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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kette legen.«
Sie lächelte. »Wissen Sie irgendwas über diese Razzia letzte Nacht?«
Rebus blinzelte verwundert, während er immer noch an seinem Handgelenk saugte. »Was für eine
Razzia?«
»Ich hab gehört, die Polizei hätte eine Razzia in einem Bordell durchgeführt.«
»Ach?«
»Und ich hab gehört, sie hätten einen Abgeordneten erwischt, Gregor Jack.«
»Ach?«
Sie lächelte wieder. »So was spricht sich halt rum.«
Rebus dachte nicht zum ersten Mal, er wohne nicht in einer Stadt sondern in einem verdammten
Dorf...
»Ich hab mich bloß gefragt«, sagte das Mädchen gerade, »ob Sie was darüber wissen. Ich meine, ob
es stimmt. Ich meine, wenn ja«, - sie seufzte - »der arme Beggar.«
Nun runzelte Rebus die Stirn. »Welcher Bettler?«
»Das ist sein Spitzname«, erklärte sie. »Beggar. So nennt Ronald ihn jedenfalls.«
»Ihr Chef kennt also Mr. Jack?«
»O ja, sie sind zusammen zur Schule gegangen. Beggar gehört die Hälfte von dem hier.« Sie deutete
in einer Weise um sich, als wäre sie Inhaberin eines Kaufhauses auf der Princes Street, bemerkte
jedoch, dass der Polizist nicht beeindruckt war. »Wir machen eine Menge Geschäfte hinter den
Kulissen«, sagte sie rechtfertigend. »Eine Menge An- und Verkäufe. Das hier mag zwar nicht nach
viel aussehen, aber der Laden ist eine Goldgrube.«
Rebus nickte. »Wo Sie's gerade erwähnen«, sagte er, »hier sieht's tatsächlich ein bisschen wie in
einer Grube aus, Kohlengrube vielleicht.« Sein Handgelenk juckte mittlerweile, als ob er in
Brennnesseln gefasst hätte.
Verdammte Katze. »Sie halten also die Augen nach diesen Büchern offen, okay?«
Sie antwortete nicht. Sicher war sie gekränkt wegen der Stichelei mit der »Grube«. Demonstrativ
schlug sie ein Buch auf, um einen Preis hineinzuschreiben. Rebus nickte vor sich hin, ging zur
Tür und trat sich geräuschvoll die Füße auf der Matte ab, bevor er den Laden verließ. Die Katze
saß wieder im Fenster und putzte sich den Schwanz.
»Verdammtes Mistvieh«, murmelte Rebus. Schließlich waren Haustiere seine liebsten
Hassobjekte.
Dr. Patience Aitken hatte Haustiere. Zu viele Haustiere.
Winzige tropische Fische... einen zahmen Igel hinterm Haus im Garten... zwei Wellensittiche in
einem Käfig im Wohnzimmer... und, ja, eine Katze. Ein zugelaufenes Tier, das zu Rebus'
Erleichterung immer noch einen großen Teil der Zeit draußen herumstreunte. Es war ein
Schildpattkater und hieß Lucky. Und er mochte Rebus.
»Es ist merkwürdig«, hatte Patience gesagt, »dass Katzen anscheinend immer zu Leuten gehen, die
sie nicht mögen, nicht wollen oder gegen sie allergisch sind. Frag mich nicht, warum.«
Als sie das sagte, kletterte Lucky gerade Rebus auf die Schulter. Er schüttelte ihn knurrend ab.
Lucky landete mit den Füßen auf dem Boden.
»Du musst ein bisschen Geduld haben, John.«
Ja, da hatte sie Recht. Wenn er keine Geduld hatte, könnte er Patience verlieren. Also hatte er
sich bemüht. Redlich bemüht. Das war vielleicht auch der Grund gewesen, dass er sich hatte
hinreißen lassen, Rasputin zu streicheln.
Rasputin ! Warum hatten Haustiere bloß immer Namen wie Lucky, Goldie, Beauty, Flossie, Spot
oder aber solche wie Rasputin, Beelzebub, Fang, Nirvana, Bodhisattva? Musste wohl an der Spezies
Haustierhalter liegen.
Rebus war im Rutherford, trank gemütlich ein Halfpint Eighty-Shilling und sah sich die
Sportergebnisse im Fernsehen an, als ihm einfiel, dass er an diesem Abend von Brian Holmes und
Nell Stapleton in deren neuem Haus zum Essen eingeladen war. Er seufzte. Dann fiel ihm ein, dass
sich sein einziger sauberer Anzug in der Wohnung von Patience Aitken befand. Das war Besorgnis
erregend. War er wirklich schon dabei, bei Patience einzuziehen?
Jedenfalls schien er momentan furchtbar viel Zeit dort zu verbringen. Nun ja, er mochte sie,
selbst wenn sie ihn manchmal wie ein weiteres Haustier behandelte. Und er mochte ihre Wohnung.
Ihm gefiel sogar die Tatsache, dass sie im Keller lag.
Das heißt, nicht so richtig im Keller. In einigen Stadtteilen hätte man sie wohl als
Souterrainwohnung bezeichnet, doch hier an der Oxford Terrace, der gediegenen Oxford Terrace in
Stockbridge, nannte man so etwas eine Gartenwohnung. Und sie hatte tatsächlich einen Garten, ein
schmales, gleichschenkliges Dreieck Erde.
Doch es war die Wohnung selbst, die Rebus interessant fand. Sie war wie ein Schutzraum, wie ein
Zelt, das Kinder sich bauen. Man konnte von jedem der beiden vorderen Zimmer durch ein

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