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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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aufgeschlossen haben. Einen Augenblick saß sie starr vor Furcht, ihre überreizten Nerven waren einem solchen unerwarteten Zwischenfall nicht mehr gewachsen.
    Einige Sekunden vergingen, dann hörte sie leichte Fußtritte auf dem mit Fliesen belegten Gang. Die leisen Schritte kamen näher und näher und gingen an der Tür vorbei.
    Sie stand auf, eilte zu der Tür und riß sie auf. Sie konnte nur den Lichtschein aus der Küche sehen, sonst nahm sie nichts wahr.
    »Ist jemand hier?« fragte sie mit lauter Stimme. »Sind Sie es, Clara?«
    Plötzlich hörte sie ein Krachen, und das Licht in der Küche verlosch sofort.
    Ihr Herz schlug schnell. Sie atmete schwer, aber sie biß sich auf die Lippen, um einen Hilfeschrei zu unterdrücken.
    Sie hatte die elektrische Lampe noch in ihrer Tasche und nahm sie mit bebenden Händen heraus. Ein zitternder Lichtstrahl erhellte die dunkle Halle. Valerie dachte an den Revolver, den ihr Spike gegeben hatte, ging in das Zimmer zurück und holte ihn aus der Tischschublade. Dann schaute sie wieder die dunkle Halle entlang und die Treppe zur Küche hinunter.
    »Ist jemand hier?« fragte sie noch einmal, aber nur das dumpfe Echo ihrer Stimme schallte zurück.
    Als sie nichts mehr hören konnte, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und ging langsam durch die Halle. Zögernd betrat sie die Treppe und gelangte allmählich in die Küche. Die Platte mit den Pasteten lag zerbrochen auf dem Fußboden. Sie hatte also eben den Fall dieser Schüssel gehört. Erleichtert atmete sie auf – der Eindringling war wenigstens ein Mensch!
    Sie steckte die Kerze wieder an, deren Docht noch glimmte. Dann entdeckte sie, obgleich die Platte zerschmettert auf dem Boden lag, zwei Scherben auf dem Tisch. Irgend jemand mußte sie aufgehoben haben. Die Küche war aber leer. Dahinter lag die Speisekammer und von dort aus führte eine Tür in den Kohlenkeller. Sie versuchte sie zu öffnen, aber sie war verschlossen.
    Wohin mochte wohl der geheimnisvolle Besucher gegangen sein? Die Fenster waren durch eiserne Gitter geschützt, und hier gab es doch nirgends einen Platz, wo er sich verbergen konnte. Die Tür, die auf den kleinen Wirtschaftshof an der Rückseite des Hauses führte, war von innen verriegelt und versperrt. Die Gartentür hatte Valerie heute selbst abgeschlossen, als sie wieder hereinkam, nachdem sie die Leitern an die Mauern gestellt hatte. Sie fühlte den Schlüssel in ihrer Tasche.
    Sie dachte daran, die Dienerschaft aufzuwecken und eine genaue Durchsuchung der unteren Räume vornehmen zu lassen, aber das hätte ihre eigenen Pläne vollkommen zerstört. Plötzlich sah sie in der einen Ecke der Speisekammer zwei feurig grüne Punkte, die sie anstarrten. Sie fuhr zusammen und mußte im nächsten Augenblick hysterisch auflachen, denn sie hielt die Katze in den Händen.
    »Du armer Kerl! Ich glaubte schon, du wärst ein Gespenst! Aber wie darfst du denn die Schüssel hinunterwerfen?«
    Sie ging zur Küche zurück. Ihr Blick fiel plötzlich auf einen langen grünen Pfeil, der neben den Scherben der Porzellanplatte auf dem Fußboden lag. Seine Spitze leuchtete im Schein der Kerze auf.

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    V alerie Howett wurde nicht ohnmächtig. Langsam und mechanisch setzte sie die Katze, die sie noch im Arm gehalten hatte, wieder auf den Boden. Dann hob sie den Pfeil auf. Der Schaft war ganz glatt und die Spitze nadelscharf.
    Der Grüne Bogenschütze! Der war also hier eben in demselben Raum gewesen! Wohin mochte er gegangen sein?
    Das Zischen des überkochenden Kessels brachte sie wieder zur Wirklichkeit zurück. Sie drehte den Gashahn zu und ging in ihr Zimmer nach oben. Sie hatte keinen Hunger mehr.
    Der Grüne Bogenschütze! Aber sie hatte nichts von ihm zu fürchten, er war ja ein Feind Abel Bellamys, also war er ihr Freund! Sie versuchte das Furchtgefühl zu überwinden, das sich ihrer bemächtigt hatte, und es gelang ihr auch teilweise. Als die Dorfuhr eins schlug, ging sie wieder in den Garten hinunter. Ihre Knie zitterten, aber trotzdem stieg sie die Leiter empor und kletterte auf der anderen Seite nach Garre Castle hinunter. –
    Mr. Bellamy brauchte gewöhnlich zwei Stunden für sein Abendessen, manchmal speiste er auch länger, aber niemals kürzer. Es war gegen jede Regel, daß er eine halbe Stunde nach dem Servieren schon klingelte und das Geschirr abräumen ließ.
    »Telephonieren Sie zum Pförtnerhaus und sagen Sie, daß ich Besuch erwarte, einen Mr. Smith! Der Mann soll sofort heraufgebracht werden, wenn er

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