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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Und selbst wenn sie drinnen war, wie sollte sie das finden, was sie suchte? Besonders da Bellamy jetzt vermutete, wer sie war und die Gefahr dadurch bedeutend größer wurde?
    Aber trotzdem – und hier entschied sie sich gegen besseres Wissen – bestand noch eine geringe Hoffnung. Wenn der alte Plan der Burg, der in ihrem Besitz war, in allen Einzelheilen stimmte und die Umbauten der letzten beiden Jahrhunderte nicht den Grundriß vollkommen verändert hatten, dann hatte sie einen Zugang zu der Burg entdeckt.
    Auf der Nordseite der Burg befand sich das Wassertor. In früherer Zeit war das Gebäude von einem Graben umgeben. Ein Fluß, der aus den hügeligen Wäldern des Hinterlandes kam, hatte früher in Verbindung damit gestanden. Sein Wasser wurde durch einen besonderen Kanal abgeleitet und auf diese Weise war es den Besitzern der Burg möglich, den Graben mit Wasser zu füllen, trotzdem das Gebäude auf einer kleinen Erhöhung stand. Der Graben war aber nun längst ausgetrocknet und mit Gras zugewachsen. An manchen Stellen war er auch eingeebnet worden. Nur das Wassertor aus jener Zeit war noch übriggeblieben.
    Sie hatte die niedrige, quadratische Öffnung in der Burgmauer, die durch schwere eiserne Gitter geschlossen war, von ihren Fenstern aus gesehen. Durch dieses Tor gingen die Händler aus und ein, wenn sie zum Kücheneingang wollten, und Valerie hatte den Entschluß gefaßt, auch auf diesem Wege in die Burg zu kommen und Abel Bellamys Geheimnis zu enthüllen. Aber ihr Verstand sagte ihr, daß das Küchengebäude und die anderen, außerhalb liegenden Räumlichkeiten, die man durch das Wassertor erreichen konnte, sicher von der eigentlichen Burg abgesperrt seien, und daß sie ihrem Ziele nicht näherkommen würde, wenn sie durch das Tor eindringen könnte. Aber trotz dieser geringen Aussicht wollte sie wenigstens einen Versuch wagen. Die Hoffnung, die in ihr lebte, hatten selbst alle bisherigen Misserfolge bei ihren Bemühungen nicht zerstören können.
    Ihr Vater war schon zur Ruhe gegangen, wie sie annahm. Den letzten der drei Dienstboten entließ sie um zwölf Uhr und sagte ihm, daß sie noch zu tun hätte. Nun war sie nur noch allein auf. Ihr Vater hatte, wie sie wußte, einen gesunden Schlaf.
    Sie saß in ihrem kleinen Wohnzimmer und versuchte, die Zeit totzuschlagen. Sie hatte sich mit besonderer Sorgfalt für dieses Abenteuer angekleidet und hoffte, daß der kurzsichtige Mr. Howett beim Abendessen nicht gesehen hatte, daß sie noch immer das Golfkleid trug, das sie schon am Tage angehabt hatte.
    Nachdem alles ruhig geworden war, ging sie in den Garten hinunter und fand mit Hilfe ihrer elektrischen Taschenlampe den Weg bis zur Mauer, wo die beiden leichten Leitern lagen. Sie hatte sie am Tage von den Arbeitsleuten, die noch mit der Reparatur des Daches beschäftigt waren, dorthin schaffen lassen. Sie stellte eine gegen die Mauer, die zweite stellte sie daneben und stieg hinauf. Oben zog sie die eine Leiter nach, ließ sie an der anderen Seite hinunter und band die beiden Gestelle mit einem Strick zusammen. Als sie damit fertig war, ging sie ins Haus zurück. Es war noch zu früh für die Ausführung ihres Plans, und sie war eine ganze Stunde lang ohne eigentliche Beschäftigung.
    Sie schrieb zwei unwesentliche Briefe an Leute, die sie nur wenig interessierten, und wollte gerade einen dritten anfangen, als ihr zum Bewußtsein kam, daß sie am Abend nur wenig gegessen halte. Sie empfand Hunger und ging deshalb in die Küche, die im Kellergeschoß lag und die man durch eine lange Steintreppe erreichen konnte. Sie nahm eine Kerze mit sich, denn Lady’s Manor war nicht mit elektrischem Licht versehen. Sie entzündete den Gasherd, stellte einen Wasserkessel auf und durchsuchte den Vorratsraum. Zu ihrer Freude fand sie auch noch eine Schüssel mit Pasteten, die sie in die Küche brachte und auf den Tisch stellte. Dann ging sie in ihr Wohnzimmer nach oben und ließ die Kerze unten brennen.
    Eine unheimliche Ruhe lag über dem Raum, das Schweigen war beklemmend und sie wünschte, daß ihr neuer Flügel schon angekommen wäre. Sie schrieb an dem begonnenen Brief weiter, aber ihre Gedanken waren so mit ihrem Abenteuer beschäftigt, daß sie sich nicht darauf konzentrieren konnte.
    Sie hielt die Feder in der Hand und suchte nach neuen Gedanken, die sie ihren Bekannten schreiben könnte, als sie plötzlich zusammenschrak. Sie hatte ein Knacken gehört – jemand mußte die Haustür am äußersten Ende der Halle

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