ihnen.«
    Mondo zog nervös an seinen Locken, die ihm über die Ohren fielen. »Sie verdrehen ja alles. Passen Sie auf, sie bedeutete mir nichts, und ich bedeutete ihr nichts. Also, kann ich jetzt bitte gehen?«
    »Noch nicht ganz, Mr. Kerr. Wessen Idee war es, heute Nacht über den Hallow Hill

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