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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mittelschweren Gehirnerschütterung und vermutlich auch Gift im Magen kehrte die Gestalt zur Unsichtbaren Universität zurück. Die Zauberer folgten ihr weiter.
    »Du meinst sicher ›Es wird immer seltsamer‹, oder? Und selbst dann ergibt’s kaum einen Sinn…«
    Rincewind passierte das Tor und eilte in Richtung Bibliothek.
    Dort wartete der Bibliothekar auf ihn. Mit einem süffisanten Lächeln – wenn ein Orang-Utan überhaupt süffisant lächeln kann – hielt er den arg mitgenommenen Hut in den Händen.
    »Erstaunlich«, bemerkte Ridcully. »Es stimmt tatsächlich! Ein Zauberer kehrt immer zu seinem Hut zurück!«
    Die Gestalt griff nach dem Hut, vertrieb einige Spinnen daraus und setzte ihn auf, nachdem er das traurige Blätterding beiseite geworfen hatte.
    Rincewind sah zur versammelten Fakultät und blinzelte. Zum ersten Mal schimmerte eine Art Licht hinter seinen Augen – bisher schien er allein von Reflexen und Instinkten gesteuert worden zu sein.
    »Äh… was habe ich vorhin gegessen?«
    »Äh… drei von Schnappers besten heißen Würstchen«, antwortete Ridcully. »Nun, wenn ich in diesem Zusammenhang von ›besten‹ spreche, meine ich seine typische Ware. Du weißt schon.«
    »Verstehe. Und wer hat mich vorhin geschlagen?«
    »Azubis der Diebesgilde.«
    Rincewind blinzelte erneut. »Dies ist Ankh-Morpork, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dachte ich mir.« Rincewind blinzelte noch einmal, diesmal etwas langsamer. »Nun«, fügte er hinzu, als er nach vorn kippte, »ich bin zurück.«
     
    Lord Hong ließ einen Drachen fliegen. Auf perfekte Art und Weise.
    Was auch immer Lord Hong anstellte – er machte es perfekt. Seine Aquarelle waren perfekt. Ebenso seine Gedichte. Wenn er Papier knickte, war jede einzelne Falte perfekt. Er verdiente es in jeder Hinsicht, einfallsreich, originell und natürlich perfekt genannt zu werden. Schon seit einer ganzen Weile strebte Lord Hong nicht mehr nach Perfektion, weil er sie längst in irgendeinem Verlies an die Wand genagelt hatte.
    Lord Hong war sechsundzwanzig Jahre alt, schlank und attraktiv. Er trug eine kleine Brille mit runden Gläsern. Wenn man die Leute bat, ihn zu beschreiben, bekam man Worte wie »abgebrüht« und »aalglatt« zu hören. 8 Mit erbarmungslosem Fleiß, kompromißloser Konzentration aller geistigen Kräfte und sechs sorgfältig arrangierten Todesfällen war er zum Oberhaupt der einflußreichsten Familie im Achatenen Reich aufgestiegen. Was die sechs Toten betraf… Als letzter starb Lord Hongs Vater, und zwar voller Freude darüber, daß sein Sohn eine alte Familientradition fortsetzte. Die altehrwürdigen Familien hielten ihre Vorfahren sehr in Ehren und fanden nichts dabei, die Anzahl der Ahnen vorzeitig zu erhöhen.
    Und nun kam der schwarze Drachen mit den beiden großen Augen im Sturzflug vom Himmel. Lord Hong hatte den Winkel berechnet – perfekt. Die mit Leim und Glassplittern beschichtete Schnur schnitt durch einige andere. Die Drachen der Rivalen tanzten hilflos.
    Das Publikum applaudierte höflich. Die meisten Leute hielten es für klug, Lord Hong Applaus zu spenden.
    Er reichte die Schnur einem Diener, nickte den anderen Drachenfliegern kurz zu und schritt zu seinem Zelt.
    Drinnen nahm er Platz und wandte sich an den Besucher. »Nun?«
    »Wir haben die Nachricht geschickt«, hieß es. »Niemand hat uns gesehen.«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Lord Hong. »Zwanzig Personen sahen euch. Wächtern fällt es sehr schwer, ungerührt geradeaus zu sehen und nichts zu bemerken, wenn Leute laut wie ein vorrückendes Heer umherkriechen und sich immer wieder zuflüstern, leise zu sein. Offen gesagt, fehlt euch das revolutionäre Etwas. Was ist mit deiner Hand passiert?«
    »Der Albatros hat hineingebissen.«
    Lord Hong lächelte. Er dachte daran, daß der Vogel den Besucher vielleicht mit einer Sardelle verwechselt hatte, und das aus gutem Grund. Seine Augen hatten gewisse Ähnlichkeit mit denen eines Fisches.
    »Ich verstehe nicht, o Lord«, sagte der Besucher, dessen Namen Zwei Feuerkraut lautete.
    »Gut.«
    »Sie glauben an den Großen Zaubberer, und du möchtest, daß er hierherkommt?«
    »Ja, natürlich. Ich habe… Mitarbeiter in…« Er versuchte, die fremden Silben richtig auszusprechen. »…Ankh Moor Pork. Der sogenannte Große Zaubberer existiert tatsächlich. Allerdings genießt er den zweifelhaften Ruf, inkompetent, feige und völlig ohne Rückgrat zu sein. Ihm fehlen alle Eigenschaften eines gefährlichen Gegners. Soll die Rote

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