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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Viertelstunde ja auch wieder im Griff. Mein Gott, hat der Kriminalrat getobt, ich dachte: Gleich liegt der mit einem Infarkt in der Wiese. Man konnte beide Entscheidungen treffen.« Er fügte wütend hinzu: »Aber nur eine war richtig.«
    »Wo treffe ich wohl die Leute von der Bürgerwehr?«
    »Keine Ahnung.« Er lächelte auf eine unbestimmte Art.
    »Na ja, ich nehme an, in der Nacht dürfte es kein Problem sein. Dazu schweige ich, solche Leute machen mich nur krank.«
    »Das ist aber ein schöner Kommentar.« Ich musste grinsen.
    »Die schreien rum wie die übelsten Politiker und sind alle irgendwie rechtsaußen, ohne das zu kapieren.« Er warf etwas hilflos die Arme nach vorne. »Da ist letzte Nacht eine Sache passiert … Kollegen von mir haben einen Pkw-Fahrer beobachtet, der in wüsten Schleifen durch die Stadt juckelte. Sie stoppten ihn, der Kerl war total besoffen. Und als sie ihn pusten lassen, wird der Kerl aufsässig und schreit rum. Wir sind doch alle Polizisten!, hat er gebrüllt. Ich gehöre zur Bürgerwehr, ich tue was für die Sicherheit unserer Kinder!«
    Der Uniformierte war stinksauer.
    Mein Handy dödelte und ich ärgerte mich, dass ich es eingesteckt hatte.
    Es war Emma. Sie berichtete knapp: »Also, Anni ist jetzt im Krankenhaus. Soweit der Oberarzt das auf den ersten Blick feststellen kann, fehlt ihr nichts. Aber sie wollen sie ein paar Tage dabehalten, um weitere Untersuchungen anzustellen. Das wäre das Erste. Das Zweite ist, dass Vera eben eingetroffen ist. Sie übernachtet bei uns und lässt dir Grüße ausrichten. Du sollst nicht glauben, dass sie dir auf den Geist gehen …«
    »Emma, das ist doch idiotisch! Sie kann zu mir kommen, wann sie will.«
    »Ich sag’s ihr.« Sie machte eine kleine Pause, als müsse sie aufatmen. »Übrigens ist mein Rodenstock eben ausgeflippt, mich wundert eigentlich, dass er die Hauseinrichtung nicht zerdeppert hat. Er hat mit irgendwem im Mainzer Innenministerium telefoniert, der Wochenenddienst hat. Und der muss versucht haben abzuwiegeln. Plötzlich höre ich meinen Rodenstock brüllen: Ihr seid doch alle Hohlköpfe! Und dann hat er angekündigt, er werde diesen Adolf Klemm wegen Strafvereitelung im Amt anzeigen. Natürlich eingebettet in ein Dutzend irgendwelcher deutscher Rechtsbegriffe, die kein Mensch genau versteht. Sehr bombastisch das Ganze. Anschließend hat Rodenstock tatsächlich ein Fax losgeschickt und zudem mit Öffentlichkeit gedroht. Nun müssen sie endlich merken, dass sie ein ernstes Problem haben.«
    »Das ist aber verdammt mutig«, sagte ich.
    »So ist er eben«, schnurrte sie zufrieden. »Kommst du vorbei, bevor du heimfährst?«
    »Eher nein.«
    »Verkriech dich nicht wieder!«, sagte sie und kappte die Verbindung.
    Ich wandte mich erneut an den Uniformierten: »Kann man die Schule des Kindes von hier aus sehen?«
    »Ja, da hinten, hinter der zweiten Häuserreihe am Hang. Links ist die Kirche und rechts davon die Schule. Das große Gebäude mit dem Schieferdach, das so blau schimmert.«
    »Wie lang musste die Kleine bis dahin laufen?«
    »Tausend bis zwölfhundert Meter würde ich schätzen. Quer durch die Altstadt.«
    »Ist auf dem Schulweg was passiert? Irgendetwas Ungewöhnliches?«
    »Wohl nicht«, er runzelte die Stirn. »Soweit ich weiß, haben die Kinder ausgesagt, alles sei wie immer gewesen.«
    »War es denn nun ein Sexualdelikt?«
    Er schnaufte, sah über die Felder hinweg. »Schwierig«, murmelte er. »Ich glaube, es wurden Spermaspuren gefunden, ich habe gehört, wie jemand sagte: Sperma, das ist Sperma! Mehr weiß ich nicht. Hoffentlich sind die Spuren erhalten geblieben. Lieber Gott, ist das hier ein Scheißdurcheinander in diesem Busch!«
    »Danke für die Auskunft«, sagte ich und schlenderte los, um das kleine Wäldchen zu umrunden.
    Die Zeltbahnen in dem Busch erinnerten an einen riesigen Kasten. Sie wirkten fremd und bedrohlich, nur ein spätblühender kleiner Ginster war tröstlich. Trampelpfade führten zwischen die Bäume, es war leicht vorstellbar, dass der kleine Busch den Liebespaaren des Städtchens als Zuflucht diente.
    Leise Männerstimmen waren zu hören, Kischkewitz unterhielt sich mit Benecke. Die beiden standen am Rand des Buschs und Kischkewitz rauchte einen seiner stinkenden Zigarillos.
    »Ich will nicht stören«, sagte ich.
    »Tust du nicht«, meinte Kischkewitz.
    »Hallo, Siggi«, sagte Benecke fröhlich.
    »Grüß dich. Hast du schon etwas gefunden?«
    »Bis jetzt nichts Endgültiges. Möglich,

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