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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erstreckt sich das Runde Meer, etwa auf halbem Weg zwischen Mitte und Rand, gesäumt von Ländern, die nach Ansicht der Historiker die zivilisierte Welt bilden, das heißt eine Welt, die sich Historiker leisten kann: Ephebe, Tsort, Omnien, Klatsch und der wuchernde Stadtstaat Ankh-Morpork.
    Dies ist eine Geschichte, die woanders beginnt, dort, wo jemand auf einem Floß liegt, das in einer blauen Lagune unter einem sonnigen Himmel treibt. Der Mann hat die Hände hinterm Kopf gefaltet und ist glücklich – in seinem Fall ein einzigartiges, völlig neues Empfinden. Er summt eine fröhliche Melodie und läßt die Füße ins kristallklare Wasser baumeln.
    Die Füße sind rosarot, ihre Zehen wackeln immer wieder.
    Aus dem Blickwinkel eines Hais gesehen, der langsam übers Riff gleitet, sind sie die Einladung zum Büfett.
     
    Wie üblich war es eine Frage des Protokolls. Beziehungsweise der Diskretion. Oder der sorgfältigen Etikette. Und letztendlich des Alkohols. Besser gesagt: der Illusion von Alkohol.
    Als oberster Herrscher von Ankh-Morpork konnte Lord Vetinari dem Erzkanzler der Unsichtbaren Universität jederzeit befehlen, zu ihm zu kommen. Er war auch berechtigt, ihn bei Ungehorsam hinrichten zu lassen.
    Andererseits hatte Mustrum Ridcully als Oberhaupt der Zauberer mit höflicher Deutlichkeit darauf hingewiesen, daß er den Patrizier jederzeit in eine kleine Amphibie verwandeln konnte, um anschließend mit einem Sitzball durchs Zimmer zu hüpfen.
    Alkohol überbrückte die diplomatische Kluft. Manchmal lud Lord Vetinari den Erzkanzler zu einem Gläschen in den Palast ein. Ridcully nahm solche Einladungen natürlich an, da es sehr unfreundlich gewesen wäre, sie einfach zu ignorieren. Alle verstanden die Situation und versuchten immer, freundlich zu sein – was Unruhen in der Bevölkerung und Schleim auf dem Teppich vorbeugte.
    Es war ein herrlicher Nachmittag. Lord Vetinari saß im Palastgarten und beobachtete die Schmetterlinge mit verärgert gerunzelter Stirn. Er fand es unverschämt, daß sie einfach so herumflatterten und sich ihres Lebens erfreuten, ohne irgendwelche Pflichten wahrzunehmen.
    Nach einer Weile hob er den Kopf.
    »Oh, Erzkanzler«, sagte er. »Freut mich, dich zu sehen. Nimm Platz. Ich hoffe, es geht dir gut.«
    »Ich kann nicht klagen«, erwiderte Mustrum Ridcully. »Und du? Bist du bei guter Gesundheit?«
    »Ich habe mich nie besser gefühlt. Nun, wie ich sehe, ist das Wetter wieder besser geworden.«
    »Morgen soll es noch schöner sein.«
    »Eine Schönwetterperiode könnten wir gut gebrauchen.«
    »In der Tat.«
    »Ja.«
    »Ah…«
    »Gewiß.«
    Sie beobachteten die Schmetterlinge. Ein Diener brachte kühle Drinks.
    »Was stellen sie eigentlich mit den Blumen an?« fragte Lord Vetinari.
    »Wie bitte?«
    Der Patrizier zuckte mit den Schultern. »Schon gut. Es war nicht weiter wichtig. Nun, da du dir schon einmal die Zeit genommen hast, mich zu besuchen, verehrter Erzkanzler, obgleich sicher weitaus wichtigere Dinge deine Aufmerksamkeit verlangen… vielleicht kannst du mir folgende Frage beantworten: Wer ist der Große Zauberer?«
    Ridcully dachte darüber nach.
    »Vermutlich der Dekan«, sagte er. »Dürfte so um die hundertdreißig Kilo wiegen.«
    »Ich fürchte, mit dieser Auskunft kann ich kaum etwas anfangen«, meinte Lord Vetinari. »Nach dem Kontext ist mit ›groß‹ ein besonders guter Zauberer gemeint.«
    »Dann kommt der Dekan nicht in Frage«, entschied Ridcully.
    Lord Vetinari versuchte, sich die Fakultät der Unsichtbaren Universität ins Gedächtnis zurückzurufen. Das Erinnerungsbild zeigte ihm kleine Vorberge mit spitzen Hüten.
    »Nein, der Kontext weist tatsächlich nicht auf den Dekan hin«, pflichtete er dem Erzkanzler bei.
    »Äh…« Ridcully zögerte kurz. »Könntest du das mit dem Kontext etwas näher erklären?«
    Der Patrizier griff nach seinem Gehstock.
    »Komm. Du solltest es dir besser selbst ansehen. Es ist eine verzwickte Angelegenheit.«
    Ridcully blickte sich interessiert um, als er Lord Vetinari folgte. Er bekam nicht oft Gelegenheit, den Park zu besichtigen, der in Gärtnerei-Handbüchern unter der Rubrik »Was man unbedingt vermeiden sollte« zu finden war.
    Der berühmt-berüchtigte Landschaftsgärtner und Erfinder »Absolut Bekloppter« Johnson hatte die Parkanlage geplant beziehungsweise verbrochen. Geistesabwesenheit und Nichtbeachtung selbst der elementarsten Mathematik machten jeden Schritt zu einer Gefahr. Johnsons Genie – falls man in diesem

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