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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zusammenhang überhaupt von »Genie« sprechen konnte – war das genaue Gegenteil jener Genialität, die bei Erdarbeiten alle positiven Kräfte des Bodens nutzt.
    Niemand wußte genau, welche Kräfte die Entwürfe des Absolut Bekloppten Johnson anzapften, aber das Ergebnis sah folgendermaßen aus: Die läutende Sonnenuhr explodierte oft; das Mosaikpflaster hatte Selbstmord begangen; die gußeisernen Gartenmöbel waren schon dreizehnmal geschmolzen.
    Der Patrizier geleitete den Erzkanzler durch ein Tor, und kurz darauf erreichten sie eine Art Taubenschlag. Drinnen führte eine knarrende Holztreppe nach oben. In den Schatten flüsterten und kicherten einige der überaus widerstandsfähigen wilden Tauben von Ankh-Morpork.
    »Was ist dies?« fragte Ridcully, während die Stufen unter ihm stöhnten.
    Der Patrizier zog einen Schlüssel aus der Tasche. »Soweit ich weiß, sahen Johnsons Pläne an dieser Stelle einen Bienenstock vor. Da es hier jedoch keine drei Meter langen Bienen gibt, mußten wir nach anderen Verwendungszwecken suchen.«
    Er öffnete eine Tür und betrat einen großen Raum. Jede Wand hatte ein unverglastes Fenster, und vor jeder rechteckigen Öffnung stand eine Vorrichtung aus Holz, ausgestattet mit Sprungfeder und Glocke. Auf den ersten Blick wurde klar: Was durch eins der Fenster hereinkam und groß genug war, ließ die Glocke läuten.
    In der Mitte des Raums stand auf einem Tisch der größte Vogel, den Ridcully jemals gesehen hatte. Das Tier drehte den Kopf und musterte ihn aus gelben Knopfaugen.
    Der Patrizier holte ein Glas mit Sardellen hervor. »Er hat uns ziemlich überrascht«, sagte er. »Seit dem Eintreffen des letzten Kuriers sind fast zehn Jahre vergangen. Früher hatten wir hier eisgekühlte frische Makrelen.«
    »Ist das nicht ein Sinnloser Albatros?« fragte Ridcully.
    »Ja«, bestätigte Lord Vetinari. »Und ein gut dressierter noch dazu. Heute abend kehrt er zurück. Schafft zehntausend Kilometer mit einem Glas Sardellen und einer Flasche Fischbrei, die Drumknott in der Küche fand. Erstaunlich.«
    »Äh, was?« fragte Ridcully. »Wohin kehrt er zurück?«
    Lord Vetinari wandte sich ihm zu.
    » Nicht zum Gegengewicht-Kontinent, das möchte ich ausdrücklich betonen«, sagte er. »Dies ist keiner der Vögel, die das Achatene Reich für Kurierdienste einsetzt. Es ist allgemein bekannt, daß wir nicht die geringsten Beziehungen zu jenem geheimnisvollen Land unterhalten. Und dieser Vogel ist nicht der erste, der hier seit vielen Jahren eintrifft, und er bringt keine sonderbare und sehr rätselhafte Nachricht. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Nein.«
    »Gut.«
    »Dies ist kein Albatros?«
    Der Patrizier lächelte. »Ah, wie ich sehe, verstehst du allmählich.«
    Mustrum Ridcully verfügte zwar über ein großes und recht leistungsfähiges Gehirn, doch mit Doppeldeutigkeiten konnte er nur wenig anfangen. Er betrachtete den tückisch wirkenden Schnabel.
    »Sieht ganz wie ein verdammter Albatros aus«, murmelte er. »Und eben hast du noch gesagt, es sei einer. Ich habe gefragt ›Ist das kein…‹«
    Der Patrizier winkte verärgert ab. »Vergeude keine Zeit mit ornithologischen Studien. Wichtig ist vor allem dieser Zettel, den der Nachrichtenbeutel des Vogels enthielt…«
    »Du meinst, er enthielt ihn nicht ?« fragte Ridcully und bemühte sich, den Sinn in der ganzen Sache zu erkennen.
    »Ja. Genau das meine ich. Und hier ist er nicht. Sieh dir das an.«
    Lord Vetinari reichte dem Erzkanzler ein Blatt.
    »Da hat jemand kleine Bilder gemalt«, stellte Ridcully fest.
    »Das sind achatene Piktogramme«, erläuterte der Patrizier.
    »Du meinst, das sind keine achatenen Piktogramme?«
    »Ja, ja, natürlich.« Lord Vetinari seufzte. »Offenbar kennst du dich gut mit den wesentlichen Aspekten der Diplomatie aus. Nun, was hältst du davon?«
    »Sieht nach Klecks, Klecks, Klecks, Klecks, Zaubberer aus«, sagte Ridcully.
    »Und was schließt du daraus?«
    »Hier hat sich jemand für Kunst entschieden, weil er mit dem Buchstabieren nicht zurechtkam. Wer hat das geschrieben? Oder gemalt?«
    »Keine Ahnung. Früher haben die Großwesire gelegentlich Mitteilungen geschickt, doch in jüngster Zeit muß es ein ziemliches Durcheinander gegeben haben. Du hast sicher bemerkt, daß eine Unterschrift fehlt. Wie dem auch sei, ich kann die Nachricht nicht einfach ignorieren.«
    »Zaubberer, Zaubberer«, murmelte Ridcully nachdenklich.
    »Die Piktogramme bedeuten: ›Schickt uns sofort den Großen‹«,

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