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Ehrenhüter

Ehrenhüter

Titel: Ehrenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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gegen die Tür. Doch sie war verschlossen. Roman hatte den Riegel von außen vorgeschoben.
    Saliha spannte alle Muskeln an und warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Sie hörte einen Knall, spürte, wie sich Holzsplitter in ihren Oberarm bohrten, aber sie fühlte keinen Schmerz. Auf allen vieren kroch Saliha aus ihrem Versteck, als die Tür zur Küche aufgerissen wurde. Cornelia und Klaus Rodewaldt starrten sie fassungslos an.
    Das Mädchen sprang auf, riss die Haustür auf und rannte davon, als wäre der Teufel hinter ihr her. Ihre Tasche blieb in dem Verschlag zurück.
     
    Klaus Rodewaldt fasste sich als Erster. «Ich rufe die Polizei. Vielleicht schnappen sie die kleine Einbrecherin noch.»
    Doch Roman hielt ihn zurück. «Das war keine Einbrecherin, sondern Saliha, Nilgüns Schwester.»
    «Was macht sie hier? Warum lässt du sie rein?», rief sein Vater empört. «Du weißt, wir wollen nichts mehr mit diesen Leuten zu tun haben!»
    Roman wurde rot vor Wut. Aufgebracht schrie er seinen Vater an: «Salihas Eltern wollen sie in der Türkei verheiraten. Aus Angst, sie könnte ihre Ehre genauso verletzen wie Nilgün. Sie ist von zu Hause abgehauen. Sie braucht unsere Hilfe, Papa!»
    Cornelia Rodewaldt, die sich den Schaden an der Kammertür angeschaut hatte, hob etwas vom Boden auf. Prüfend hielt sie es ins Licht. «Ist das nicht der Ohrring, nach dem die Kommissarin und der Kommissar gefragt haben? Warum liegt Nilgüns Schmuck in der Kammer?»
    Ein unheilvolles Schweigen legte sich über die drei.
    Dann ging durch Klaus Rodewaldt ein Ruck. «Was stehst du hier noch und wartest, Roman! Saliha braucht uns. Das sind wir Nilgün schuldig», fuhr er seinen Sohn an. «Ich nehme den Wagen, du das Fahrrad. Sie kann nicht weit sein.» Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte er zum Auto.
    Wenig später saß Roman auf seinem Mountainbike und fuhr in die entgegengesetzte Richtung davon.

22 
    Steenhoff legte den Telefonhörer auf und stöhnte leise. Seit der Pressekonferenz am Montag arbeiteten sie Hinweis für Hinweis ab. Aber letztlich stellte sich immer heraus, dass die Zeugen, die sich meldeten, Nilgün mit anderen jungen Frauen verwechselt hatten.
    Er stand auf und riss ein paar braune Blätter von dem wuchernden Benjamini ab, der ihrem kleinen Büro etwas Dschungelartiges verlieh.
    «So schlimm?», spottete Petersen.
    Steenhoff kümmerte sich normalerweise nicht um die riesige Pflanze. Manchmal fragte sich Navideh, wie derBenjamini überhaupt überlebt hatte, bevor sie in das Büro eingezogen war. Vermutlich hatte sich eine Putzfrau ab und an erbarmt und den Baum gegossen. Inzwischen saß sie lange genug mit Steenhoff zusammen, um zu wissen, dass er an dem Benjamini immer nur dann rumzupfte, wenn er in Ermittlungsfällen nicht weiterkam.
    «Ja», bestätigte Steenhoff, «so schlimm.» Er holte sich eine Schere aus der Schublade und schnitt Zweig für Zweig aus dem Bäumchen heraus.
    Navideh vertiefte sich wieder in ihren Vermerk. Eine Weile sagte niemand etwas.
    Steenhoffs Papierkorb quoll über mit Grünabfall, als er die Schere beiseitelegte und nach dem Autoschlüssel griff.
    Erwartungsvoll sah Navideh hoch. «Und, was schlägt der Gärtner vor?»
    «Lass uns ins Krankenhaus fahren. Vielleicht haben wir Glück und erwischen Besma Cetin allein und ohne dass uns ein Arzt dazwischenfunkt.»
    «Meinst du, sie ist vernehmungsfähig?»
    Steenhoff zuckte mit den Schultern. «Vermutlich nicht. Aber vielleicht können wir mal ohne Mann und Kinder im Hintergrund mit ihr reden. Kemal Cetin hat in einem Telefonat mit einem Verwandten aus Bochum betont, dass seine Frau nicht Bescheid weiß und auch nichts von dieser ominösen Absprache erfahren darf. Leider hat er nicht mehr gesagt.»
    «Und nun hoffst du, dass Besma Cetin doch etwas ahnt?»
    «Ich setze auf die weibliche Intuition», sagte Steenhoff trocken. Ernst fügte er hinzu: «Die Frau macht einen intelligenten Eindruck. Ihr Mann hat zwar das Sagen in der Familie, aber sie hat den Grips. Vielleicht haben wir Glück.»
     
    Eine halbe Stunde später standen sie vor dem Schwesternzimmer der Station und meldeten sich an.
    «Hat Frau Cetin Besuch, oder können wir hinein?», fragte Steenhoff.
    Die Schwesternschülerin machte einen skeptischen Eindruck. «Frau Cetin schläft viel. Ich glaube, sie hatte eine schwere Nacht.»
    Steenhoff und Petersen klopften an die Tür des Krankenzimmers. Als jemand antworte, gingen sie hinein.
    Besma Cetin lag mit einer alten Frau zusammen auf

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