Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
um mich herum geschah…«
    »Die halbe Universität wurde in Schutt und Asche gelegt!« Der Dekan unterbrach sich, als ihm etwas einfiel. »Davon erfuhr ich später. Nach der Rückkehr von meiner Tante.«
    »Ja, aber die Tür meines Zimmers ist sehr dick…«
    »Und zufälligerweise weiß ich, daß der Oberste Hirte zugegen war, denn…«
    »…und man hört kaum was wegen des dicken grünen Teppichs…«
    »Nickerchen mein für Zeit wird es, glaube ich.«
    »Seid still, ihr alle, und zwar sofort!«
    Ridcully starrte die Fakultät mit dem durchdringenden, unschuldigen Blick eines Mannes an, der das Glück hatte, völlig ohne Phantasie geboren zu sein – und der während einer sehr peinlichen Phase in der Geschichte der Universität tatsächlich mehrere hundert Kilometer von ihr entfernt gewesen war.
    »Na schön«, sagte er, als die Zauberer schwiegen. »Dieser Rincewind. Eine Art Idiot, wie? Du gibst Auskunft, Dekan. Alle anderen halten die Klappe.«
    Der Dekan wirkte unsicher.
    »Nun… äh… ich meine, es ergibt keinen Sinn, Erzkanzler. Er konnte nicht einmal richtig zaubern. Welchen Nutzen hat eine solche Person? Wohin auch immer Rincewind ging…« Der Dekan senkte die Stimme. »Probleme folgten ihm dichtauf.«
    Ridcully stellte fest, daß die Zauberer etwas enger zusammenrückten.
    »Scheint doch ganz in Ordnung zu sein«, kommentierte er. »Das ist der beste Platz für Probleme: hinter einem. Wer möchte sie vor sich haben?«
    »Du verstehst nicht, Erzkanzler«, sagte der Dekan. »Die Probleme folgten Rincewind auf Hunderten von kleinen Beinen.«
    An Ridcullys Lächeln änderte sich nichts, doch die Gesichtszüge darüber verhärteten sich.
    »Hast du die Pillen des Quästors probiert, Dekan?«
    »Mustrum, ich versichere dir…«
    »Dann red keinen Unsinn.«
    »Na schön, Erzkanzler. Aber dir ist hoffentlich klar, daß es Jahre dauern kann, Rincewind zu finden.«
    »Äh«, sagte Ponder, »wenn wir seine thaumische Identitätsmatrix herausfinden könnten, müßte Hex eigentlich in der Lage sein, ihn innerhalb eines Tages zu lokalisieren.«
    Der Dekan warf ihm einen wütenden Blick zu.
    »Das ist keine Magie!« entfuhr es ihm. »Das ist… Technik!«
     
    Rincewind watete durchs seichte Wasser, griff nach einem scharfkantigen Stein und schlug damit eine Kokosnuß auf, die an einer schattigen Stelle auf ihn gewartet hatte. Er setzte sie an die Lippen.
    Eine Stimme erklang hinter ihm.
    Sie sagte: »Äh… hallo?«
     
    Wenn man lange genug auf den Erzkanzler einredete, konnte man ihn tatsächlich dazu bringen, gewisse Dinge zu verstehen.
    »Es läuft also auf folgendes hinaus«, sagte Ridcully. »Der Bursche namens Rincewind ist praktisch von jeder Armee auf dieser Welt gejagt worden. Bisher hüpfte er auf der Bühne des Lebens herum wie die Erbse auf einer Trommel. Er ist wahrscheinlich der einzige Zauberer, der das Achatene Reich kennt, weil…« Ridcully sah auf seine Notizen. »… weil er mit einem seltsamen kleinen Mann befreundet war, der Gläser vor den Augen trug und ihm das komische Ding mit Beinen hinterließ, das ihr immer wieder erwähnt. Außerdem spricht er Ausländisch. Ist das soweit richtig?«
    »Genau, Erzkanzler«, bestätigte der Dekan. »Es ist mir ein Rätsel, warum sich jemand für einen solchen Mann interessieren sollte.«
    Ridcully blickte erneut auf die Notizen. »Möchtest du zum Achatenen Reich?«
    »Nein, natürlich nicht…«
    »Ich glaube, ich habe hier etwas entdeckt«, sagte der Erzkanzler. Er lächelte fröhlich. »Gewissermaßen einen gemeinsamen Nenner. Dieser Rincewind… Er bleibt am Leben. Hat Talent. Findet ihn. Und bringt ihn hierher. Wo auch immer er steckt. Vielleicht steht dem armen Kerl etwas Schreckliches bevor.«
     
    Die Kokosnuß verharrte an Ort und Stelle. Nur Rincewinds Augen bewegten sich, spähten erst zur einen Seite, dann zur anderen.
    Drei Gestalten traten in sein Blickfeld. Sie waren weiblich. Sie waren sogar sehr weiblich. Sie trugen nur wenig Kleidung und waren erstaunlich gut frisiert, wenn man bedachte, daß sie gerade eine Kanureise hinter sich hatten. Mit anderen Worten: Sie sahen genau so aus, wie es die Tradition von Kriegeramazonen verlangte.
    Kokosnußmilch rann durch Rincewinds Bart und tropfte zu Boden.
    Die Anführerin der drei Amazonen strich ihr langes blondes Haar zurück und lächelte strahlend.
    »Ich weiß, daß es unwahrscheinlich klingt«, sagte sie, »aber meine Schwestern und ich repräsentieren einen bisher unentdeckten Stamm.

Weitere Kostenlose Bücher