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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mochte er für ein Leben gelebt haben, und was war wohl sein Lohn hierfür? Immer wieder kamen ihm solche Fragen. In jener Zeit kannte man wohl keine Gewerkschaften oder Verbandsorganisationen. Wenn ein Arbeiter frech wurde, setzte man ihn einfach gefangen und hängte ihn auf. Hoch oben von den Mauern der Burgkapelle ragte ein starker, eichener Balken in die Luft. Weiter unten war eine kleine Tür, die sich nach außen öffnete. Durch dieses Loch wurden viele Menschen hinausgestoßen, einen Hanfstrick um den Hals, der oben an dem Galgenbalken befestigt war. So ging man damals mit Arbeitern um, die sich auflehnten. Auch der Grüne Bogenschütze, der das gute Wildbret seines Herrn gestohlen hatte, war an diesem Galgen gestorben. Es geschah ihm ganz recht, dachte Abel Bellamy. Leute, die sich unterstehen zu stehlen, müssen gehängt werden. Das sollte auch heute noch Gesetz sein.
    Er saß am Abend vor dem großen Steinkamin in der Bibliothek und schaute nachdenklich in das Holzfeuer, das lebhaft knisterte und sprühte. Es war ein schöner Raum, der mit vielen Kosten ausgestattet war. Holzpaneele zogen sich vom Fußboden bis zur getäfelten Decke über die Wände. Blaue Samtvorhänge hingen vor den tiefen Irischen der Fenster. Von dem Feuer wanderten Bellamys Blicke zu dem steinernen Wappen mit den springenden Leoparden, das über dem Kamin eingemeißelt war. Im Lauf der Zeit war es verwittert und undeutlich geworden. Aber man konnte noch gut den darunter in Stein eingehauenen Wahlspruch der de Curcys lesen:
    »Recht ist Recht.«
    Recht ist Recht! Es war doch töricht, so etwas zu sagen. Ebensogut konnte man auch behaupten: »Schwarz ist Schwarz« oder »Wasser ist naß«.
    Es war schon spät, und er war mit seiner Abendbeschäftigung fertig, aber er konnte sich noch nicht von seinem tiefen Armsessel trennen, in dem er sich niedergelassen hatte. Schließlich stand er doch auf, zog den Vorhang zurück, der die Tür bedeckte, und schloß auf. Dann kehrte er zum Kamin zurück und klingelte. Julius Savini erschien auf diesen Ruf.
    »Nehmen Sie all diese Briefe vom Tisch, setzen Sie die Antworten auf und legen Sie sie mir morgen vor« brummte er. »Ich werde den ganzen nächsten Monat hier sein – wenn Sie einmal Urlaub haben wollen, dann sagen Sie es mir besser jetzt.«
    »Ich habe am Mittwoch eine Verabredung« sagte Julius sofort. Der Alte murrte irgend etwas.
    »Nun gut, Sie können am Mittwoch gehen.«
    Als Savini schon wieder an der Tür war, rief ihn Bellamy noch einmal zurück.
    »Savini, Sie fragten mich neulich, ob ich ein Testament gemacht hätte. Damals hatte ich die Vorstellung, daß Sie Ihre Pflicht als mein Privatsekretär täten. Ich habe mir die Sache aber überlegt und bin nun zu der Überzeugung gekommen, daß Sie nicht der Mann sind, der eine solche Frage nicht mit einer bestimmten Absicht verbindet.«
    »Ich dachte mir wirklich nichts dabei« sagte Savini obenhin. »Da ich nun einmal Ihr Privatsekretär bin, muß ich doch etwas von Ihren Angelegenheiten wissen – weiter hatte meine Frage nichts zu bedeuten.«
    Der alte Mann sah ihn unter seinen buschigen Augenbrauen an.
    »Dann ist es gut« sagte er grob.
    Als Savini sich entfernt hatte, ging er aufgeregt in dem Raum auf und ab. Es war eine Unruhe in ihm, die er nicht begriff und für die er keinen Grund wußte. Er trat zu dem Schreibtisch, nahm einen Schlüssel aus einer inneren Tasche und schloß eine der Schubladen auf. Er tat dies ganz mechanisch, nahm eine Ledermappe heraus und legte sie auf den Tisch.
    »Du bist eine Närrin!« sagte Mr. Bellamy ruhig. »Du bist hübsch, aber – verrückt. Du hast nicht den geringsten Verstand.«
    Er öffnete die Mappe, nahm die Photographie einer Frau heraus und betrachtete sie. Ihre Kleider sahen altmodisch und sonderbar aus, sie mochten vor etwa zwanzig Jahren modern gewesen sein. Aber ihr Gesicht sah jung und schön aus, und die ruhigen Augen, die ihn anzuschauen schienen, waren von fast überirdischer Schönheit. Abel Bellamy preßte die Lippen aufeinander und schaute mit zusammengekniffenen Augen auf das Bild. Dann legte er es weg und nahm die zweite Photographie, die einen Mann zwischen dreißig und vierzig darstellte.
    »Auch ein Narr, aber du warst ja immer so, Mike.«
    Die dritte Photographie war die eines kleinen Kindes. Auf die Rückseite des Blattes war ein Zeitungsausschnitt geklebt.
    »Leutnant J. D. Bellamy, Angehöriger der Armee der Vereinigten Staaten. Der oben genannte Offizier wurde bei einem

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