Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
daß es auf der Welt eigentlich nur wenige Personen gab. Es existierten viele Menschen, aber nur einige echte Individuen. Deshalb begegnete man ihnen immer wieder – wahrscheinlich stammten sie aus der gleichen Gußform.
    »Willst du etwa behaupten, meine Waren seien frisch? Auf daß ich mir selbst ehrenvoll den Bauch aufschlitze! Hör mal, ich schlage folgendes vor…«
    Der Händler wirkte auf geradezu magische Weise vertraut. Jemand kam, um sich über ein frisches Ei zu beklagen – mit dem Ergebnis, daß er zwei Reiskuchen und ein von Blättern umhülltes sonderbares Etwas kaufte.
    Die Reiskuchen sahen lecker aus. Besser gesagt, sie sahen etwas schmackhafter aus als viele andere Dinge.
    Rincewind näherte sich. Der Händler tanzte vergnügt vom einen Bein aufs andere und pfiff leise vor sich hin. Als er Rincewind bemerkte, schenkte er ihm ein strahlendes, ehrliches Lächeln.
    »Wie wär’s mit einem uralten Ei, Shogun?«
    Der Napf in der Mitte des Bauchladens enthielt viele Goldmünzen. Rincewind seufzte innerlich. Mit dem Geld für ein zu frisches Ei aus Schnapphalas Angebot hätte man in Ankh-Morpork eine ganze Straße kaufen können.
    »Äh… bei dir kann man nicht… anschreiben lassen, oder?«
    Der Händler warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Wir sollten besser davon ausgehen, daß ich diese Worte nie gehört habe, Shogun.«
    »Äh… du hast nicht zufällig Verwandte in Übersee?«
    Diese Frage brachte Rincewind einen zweiten Blick ein, diesmal einen abschätzenden.
    »Wie bitte? Jenseits der Meere gibt es nur böse Geister, die es auf unser Blut abgesehen haben. Das weiß jeder, Shogun. Um so mehr überrascht es mich, daß dir diese Dinge offenbar nicht bekannt sind.«
    »Geister?« brachte der Zauberer heraus.
    »Ja«, bestätigte Schlitze-mir-ehrenvoll-den-Bauch-auf. »Sie versuchen hierherzukommen, um uns Schaden zuzufügen. Vielleicht wollen sie sogar unsere Waren stehlen. Man gebe ihnen eine ordentliche Dosis Feuerwerkskörper. Das ist meine Meinung. Geister können es nicht ausstehen, wenn’s knallt.«
    Er musterte Rincewind noch etwas aufmerksamer und nachdenklicher.
    »Woher kommst du, Shogun?« fragte er, und in seiner Stimme schwang die gefährliche Schärfe von Argwohn.
    »Aus Bes Pelargic«, antwortete Rincewind rasch. »Das erklärt meinen seltsamen Akzent sowie gewisse Eigenheiten, die jemanden auf den Gedanken bringen könnten, ich sei ein Ausländer oder so.«
    »Oh, Bes Pelargic«, sagte Schlitze-mir-ehrenvoll-den-Bauch-auf. »Nun, dann kennst du vielleicht meinen alten Freund Fünf Zungen. Wohnt in der Straße des Himmels.«
    Rincewind war auf diesen alten Trick vorbereitet.
    »Nein«, entgegnete er. »Hab nie von ihm gehört. Auch nicht von der Straße.«
    Schlitze-mir-ehrenvoll-den-Bauch-auf lächelte fröhlich. »Wenn ich laut genug ›ausländischer Teufel‹ rufe, kommst du keine drei Schritte weit«, verkündete er im Plauderton. »Dann bringen dich die Wächter zur Verbotenen Stadt, und dort stellen sie unerfreuliche Dinge mit…«
    »Ich habe davon gehört«, warf Rincewind schnell ein.
    »Fünf Zungen bekleidet seit drei Jahren das Amt des Distriktkommissars in Bes Pelargic«, sagte Schlitze-mir-ehrenvoll-den-Bauch-auf. »Und es gibt dort keine wichtigere Straße als die Straße des Himmels. Nun, ich wollte schon immer mal einen der bösen Geister kennenlernen, die es auf unser Blut abgesehen haben. Hier hast du einen Reiskuchen.«
    Rincewind sah sich mißtrauisch um. Sonderbarerweise schien die aktuelle Situation nicht gefährlich zu sein. Zumindest war sie nicht auf eine direkte, unvermeidliche Weise gefährlich. Wenn es hier Gefahren gab, konnte man mit ihnen feilschen.
    »Und wenn ich zugebe, daß ich von jenseits der Großen Mauer komme?« fragte er und senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    Schnapphala nickte. Mit einer Hand griff er unter seine Kutte und zeigte kurz den oberen Teil einer Broschüre. Der Titel begann mit den für Rincewind nicht sonderlich überraschenden Worten: WIE ICH MEINE…
    »Manche Leute glauben, auf der anderen Seite der Großen Mauer gibt es nur Wüsten, brennendes Wasser, böse Geister und schreckliche Ungeheuer«, sagte Schnapphala. »Aber ich denke an die guten geschäftlichen Möglichkeiten. Wenn man die richtigen Kontakte hat… Verstehst du, was ich meine, Shogun? Mit den richtigen Kontakten könnte man es im Land der bösen Geister weit bringen.«
    Rincewind nickte. Die Diplomatie hielt ihn davon ab, auf folgendes hinzuweisen:

Weitere Kostenlose Bücher