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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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eiflerischen Sündenböcke in Angst und Schrecken trieben. Sie schlugen dabei ohne Unterlass mit schweren Lederpeitschen oder Stricken auf den eigenen Rücken ein, was Blutspritzer auf die Gesichter der Gläubigen wehte. Der Gott dieser Priester war grausam und kannte selbst für die Frömmsten offensichtlich nur Verachtung.
    Ich fuhr durch die Straßen Hildensteins, vorbei an den soliden Bürgerhäusern, in denen immer noch erkennbar vor langer Zeit Bauern gehaust hatten: kleiner, ja kleinster Wohnteil, groß und solide die Scheune. Die Gründungssteine waren endlich verschämt aus der Beeteinfassung im Garten gekramt und wieder dorthin gesetzt worden, wo sie ursprünglich stolz eingebunden gewesen waren – in die Torbögen aus Sandstein. Es gab Häuser, die vor 1700 hier gestanden hatten, und die Steine mit dem Baujahr waren heute wieder ein solider Teil des berechtigten Stolzes. Die Eifler, die sich schämten, aus der Eifel zu sein, starben aus.
    Ich nahm die Bundesstraße Richtung Norden und bog dann rechts ab in eine schmale Straße, die – wie angesagt – Am Blindert hieß. Die Straße machte einen sanften Linksbogen. Das Erste, was mir auffiel, waren zwei Wagen mit Schüsseln auf den Dächern. Drum herum wuselten aufgeregt eine Menge Leute – Fernsehteams.
    »Das ist nicht unser Ding«, teilte ich meinem Hund mit. Ich wendete und fuhr zurück auf die Bundesstraße. Nach etwa sechshundert Metern lenkte ich den Wagen in einen Feldweg, der auf eine Waldung zulief. Das musste das Wäldchen sein, in dem man die Kleine gefunden hatte und das im Volksmund Amor-Busch hieß. Natürlich war ich auch hier nicht allein. Rechts auf einer Wiese standen zwei Streifenwagen und ein Wagen der freiwilligen Feuerwehr.
    Ich parkte, ließ meinen Hund im Auto und ging gemächlich los. Es war wie immer, jeder Tatort jagt mir Angst ein, ist oft die Ursache großer Beklemmung.
    Ein Uniformierter sagte in aller Gemütsruhe: »Sie dürfen nicht rein in den Busch. Das ist Sperrgebiet.«
    »In Ordnung«, nickte ich. »Ich wollte mir nur ansehen, wo es passiert ist. Was ist das Helle da zwischen den Bäumen?«
    »Ein Zelt«, erklärte er und schnaufte leicht. »Der Leiter K hat das angefordert, sie haben es eben aufgebaut.«
    »Ist Kischkewitz da drin?«
    »Ach, jetzt weiß ich, wer Sie sind. Der Pressefritze. Nein, Kischkewitz ist gar nicht hier. Da drin ist nur ein Doktor aus Köln, den Namen kenne ich nicht. Er hat gesagt, dass er in den nächsten achtundvierzig Stunden nicht gestört werden will.«
    »Benecke!«, rief ich erstaunt. Ich hatte mal eine Reportage über den Kriminalbiologen geschrieben. »Dr. Mark Benecke. Das ist eine verdammt gute Idee. Hat Kischkewitz gesagt, wann er wiederkommt?«
    »Er wollte, glaube ich, Fotos holen. Sie können ja solange warten.«
    »Nachdem die Leiche des Mädchens so schnell weggebracht worden ist, werde ich das auch tun.«
    Er sah mich von der Seite an, er wusste nicht genau, wie ich einzuordnen war. Bedächtig nickte er. »Ja, da ist ja wohl eine Panne passiert.«
    »Das ist keine Panne, das ist eine professionelle Schweinerei«, schimpfte ich.
    »Woher wissen Sie überhaupt davon?«, fragte er.
    »Ich weiß es eben«, erklärte ich unfreundlich. Dann schlenderte ich zu meinem Auto zurück, ließ Cisco heraus und nahm ihn an die Leine. Ich stopfte mir eine kleine, handliche, gebogene Brebbia und schmauchte einen Moment vor mich hin. Schließlich trollten wir uns wieder in Richtung des Uniformierten.
    »Heute Mittag muss hier ja der Teufel los gewesen sein«, plauderte ich versöhnlich.
    »Kann man so sagen«, antwortete er vorsichtig, war aber offensichtlich nicht bereit, weitere Erklärungen abzugeben. Er beschloss, missmutig auszusehen und in die Ferne zu blicken.
    »War die Kleine blond oder braun?«, erkundigte ich mich.
    Sein Kopf ruckte zu mir und er fragte verblüfft: »Seit Donnerstag gab es fünf Pressekonferenzen, jeder konnte ein Foto haben.«
    »Ich war verreist«, behauptete ich lahm.
    Eine Weile schwiegen wir beide. Schließlich sagte er mit Verachtung: »Wissen Sie, was mir passiert ist? Da steht hier vorhin ein Team von einem Privatsender und der Redakteur, oder wer das war, kommt zu mir und fragt, was ich als Vater empfinden würde? Ich sollte mir mal vorstellen, dass das meine Tochter wäre. Dabei hält er mir einen Fünfhunderteuroschein unter die Nase. Ich dachte, so etwas kann man nicht erfinden. Das ist doch verrückt.«
    »Das ist schlimm«, stimmte ich zu. »Aber ich

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