Echo: Roman (German Edition)
millionenfach gestorben. So ging es achtzehn Jahre. Im Grunde hat es nie ganz aufgehört. Hier ist es immer noch kälter als früher. Aber der Himmel hat aufgeklart. Mehr oder weniger.«
Lange sprach niemand ein Wort. Dann baten wir Belle erneut um Hilfe. »Warum? Was hat das ausgelöst?«
»Wir wissen es nicht. Vielleicht haben die Horganer recht. Vielleicht war es eine Art Gottesurteil. Ich habe keine Ahnung.«
Jemand, der an uns vorbeigegangen war und dann eine Weile zugehört hatte, erklärte, genau so wäre es gewesen, und eine Frau, die sich offenkundig lieber aus dem Gespräch heraushalten wollte, meinte, es so zu sehen sei verrückt.
»Wie haben Sie überlebt?«, fragten wir.
»Wir hatten Glück«, sagte Seepah. »Wir waren hier. In Akaiyo .«
»Akaiyo?«
»Das bedeutet«, erklärte Turam, »der heilige Ort. Dieser Ort wurde als Zuflucht geschaffen, in die man sich für eine Weile zurückziehen und jedem Druck von außen entkommen konnte. Ironisch, nicht wahr?«
»Also ist das hier eine religiöse Gemeinde?«, fragte ich.
»Nein. Stellen Sie es sich als einen Ort der inneren Einkehr vor! Einen Ort, an dem nur eines versperrt sein kann: ein verschlossener Geist.«
»Gut«, sagte ich. »Wenn wir schon abstürzen mussten, dann wenigstens an einem Ort wie diesem!«
Turam lächelte. »Wir sind hier ziemlich isoliert. Als der ganze Ärger angefangen hat, sind die meisten Leute, die hier waren, nach Hause gegangen. Und wahrscheinlich gestorben. Ein paar haben es wieder zurück zu uns geschafft, und sie haben schreckliche Berichte über das Leben draußen mitgebracht. Andere sind im Laufe der Jahre hier aufgetaucht und geblieben.«
»Die Gewächshäuser haben uns gerettet«, fügte Seepah hinzu. »Wir hatten bereits zwei, als die Dunkle Zeit begann. Kaska – er war damals der Vorsteher hier – wusste sofort, dass die Gewächshäuser ausschlaggebend für unser Überleben sein würden. Also hat man noch einige mehr gebaut und sich zunutze gemacht.«
Stille herrschte im Raum.
»Wir haben hier kein leichtes Leben«, sagte Turam schließlich. »Aber wir leben.«
»Die Dunkle Zeit«, sagte Alex, als wir unter uns waren. »Das ist die Verbindung!«
»Das denke ich auch die ganze Zeit. Und es hat angefangen, als die Silberkomet hier war.«
»Ja.«
»Es hört sich nach einem Asteroideneinschlag an.«
»Ich habe den Verdacht, genau das ist passiert, Chase.«
»Dann hat Rachel Bannister vielleicht genau das miterlebt. Und konnte nichts tun. Sie hat Millionen sterben sehen. Und sie hat sich von diesem Erlebnis nie erholt.«
»Wenn es so war«, warf Alex ein, »hätten ihre Passagiere dann nicht irgendetwas darüber erzählen müssen?«
»Nicht unbedingt. Sie haben es vielleicht gar nicht gewusst. Sie dürften keinen Zugang zu den Bildern der Teleskope gehabt haben. Die Passagiere haben lediglich beobachtet, wie ein Asteroid auf den Planeten gestürzt ist.«
Alex schüttelte den Kopf. »Ich glaube, da ist noch mehr dran.«
»Was denn?«
»Ich weiß es nicht. Es fühlt sich einfach noch nicht richtig an.«
Und plötzlich sah ich vor mir, was passiert war. »Es gibt noch eine Möglichkeit, Alex. Gehen wir doch ruhig davon aus, dass Cavallero seinen Job nicht ordentlich gemacht hat. Er hat wohl gar nicht gewusst, dass es hier eine Zivilisation gegeben hat. Wahrscheinlich hat er einfach nicht nachgesehen. Also ist Rachel mit einer Reisegruppe hergekommen. Vermutlich, weil Cavallero einen Asteroiden mit Kurs Richtung Echo III ausgemacht hat. Einen, der nahe genug war, ihn auf Kollisionskurs zu bringen. Und genau das haben sie dann getan. Sie haben ihren Kunden einen echten Nervenkitzel geliefert. Niemand wusste, dass es hier Menschen gab. Es gab keine elektronische Signatur, darum hat Rachel sie auch nicht bemerkt. Bis es zu spät war.«
Alex presste die Fingerspitzen an die Schläfen und schloss die Augen. »Du denkst, ein Schiff von World’s End hat die Menschen hier mit einem Felsbrocken beworfen? Das Ende dieser Welt herbeigeführt?«
»Ja. Je länger ich darüber nachdenke ... Sie haben den Asteroiden auf Kollisionskurs gebracht, sich zurückgelehnt und zugesehen, wie er aufgeschlagen ist. Als er das getan hat, hat er eine Menge Staub aufgewirbelt. Das Wetter hat sich verändert. Es wurde kalt. Die Ernten fielen aus. Und als Rachel begriffen hat, was sie getan hat, da ist sie losgezogen und hat Cavallero zusammengebrüllt.«
»Aber was ist mit der Amicus-Gesellschaft?«
»Die Amicus-Gesellschaft?
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