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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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durch das Tor gehen. Eine Warteschlange hatte sich davor gebildet, und die Wächter wurden nicht müde, jeden einzelnen Besucher auf recht arrogante Weise zu kontrollieren.
    Schließlich kam Cohen an die Reihe.
    »Papiere, Alter?«
    Cohen nickte fröhlich und reichte dem Hauptmann der Wache einen Zettel, auf dem in Herrn Zervelatwursts bester Handschrift geschrieben stand:
     

     
    Der Wächter hob den Blick und sah in Cohens glückliches Grinsen. »Interessant«, sagte er grimmig. »Kannst du sprechen, Großvater?« Cohen grinste weiter und wandte sich Herrn Zervelatwurst zu.
    Diesen Teil hatten sie nicht vorher geübt. »Dummer Narr«, sagte der Soldat.
    Herr Zervelatwurst schnaufte empört.
    »Solltet ihr Verrückte nicht besonders rücksichtsvoll behandeln?« entfuhr es ihm.
    »Ihr könnt nur verrückt sein, wenn ihr Papiere habt, die eure Verrücktheit bestätigen«, erwiderte der Hauptmann.
    »Mir reicht’s jetzt«, sagte Cohen. »Ich wußte, daß es nicht klappt, wenn wir auf einen sturen Wächter stoßen.«
    »Unverschämter Bauer!«
    »Ich bin nicht so unverschämt wie meine Freunde hier«, sagte Cohen.
    Die Horde nickte.
    »Damit meint er uns, Plattfuß.«
    »Du kannst uns mal.«
    »Wasisn?«
    »Extrem dummer Soldat.«
    »Wasisn?«
    Die Verwirrung des Hauptmanns wuchs. Die Angewohnheit des Gehorchens war tief in der achatischen Psyche verwurzelt. Aber noch tiefere Wurzeln hatte die Verehrung der Vorfahren und Respekt gegenüber den Älteren. Es erstaunte ihn sehr, daß so alte Leute immer noch aufrecht stehen konnten. Man mußte sie praktisch mit Vorfahren gleichsetzen. Zumindest der im Rollstuhl roch wie einer.
    »Bringt sie zum Wachhaus!« rief er.
    Die Mitglieder der Grauen Horde ließen sich abführen und widerstanden der Versuchung, die Soldaten zu überwältigen. Herr Zervelatwurst hatte das stundenlang mit ihnen geübt, denn normalerweise durfte man ihnen nicht einmal auf die Schulter klopfen, ohne seinen Arm zu riskieren.
    Im Wachhaus wurde es ziemlich eng. Horde, Wächter und der Rollstuhl des Irren Polterers ließen kaum noch Platz. Einer der Soldaten blickte auf den Polterer hinab, der seine Decke zurechtrückte und eine finstere Miene schnitt.
    »Was hast du da, Großvater?«
    Ein Schwert schoß hervor und stach in den Oberschenkel des Wächters.
    »Wasisn? Was sachta da?«
    »Er hat ›Aargh‹ gesagt, Polterer«, erwiderte Cohen und hielt plötzlich ein Messer in der Hand. Eine halbe Sekunde später hatte er den Hauptmann im Fesselgriff, die Klinge an seiner Kehle.
    »Wasisn?«
    »Er hat ›Aargh‹ gesagt.«
    »Wasisn? Ich bin doch gar nicht verheiratet!«
    Cohen drückte etwas fester zu.
    »Nun, Freund«, sagte er, »du kannst es leicht oder schwer haben. Die Wahl liegt bei dir.«
    »Blutsaugendes Schwein! Willst du etwa behaupten, daß ich es derzeit leicht habe?«
    »Nun, ich schwitze nicht.«
    »Mögest du in interessanten Zeiten leben! Ich sterbe lieber, als meinen Kaiser zu verraten!«
    »Wie du meinst.«
    Der Hauptmann brauchte nur einen Sekundenbruchteil, um zu begreifen: Cohen war ein Mann, der zu seinem Wort stand, und genau das erwartete er auch von anderen Leuten. Wäre ihm etwas mehr Zeit geblieben, hätte er vielleicht gedacht: Der Sinn der Zivilisation bestand darin, die Bedeutung von Gewalt auf die des letzten Mittels zu reduzieren. Für einen Barbaren hingegen stand Gewalt nicht nur an erster Stelle, sie machte auch besonders viel Spaß. Doch für diese Erkenntnis war es zu spät. Tot sank der Hauptmann zu Boden.
    »Ich lebe immer in interessanten Zeiten«, sagte Cohen mit der Zufriedenheit eines Mannes, der dafür sorgt, daß die Zeiten interessant bleiben.
    Er deutete mit dem Messer auf die anderen Wächter. Der Mund des entsetzten Herrn Zervelatwurst stand weit offen.
    »Eigentlich sollte ich jetzt die Klinge abwischen«, sagte er. »Aber die Mühe kann ich mir sparen, wenn sie wieder dreckig wird. Wenn’s allein nach mir ginge, würde ich euch einfach umbringen. Aber Lehrer hier meint, daß sich das nicht gehört.«
    Einer der Wächter blickte zu seinen Gefährten und kniete dann nieder.
    »Was wünschst du, o Herr?« fragte er.
    »Oh, genau das richtige Material für einen Offizier«, sagte Cohen. »Wie heißt du, Junge?«
    »Neun Orangenbäume, Herr.«
    Der Barbar sah zu Herrn Zervelatwurst.
    »Und jetzt?«
    »Nimm ihn gefangen, bitte .«
    »Wie stellt man das an?«
    »Äh… ich schätze, du solltest die Wächter fesseln.«
    »Und ihnen anschließend die Kehlen

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