Echte Männer
Er, ich und sie
Zu einer guten sexuellen Beziehung gehören immer drei: der Mann, die Frau und ihre beste Freundin. Männer glauben, dass Frauen ihrer besten Freundin alles erzählen, alles zwischen Himmel und Erde, Matratze und Laken. Und, liebe Männer: Ihr habt recht. Falls euer Penis irgendwie komisch gebogen ist, wenn er einen kleinen Hubbel hat oder ihr beim Orgasmieren fiept wie ein Eichhörnchen, das sich die Nüsse in einer Astgabel geklemmt hat: Die beste Freundin eurer Frau weiß es. Und sie hat eine Meinung dazu. Und sie äußert sie. Klar ist das ein merkwürdiges Gefühl, wenn ihr dann einer fremden Frau gegenübersitzt, von der ihr annehmen dürft, dass sie sich schon Gedanken über die gesunde Farbe eures Hodensacks gemacht hat, dass sie am Entscheidungsprozess, ob die Brustmatte geschoren werden soll oder nicht, maßgeblich beteiligt war, dass sie mit der Liebsten in langen Sitzungen erörtert hat, ob Analsex mit Klappsen demütigend ist, ob seine Zungentechnik meisterlich oder dilettantisch ausfällt oder ob vier Minuten Penetration wirklich ausreichen. Aber so schlimm ist das alles gar nicht! Denn mal im Ernst: Ihr wollt mit uns über diese Dinge doch gar nicht reden. Ihr wollt nicht wissen, dass wir uns über unsere Cellulite Gedanken machen, wenn wir in der tibetanischen Beinschere begattet werden, ihr wollt nicht wissen, dass wir uns in der Löffelchenstellung fühlen wie ein gestrandeter Wal oder dass uns euer Penis an eine Comicfigur erinnert, deren Name uns gerade nicht einfällt. Und ihr wollt auch nicht wissen, dass Kai-Uwe,Thorben oder Yoshimoto vor euch länger konnte, härter war oder uns hinterher immer noch eine Ölmassage verpasst hat. Fellatio interessiert euch nur unter dem Gesichtspunkt, wann es endlich mal wieder stattfindet, und nicht, welche politische Schlüsselstellung diese Spielart in der Frauenbewegung einnimmt. All das besprechen wir mit unserer Freundin. Wenn man es genau nimmt, ist es eine Art flotter Dreier: Zwei Menschen ficken, und die beste Freundin kommentiert es.
Frauen wiederum machen sich auch so ihre Gedanken, worüber Männer eigentlich miteinander reden, wenn sie eine Nacht lang am Bartresen hängen und nach dem x-ten Mojito die Aussprache von Klospülungen bekommen. Frauenzeitschriften versichern uns, dass Jungs zwar voreinander angeben, als wären sie beim Casting von
Deutschland sucht den Superhengst,
sich aber niemals nicht unter keinen Umständen ihre sexuellen Probleme beichten. Und da kann ich nur sagen: Gelobt sei die männliche Eitelkeit! Frauen sind da einfach zu ehrlich. Sie sind erleichtert, wenn sie ihrer besten Freundin erzählt haben: «Ich seh nackt aus wie eine Gummipuppe, aus der die Luft halb raus ist, und im Bett neben mir liegt Catweazle.» Eine gute Freundin berichtet dann ebenfalls etwas Demütigendes, und beide Frauen liegen sich in den Armen und denken insgeheim: «Oh, wie armselig, dann bin ich mit meinem ja doch nicht so schlecht dran.» Das tröstet und verbindet. Männer machen so etwas nicht. Kein Mann, wenn er nicht zu denen gehört, die heimlich vor Florian-Silbereisen-Postern onanieren, legt seinen Kopf auf die Schulter seines besten Freundes und sagt: «Manchmal fühle ich mich so ausgenutzt, wenn ich sie lecke, und dann hoffe ich, dass sie meine Rettungsringenicht sieht, und wenn ich es dann endlich geschafft habe abzuspritzen, dreh ich mich schnell weg, damit sie nicht sieht, dass ich vor Erleichterung Tränen in den Augen habe.» Das tun Männer nicht. Denn berichten sie über eigenes Versagen, gelten sie als Lusche, und berichten sie über sexuelle Probleme ihrer Frau, gelten sie auch als Charakterschwein. Das ist sicher anstrengend für Männer, immer für das Glück und Funktionieren der ganzen Welt verantwortlich zu sein, aber für Frauen ist es sehr beruhigend, dass der beste Freund ihres Mannes nicht annähernd so viel über ihre Problemzonen weiß wie ihre beste Freundin über seine.
So sind alle zufrieden. Sie kann zum hundertsten Mal besprechen, warum sie keine lilafarbenen Strapse tragen oder ohne Höschen ausgehen möchte, während das Thema für ihn längst durch ist, und er kann bei seinem Freund durchblicken lassen, dass sie alles für ihn tut, weil er der beste Stecher in der Stadt ist – sogar lilafarbene Strapse ohne Höschen tragen. Sein bester Freund und ihre beste Freundin bilden dabei so eine Art Beichtgemeinschaft. Es ist günstig, wenn sie sich nicht kennenlernen, damit Dialoge wie «Er hat mir
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