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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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der Ohrmuschel, bevor der Haaransatz anfängt. Miteinander flüstern. Sich anrufen. Zettelchen hinterlassen. Unterm Tisch die Hand auf den Oberschenkel legen. All diese Kleinigkeiten, die man macht, wenn man vor lauter Verliebtheit kaum aufrecht stehen kann. Und was die Langeweile angeht: Ich glaube nicht, dass etwas wirklich Schönes schlechter wird, nur, weil man es zu oft tut. Schnurrende Katzen zum Beispielsind immer großartig. Und auch der Asia-Sex war witzig, weil er uns klargemacht hat, dass es schon einen Grund hat, dass wir Sex haben, wie wir ihn haben. Letztendlich lagen wir keuchend da und teilten uns nach all den Strapazen eine Packung Glückskekse. Und die haben wir einfach weggeknabbert und nicht etwa mit Stäbchen aus irgendwelchen Körperöffnungen geklaubt.

Barbie und Ken im Sexshop
    Das Erste, was mir einfällt, wenn ich an einen Sexshop denke, ist der Vorhang aus bunten Plastikstreifen in der Tür, bei dem ich mir immer vorstelle, er solle wie eine Art Fliegenfänger die Lüsternen und Gelangweilten dieser Welt anlocken, sie festhalten und verwickeln, bis sie vom Personal des Dödel-Etablissements herausgeklaubt werden. Innen geht es dann ähnlich klebrig weiter. Am Tresen stehen Manni (Ex-Fernfahrer, Gelegenheits-Tubabläser, Im-Swingerclub-trotz-Bauch-Tangaträger) und seine getreue Gaby (David-Hasselhoff- Fan , Vorstadtdauerwelle und dank Hunderter Stunden auf dem Super-Sun-Booster gebräunt wie Ramses   II. nach der Ausgrabung). Beide sehen aus, als sei gerade eben ihre Kneipe «Gabys lustiges Bier-Eck» wegen Kakerlaken im Kartoffelsalat geschlossen worden. Und weil’s nahelag, haben Manni und Gaby etwas ähnlich Unappetitliches eröffnet: einen Sexshop. Ich meine jetzt nicht die hochgetunten Erotik-Boutiquen, die sich hinter schwarzen Scheiben verbergen und die es mittlerweile in jedem etwas größeren Einkaufszentrum gibt, sondern die kösigen kleinen Rammelbuden in Bahnhofsnähe. Da ziehen sich frühpensionierte oder arbeitslose Gestalten mit Bierfahne schon morgens um elf die Hose über den Wanst und schielen ständig zur Theke, ob nicht doch mal eine Professionelle vom Straßenstrich vorbeistöckelt, um sich bei der mütterlichen Gaby mit einem Automatenkaffee aufzuwärmen. Das Angebot dieser Läden besteht aus Regalen voller Videokassetten und DVDs, fürderen Titel man die Produzenten öffentlich mit Gülle überschütten sollte:
Fette Omas wichsen vor schwitzenden Schwulen, Gang Bang mit faulem Gemüse, Spermaorgie im Gummiboot
. Daneben liegen unterarmgroße Vibratoren und die staunenden alienartigen Gesichter der aufblasbaren Liebesdienerinnen. Ein paar billige Slips gibt es, ein Apothekenregal mit Cockringen und Kondomen und spanischer Fliege, deren Verfallsdatum im Dreißigjährigen Krieg abgelaufen ist. Auch ein paar Scherzartikel dürfen nicht fehlen, Nudeln in Penisform, Seife in Penisform und, ach ja, Schlüsselanhänger in Penisform. Die Zeitschriften sind eingeschweißt und bilden somit die einzige keimfreie Zone des Ladens. Gut, Sex ist nun mal eine schmutzige Sache – im übertragenen und tatsächlichen Sinn. Sex ist nichts für Sagrotan-Fetischistinnen. Er ist unhygienisch, schwitzig, und wenn sich Bäuche in der Missionarsstellung aneinander festsaugen, auch klebrig. Aber, liebe Sexshop-Gabys dieser Welt: Ein Fußboden, der bei jedem verlegenen Schritt vom Intimwaschlotion-Regal zum Handschellen-Ständer ein obszönes «Smotsch» hervorruft, steigert die Geilheit auch nicht gerade. Angegilbte Papierschachteln, auf denen man die Abbildung kaum mehr erkennt und nur noch raten kann, ob man gerade ein Potenzmittel oder ein Insektenvernichtungspulver in der Hand hält, fördern nicht die Freude am Einkauf. Kein Wunder, dass diese Läden nicht wirklich das beliebteste Ausflugsziel von shoppingwilligen Hausfrauen sind.
    Das hat auch die Erotik-Industrie erkannt, allen voran die wackere Frau Beate U. mit der Gesichtshaut einer Schildkröte. Dank ihr gibt es mittlerweile freundliche Erotik-Boutiquen in Kaufhäusern, meist gelegen zwischender paillettenbestickten Abendmode für Übergewichtige (in der die wie laufende Christbaumkugeln aussehen) und den Blusen für Omas siebzigsten Geburtstag. In diesen hell ausgeleuchteten, von allen Seiten einsehbaren Freuden-Ecken liegen gläserne Dildos auf Samtkissen, und munter schwatzende Verkäuferinnen tragen edle Dessous durch die Gegend. Neben der Umkleidekabine steht schon mal ein Kinderwagen, der vom properen Personal auch gerne

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