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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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hatte, und trieb dafür alle mit ihren Organisationsideen in den Wahnsinn. Im Haus gab es nicht mehr viel zu tun, der Sperrmüll war abtransportiert worden, an Mirls feierlicher Beerdigung hatte das gesamte Dorf teilgenommen. Sie sei, hatte Christiane mir erzählt, am Tag der Hausbesetzung tatsächlich im Beerdigungsinstitut gewesen, aber nur am Vormittag. Vor der Tür fing Leonhard sie mit dem Vorschlag ab, sich wenigstens für einen Nachmittag gemeinsam allem zu entziehen. Aus dem Nachmittag war ein Abend geworden und schließlich eine Nacht. Eine Nacht, über die sie errötend schwieg. Um mir gleich darauf zu gestehen, sie habe eben erst und nicht zuletzt durch Regulas Hilfe erkannt, dass sie Stress, Tratsch und Klüngelei in Köln schon lange satthabe. Selbst wenn sie die Lachschmiede wieder flottmachen könne, dank dem unverhofft großen Geldbetrag, der außer dem Grundstück zu ihrem Erbe gehörte, denke sie darüber nach, vielleicht etwas ganz anderes zu machen. »Wir könnten auch verkleinern, Schorschelchen, das müssen wir sowieso. Keine Großevents mehr, nur noch Künstlerbetreuung. Du könntest die Leitung übernehmen, erst in Vertretung, dann vielleicht … Denk mal drüber nach.«
    Genau das tat ich. Jetzt, hier in diesem Auto, zwei keifende Papageien hinter mir, zwei einander widersprechende Navis vor mir, den feucht und heiß hechelnden Hund im Nacken. Mein Beifahrer hatte seinen Gurt gelöst, verteilte in Hunde- und Vogelnäpfe den Rest Wasser aus einer warmen Zweiliterflasche, verpasste den Papageien dabei eine rasche und unwirsche Eheberatung: »Kruzifix, ihr ruinierts euch die Liab, wenn ihr einfach alles aussprecht, was ihr denkt. Habts mi?« Worauf er sich umdrehte, seine eigenen Partnerschaftsratschläge missachtete und gereizt fragte, ob es mir eigentlich Spaß mache, bei gefühlten fünfzig Grad stur in die falsche Richtung zu fahren. Es war der unpassendste Zeitpunkt für die Idee, die mir gerade durch den Kopf huschte, unerwartet und so überraschend, dass ich mitten auf der Straße bremste …
    Es war zwar sicher leichter, eine Künstleragentur von Köln aus zu leiten, aber eigentlich konnte man es von überall tun. Sogar von Bayern aus. Was den Vorteil hatte, dass ich dadurch in Julias Nähe bleiben könnte, die nicht mehr in der Agentur arbeiten, sondern lieber mit Lutz ein Restaurant eröffnen wollte, am liebsten hier, wo Lutz sich schon einen Namen gemacht hatte. Der zweite Vorteil: Ich würde auch in der Nähe meines Lebensabschnittsbayers sein. Allerdings war ich mir gerade nicht sicher, ob ich dies wirklich als Vorteil betrachten sollte.
    »Mei, Gina! Was tust du denn jetzt?« Quirin stöhnte genervt und schlug die Hände vor das Gesicht. Hinter uns entschloss sich Picco, es bei seiner Partnerin mit einem Bauarbeiterpfiff, gefolgt von einem gurrenden »Du bist soo guuut!« zu versuchen. Worauf seine Verlobte aufkreischte, diesmal so entzückt, als tänzele vor ihr nicht nur Picco auf der Stange, sondern eine ganze Papageienboygroup in Ledertangas.
    Ich aktivierte meine innere Kuh, atmete ins Sonnengeflecht und erklärte meinem Beifahrer freundlich, aber bestimmt, ich sei nicht seine Surfschülerin, er müsse mir nicht sagen, was ich tun solle. Abgesehen davon sei es vielleicht besser für meine Konzentration, wenn er seinen Hund dazu bringen könnte, gütigst die Zunge aus meinem Nacken zu nehmen. Damit fuhr ich wieder an, hielt ihm, da ich gerade in Schwung gekommen war, etwas weniger freundlich, dafür mit steigender Lautstärke, all das vor, was ich eben noch durch Zählen, Kuh-Imagination und meditatives Atmen zurückgehalten hatte. Er hörte den Vortrag schweigend an. Mit, wie ich aus dem Augenwinkel bemerkte, immer amüsierter zuckenden Mundwinkeln.
    »War’s das, Frau Zuhlau?«
    Ich nickte würdevoll. Er lachte.
    »Mei, san wir narrisch. Fahr doch mal da vorne rechts ran, da ist wenigstens Schatten.«
    » Du bist narrisch, völlig jeck, nicht ich.« Ich parkte unter einem Baum. Was beiden Navis überhaupt nicht passte. Bruce befahl uns in harschem Ton, abzubiegen, halbrechts, in den Wald, während Jennifer sich schnurrend in Widersprüchen verfing, uns bat, die zweite Ausfahrt in einem nicht vorhandenen Kreisverkehr zu nehmen, sich darauf mit einem: »Oooops!« korrigierte und empfahl, uns lieber links zu halten. Quirin zog mich in seine Arme.
    »Entschuldige, Liab.«
    Hinter uns stieß Picco einen fragenden Flötenton aus, den seine Gattin mit einem zärtlichen Gurren

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