Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Wenn in Ankh-Morpork jemand mit einer Handvoll Gold erschien, dann dauerte es nicht lange, bis dreihundert andere mit einer Handvoll Stahl kamen.
    »So wie ich die Sache sehe, mit der Ungewißheit in bezug auf die Rebellen und den Kaiser… äh… Lang-lebe-Seine-Exzellenz-der-Sohn-des-Himmels… äh… Aufgeschlossene Händler bekämen sicher Gelegenheit zu dem einen oder anderen Schnäppchen, oder?«
    »Schnäppchen?«
    »Ja. Zum Beispiel…« Schnapphala beugte sich näher. »Wir haben da etwas Besonderes. Kommt aus dem… [kompliziertes Piktogramm]… von Raupen. Wird Seide genannt. Das Zeug…«
    »Oh, ja«, sagte Rincewind. »Wir beziehen es aus Klatsch.«
    »Und dann gibt’s da noch einen Strauch. Man trocknet die Blätter, gießt später heißes Wasser darauf und…«
    »Tee, ja«, unterbrach Rincewind den Händler. »Den bekommen wir aus dem Wiewunderland.«
    S.m.e.d.B.a. Schnapphala zögerte.
    »Nun… wir haben ein Pulver, und wenn man das in Rohre füllt…«
    »Feuerwerk? Das kennen wir bereits.«
    »Wie steht’s mit erlesenem Porzellan? Wir…«
    »Die Zwerge in Ankh-Morpork stellen so dünnes Porzellan her, daß man hindurchsehen und Buchstaben lesen kann – selbst sehr klein gedruckte Fußnoten.«
    Schnapphala runzelte die Stirn.
    »Klingt ganz nach sehr schlauen bösen Geistern«, sagte er und wich ein wenig zurück. »Vielleicht stimmt es tatsächlich. Vielleicht seid ihr gefährlich.«
    »Wir?« Rincewind winkte ab. »Sei unbesorgt. In Ankh-Morpork bringen wir selten Ausländer um. Weil man ihnen dann nichts mehr verkaufen kann.«
    »Haben wir etwas, das für euch von Interesse wäre? Hier, nimm einen Reiskuchen. Auf die Pagode. Oder möchtest du vielleicht einen Fleischkloß am Spieß?«
    Rincewind entschied sich für den Reiskuchen. Der Kloß erschien ihm zu riskant.
    »Ihr habt Gold«, sagte er.
    »Oh, Gold. Es ist zu weich, um etwas Nützliches damit anzustellen. Allerdings taugt es für Rohrleitungen und Dachabdeckungen.«
    »Ich schätze, in Ankh-Morpork fände man noch den einen oder anderen Verwendungszweck dafür.« Rincewinds Blick kehrte zu den Münzen im Napf zurück.
    Ein Land, in dem Gold so billig war wie Blei…
    »Was ist das?« fragte er und deutete auf ein zerknittertes Etwas, das halb unter den Münzen verborgen lag.
    S.m.e.d.B.a. Schnapphala blickte nach unten. »Das ist eine unserer Besonderheiten. Du kennst es wahrscheinlich nicht. Wir nennen es Geld. Damit kann man…«
    »Ich meine den Zettel«, sagte Rincewind.
    »Ich auch«, erwiderte Schnapphala. »Das ist ein Zehn- Rhinu -Schein.«
    »Und was bedeutet das?« fragte Rincewind.
    »Es bedeutet, der Schein ist zehnmal soviel wert wie das hier.« Der Händler nahm eine Goldmünze von der Größe eines Reiskuchens.
    »Warum sollte man ein Stück Papier kaufen?« erkundigte sich Rincewind verwirrt.
    »Man kauft es nicht«, korrigierte Schnapphala. »Man bezahlt damit.«
    Diese Auskunft verblüffte Rincewind.
    »Du gehst zu einer Marktbude«, sagte Schnapphala und schaltete in den Langsam-sprechen-für-die-Dummen-Modus um. »Und dann sagst du: ›Guten Mor-gen, Metzger, was kosten die Hunde-schnauzen?‹ Und er antwortet: ›Drei Rhinu, Shogun.‹ Und dann sagst du: ›Ich habe nur ein Pony.‹ Sieh nur, auf dem Geld-schein – dem Zettel – ist die Zeich-nung eines Ponys; daran kann man Zehn- Rhinu -Scheine er-kennen. Und dann gibt dir der Metzger die Hundeschnauze und sieben Münzen Wech-sel-geld. Nun, wenn du einen Affen hättest – das sind fünfzig Rhinu –, würde der Metzger sagen: ›Hast du es nicht klei-ner?‹ Und dann…«
    »Aber es ist doch nur ein Stück Papier!« protestierte Rincewind.
    »Für dich mag es ein Stück Papier sein, für mich ist das Ding zehn Reiskuchen wert«, sagte Schnapphala. »Welches Zahlungsmittel benutzen böse Geister aus dem Ausland? Vielleicht große Steine mit Löchern?«
    Rincewind blickte auf den Geldschein hinab.
    Es gab Dutzende von Papierfabriken in Ankh-Morpork. Und einige begabte Mitglieder der Graveursgilde konnten ihren Namen samt Adresse in einen Stecknadelkopf ritzen.
    Er war plötzlich stolz auf seine Landsleute. Sie mochten korrupt und habgierig sein, aber sie hatten diese Eigenschaften zur Meisterschaft entwickelt und gingen nie davon aus, daß es nichts mehr zu lernen gab.
    »In Ankh-Morpork wirst du zweifellos viele Häuser finden, deren Dächer abgedichtet werden müssen«, sagte Rincewind.
    »Tatsächlich?« fragte Schnapphala.
    »O ja. Überall regnet’s

Weitere Kostenlose Bücher