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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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«Kein Sex für Fettsteiße!» – «Kein Sex für Plattbusige!» – «Kein Sex für Alte!» Nur «Kein Sex für Idioten» schreit niemand, denn das ist diskriminierend. Was die perfekt getrimmten Arschgeweih- und Tribal-Tattooträger aber eingeklemmt zwischen Hanteln und Steppern nicht mitkriegen bzw., was sie sich gar nicht vorstellen können, ist: Die Hässlicheren haben auch Sex. In der Zeit, in der sich die Schönen noch schöner trimmen, haben die Hässlicheren Sex. Ein fröhlich vögelndes Volk. Und dass so manche Bierwampe und manche Stockbeine käseweiß durch die Clubs stöckeln, liegt einfach daran, dass sie keine Zeit hatten, ins Sonnenstudio zu gehen oder durch den Park zu joggen. Weil sie beschäftigt waren. Mit Sex.

Teenie-Sex
    Jung sein ist ätzend. Ich meine nicht dreißig sein oder auch zwanzig. Zwanzig ist völlig okay, die ekligen Pickel sind weg und die noch viel ekligeren Typen, aus denen die Pickel rauswuchsen, auch. Aber richtig jung sein, im Hormonrausch der Pubertät, ist furchtbar. Alles gelogen: Die Videohüllen der Erwachsenenabteilungen schreien «Nimm mich, bevor ich neunzehn werde», und in den berühmtesten Weichzeichnern der Pornogeschichte,
Bilitis
und
Zärtliche Cousinen,
spielen gerade dem Playmobilalter entwachsene Maiden versonnen lächelnd im Morgentau an ihren knospenden Hühnerbrüstchen, ganz zu schweigen vom Brüll- und Kreischsender VIVA, wo die Luderliga, kaum aus den Windeln raus, die heißen Haxen schwingt wie routinierte Vorstadtprostituierte. Teenies, so möchte man gern glauben, haben den schärfsten, geilsten, heißesten Sex auf diesem Erdball, immer knackig und dauerrattig. Außerdem haben sie neben der Schule zu viel Zeit, die man gut mit gegenseitigem feuchten Gefummel verbringen kann, da man sich in dem Alter eh wenig zu sagen hat. Der Genitalrausch lässt ihnen ja keine andere Wahl, als endlich alle Stellungen des Kamasutra auszuprobieren. Aber bitte: Die Wirklichkeit, die sah anders aus. Ständig durchblutete «Geschlechtsteile» zu haben wie eine Pavianherde, ohne zu wissen, wie man sie wirklich spaßbringend einsetzt, war doch ein einziger Krampf. Ich erinnere mich da an diverse Kuss-Spielchen mit einer drehenden Flasche, bei denen man hektisches Geschlabber über sich ergehenlassen musste, weil Jungs in dem Alter küssen wie ein Hund namens Beethoven. Von verhedderten Zahnspangen und aufbrechenden Riesenpickeln auf rotkratrigen Nasen will ich jetzt gar nicht reden. Und dann diese Missverständnisse! In einer Zeitschrift stand zum Beispiel, Männer mit einem kleinen Penis bräuchten sich nicht zu grämen, denn dank Schwellkörper könne er erigiert bis auf die doppelte Länge anwachsen. Leider stand in einer anderen Zeitschrift, der statistische Euro-Schwanz sei sechzehn Zentimeter lang. Ich war nie gut in Mathe, aber auf schockierende 32   Zentimeter kam ich denn doch (genauso lang wie ein unterrichtsübliches Lineal), und die Vorstellung, bis zu den Rachenmandeln gepfählt zu werden, hielt mich erst mal vom penetrativen Selbstversuch ab. So bleibt der Teenager nicht nur mit seinen wirren Gedanken alleine, sondern auch mit seinem Hormonstau. Und dagegen macht er das, was Teenager nun wirklich gut können: masturbieren. Jungs tun es. Mädchen auch, nur, dass sie diskret drüber schweigen, während Jungs jeden vergossenen Tropfen Sperma frenetisch feiern wie später nur den Superbowl. (Da bekommt das Wort Homecoming King eine völlig neue Bedeutung.) Allerdings gab es da auch den Tag, an dem mein arg verklemmter Freund an der Haustür klingelte und einen riesigen Fleck im Schritt hatte, den man dunkelblau auf hellblauer Jeans weithin sehen konnte. Jahrelang habe ich geglaubt, er hätte entweder auf dem Weg zu mir onaniert und kanisterweise Ejakulat in seine Jeans ergossen oder sich vor Angst vor Annäherungen meinerseits in die Hosen gemacht. Ich musste Mitte zwanzig werden, bis mich ein späterer Lover aufklärte, dass Männer (warum tun die auch so was?) Getränkedosenbeim Autofahren zwischen die Oberschenkel klemmen, wobei dann öfter was danebenschwappt. An dieser Stelle möchte ich mich offiziell bei meinem besudelten Jugendfreund entschuldigen für die vielen Partys, bei denen ich diese Geschichte unter brüllendem Gelächter erzählt habe. Es war auch nicht wirklich nett von mir, dass ich auf denselben Partys erzählt habe, wie ich ihn bei einer Pizza ehrlich interessiert nach seinen Wichsgewohnheiten fragte und er empört «Selbstschändung»

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