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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Temperatur im Zimmer schien sprunghaft um mehrere Grad angestiegen zu sein. »Äh …«, setzte er noch mal an, zögerte wieder und entschied sich dann, die Situation zu überspielen. »Wenn ich ehrlich sein darf, wollte ich mit Ihnen über meine Versetzung hierher sprechen.«
    »So, so«, erwiderte sein Chef. »Dann nehmen wir doch Platz.« Er wies auf eine kleine Besprechungsecke mit einem runden Tisch und vier Stühlen. »Möchten Sie etwas trinken? Kaffee vielleicht? Davon bekommen wir Ordnungshüter ja nie genug.« Er lachte.
    »Ich muss Sie leider enttäuschen«, antwortete Welscher, während sie sich setzten. Er strich sich eine Strähne hinters Ohr. »Ich mach mir nichts aus Kaffee.«
    »Oh!« Sein Chef musterte ihn sekundenlang, als ob ein Außerirdischer vor ihm sitzen würde. »Nun dann.« Er klatschte mit den flachen Händen auf den Tisch. »Ich bin froh, dass Sie hier sind. Es haben sich Änderungen ergeben, die ich dem Team, zu dem Sie jetzt auch gehören, gleich mitteilen werde. Um eins treffen wir uns oben im großen Konferenzzimmer. Dort wird die Mordkommission während der Ermittlungen in diesem Fall ihre Zelte aufschlagen. Wir brauchen frische Kräfte wie Sie. Sie werden neuen Wind in die Truppe bringen. Erfahrung mit Esprit paaren. Auch Sie persönlich werden davon profitieren, werden daran wachsen und gedeihen wie ein gehegter und gepflegter Gummibaum, davon bin ich überzeugt.«
    Welscher verspürte fast den Wunsch, aufzuspringen und zu salutieren, so zackig kam die Ansprache. »Gummibaum, aha«, murmelte er stattdessen. »Ein … äh … ungewöhnlicher Vergleich.«
    »Aber zutreffend. Und ich bin überzeugt, dass Ihre neuen Kolleginnen und Kollegen den Keimling in einen gesunden Boden pflanzen werden. Sie werden alles tun, damit Sie sich hier schnell einfinden und wohlfühlen«, ergänzte sein Chef und sah ihn schon wieder so erwartungsvoll an.
    Sicher erwartet er, dass ich ihm zustimme, dachte Welscher. Er räusperte sich. Wie sollte er das Thema, das ihm seit der Hiobsbotschaft heute Morgen auf der Seele brannte, nur geschickt angehen? »Äh, also …«
    Verdammt, warum hatte Büscheler ihn hierher geführt, ohne ihm eine Gelegenheit zu geben, sich vorher geistig auf das Gespräch vorzubereiten? Jetzt krächzte er ein »Äh« nach dem anderen und erweckte vermutlich den Eindruck, ein Idiot zu sein. Ihm fiel aber auch partout kein geschickter Schachzug ein. Anscheinend griff die Eifeler Trägheit, die mitunter als Gemütsruhe ausgelegt wurde, bereits nach seinen Gedanken, saugte an seinem Verstand und hinterließ eine geistige Leere.
    »Sehen Sie, Herr Welscher«, half ihm sein Chef aus der Patsche. »Unsere Wahl ist nicht von ungefähr auf Sie gefallen.« Er drehte sich herum, streckte sich und nahm eine Akte von seinem Schreibtisch zur Hand.
    Welscher erkannte seinen Namen, der in großen schwarzen Lettern auf dem Einband stand.
    »Sie haben mit einem ausgezeichneten Notendurchschnitt abgeschlossen. Bemerkenswert, ja, ja, Durchschnitt eins Komma drei. In den Praktika und den ersten Dienstjahren sind Sie durch Kreativität und Kombinationsgabe aufgefallen. Ihre Vorgesetzten loben Ihr freundliches, aber trotzdem bestimmtes und kompetentes Auftreten. Nicht nur gegenüber den Vorgesetzten, sondern auch gegenüber den Kolleginnen und Kollegen sowie den Bürgern. Dazu noch eine erstklassige Vorstellung bei Ihrem Bewerbungsgespräch zur Kripo.« Er legte die Akte zwischen ihnen ab und tippte mit dem Zeigefinger darauf. »Außerdem haben Sie Mut bewiesen und einer Kollegin das Leben gerettet.« Er hob anerkennend die Augenbrauen.
    »Hätte doch jeder gemacht«, winkte Welscher ab, dem die Lobhudelei nicht gefiel. Er hatte Spaß an seinem Beruf. Schon als Kind hatte er Polizist werden und Räuber jagen wollen. Regelmäßig war er seinen Freunden auf die Nerven gegangen, die nach einer Weile keine Lust mehr verspürten, immer wieder Räuber und Gendarm zu spielen. Er jedoch hatte davon nicht genug kriegen können. Für ihn war seine Leistung darum etwas Selbstverständliches, etwas, was nicht gelobt werden musste.
    »Doch, doch«, protestierte sein Chef. »Sie sollten Ihr Licht nicht so unter den Scheffel stellen. Aber das alles sind Nebensächlichkeiten.« Er lächelte warm. »Wissen Sie, Herr Welscher, was für mich der ausschlaggebende Grund war, Sie anzufordern?«
    Welscher ahnte zwar, warum, schüttelte aber den Kopf. Wenn seine Eifeler Herkunft tatsächlich der Grund war, würde er heute noch

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