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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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Er hatte eine große Karriere vor sich. Erschossen, sagen Sie? Gestern abend? Golfplatz? Ich erinnere mich, er spielte Golf, ja. Was weiß man denn schon?«
    »Nichts«, sagte ich.
    »Er hat eine entzückende Frau... und entzückende Kinder.« Da war die Maske.
    »Und eine entzückende Geliebte«, schob ich schnell nach. »Deswegen bin ich hier.«
    »Davon weiß ich nichts«, entgegnete Udler hart mit Augen wie Kiesel.
    »Das glaube ich nicht. Es ist unmöglich, daß Sie nichts davon wissen.«
    »Ich bediene die Sensationspresse nicht.«
    »Die bin ich nicht. Ich will wissen, was Sie von der Geliebten des Pierre Kinn wissen. Ich glaube nicht, daß Sie nichts wissen. Die Geschichte läuft seit zwei Jahren. Sie wußten davon.«
    »Haben Sie selbst schon mit der Frau gesprochen?« erwiderte er und sah mich ganz ruhig an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, sie wurde ebenfalls erschossen.«
    »Etwa zusammen mit Pierre?« fragte er.
    »Richtig«, nickte ich.
    »Ach, so ist das«, murmelte er. »Das war seine Privatsache.«
    »Lieber Gott, das war es nicht.« Ich wurde wütend. »In der Eifel wird an diesem Punkt genauso gelogen wie überall. Da wird gesagt, es ist deine Privatsache, die geht mich nichts an. Aber hintenrum wird getuschelt, moralisiert und verurteilt. Es wird auch gehandelt, übel gehandelt. Sie sind Boß dieser Bank, also was wußten Sie? Und noch etwas: Ich lebe seit elf Jahren hier. Ich weiß, daß Kinn einen guten Ruf hatte. Ich weiß aber auch, daß er keinen Dünnschiß haben konnte, von dem diese Bank hier nichts wußte.«
    Ich hatte ihn, und er war klug genug, das zu bemerken. Er lächelte nun das offene unverbindliche Bankerlächeln, das deutlich machte, daß sein Zahnarzt merkwürdigerweise die Dritten zu hell gemacht hatte. Udlers Augen waren vollkommen tot, nur seine Hände wurden weiß, weil er sie so hart verschränkte. »Pierre Kinn kam vor anderthalb Jahren zu mir. Er berichtete mir von dieser Sache. Er sagte auch: Ich biete dir die Kündigung an. So war er: immer offen, immer angriffslustig. Ich beruhigte ihn: Das ist deine Privatsache, das geht die Bank nichts an.« Der Bankerboß war nervös, er suchte einen Halt für seine Hände, aber auf dem Schreibtisch war nichts.
    »Welche Nachteile hatte diese Geliebte für ihn?« hakte ich nach.
    »Keine«, antwortete er schnell. »Von uns aus keine. Nicht die geringsten. Aber ich denke, ich kann Ihnen nicht mehr sagen. Ich muß ja auch an den Datenschutz denken.«
    »Erzählen Sie das mal dem Pierre Kinn«, schlug ich vor. »Er wird es Ihnen danken.« Ich stand auf, nickte ihm zu und ging.
    Die Blonde im Vorzimmer hielt theatralisch eine elegante Hand vor den leicht offenen Mund. »Wie entsetzlich«, hauchte sie. »Ich mußte einfach zuhören.«
    »War das Gerede hier schlimm?« fragte ich freundlich.
    »Ach Göttchen«, sie kicherte, »Sie wissen doch, wie das hier in der Eifel so ist. Den meisten ist so langweilig, daß so eine Sache wochenlang geht. Was sage ich, wochenlang! Monate und so. Der Pierre war aber auch einer! Schrecklich.«
    »War er ein lustiger Vogel?«
    »Das auch«, sie nickte eifrig. »Immer ein Scherzchen, wissen Sie, immer ein Scherzchen. Es konnte noch so ernst sein, er sagte immer zu mir: Monika, bevor das Schiff kentert, will ich dich noch knutschen! Das sagte er immer.« Dann begann sie unvermittelt zu weinen. »Aber das hat er nicht verdient. Erschossen.«
    »Hat Ihr Chef ihn wirklich geliebt?«
    Sie tuschelte. »Er ist gar nicht mein Chef, ich bin nur die Aushilfe. Sonst sitze ich in der Kreditabteilung. – Und Sie sind Journalist? Für wen denn? Ja, die waren ein Herz und eine Seele.«
    »Das weiß ich in diesem Fall nicht«, erklärte ich wahrheitsgemäß. »Wo wohnen Sie denn?«
    »In Dockweiler«, sagte sie. »Aber meistens bin ich bei meinem Freund in Gerolstein. Ich heiße Monika Hammer.«
    »Und wo hat Pierre Kinn gewohnt?«
    »Er hatte ein Häuschen in Berlingen«, plauderte sie weiter. »Ich war bei der Einweihungsparty damals. Das war wild. Na ja, hat nichts gebracht.«
    »Wie war denn diese Frau?« fragte ich.
    »Das weiß ich nun wirklich nicht«, sagte sie. »Die kenne ich nicht. Soll von Jünkerath sein, wurde gesagt. Muß ja wohl Liebe gewesen sein. Na ja, sie sollte ja Pressechefin werden von dem Bad und dem Hotel in Kyllheim.
    Das hat ja Pierre gebaut, also betreut; Öffentlichkeitstante sollte sie da werden.«
    »Kyllheim? Das Riesenprojekt? Das hat Pierre Kinn betreut?«
    »Er ist das

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