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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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erstarb mit einem heiseren Röcheln. Er wuchtete die Harley auf den Ständer, nahm den Helm ab und stopfte die Handschuhe hinein.
    »Ist arschkalt«, empfing ihn der Kollege von den Grün-Weißen mit hochgezogenen Schultern und den Händen tief in den Taschen seiner Lederjacke vergraben. »Wie hältst du das nur aus?«
    Der andere deutete mit dem Daumen in Richtung Wald. »Da geht’s lang. Der arme Kerl liegt bei den Überresten der Burg. Lasst eure Karren ruhig hier stehen. Wir passen auf.«
    Fischbach nickte und musterte dann den schlaksigen Kerl neben den beiden. Zu schlaksig, fast dürr, missmutiger Gesichtsausdruck. Für seinen Geschmack zu lange Haare, ein überschminkter Pickel auf der Nase. Wohl ein wenig eitel, der Neue, amüsierte sich Fischbach stumm. »Jan Welscher?«, fragte er.
    Erstaunt riss der junge Mann die Augen auf. »Ja. Woher …«
    »Kriminalhauptkommissar Hotte Fischbach«, stellte sich Fischbach vor und gab Welscher die Hand. »Hab gerade erfahren, dass du jetzt zu uns gehörst. Komm mit.« Er stapfte los.
    Der neue Kollege gesellte sich leichtfüßig an seine Seite, tänzelnd fast. Fischbach dagegen schnaufte nach wenigen Metern.
    »Geht es dir nicht gut?«, wollte Welscher von ihm wissen.
    Fischbach sah ihn von der Seite an, bemerkte das spöttische Lächeln und entschied, nicht darauf einzugehen. Was wusste die Jugend schon, wie sich das Alter anfühlte? Schließlich wurde er nächstes Jahr fünfzig.
    Aus dem Straßengraben sprang aufgeregt ein Kaninchen heraus und rannte mit wilden Sprüngen über die mit Raureif überzogene Wiese davon.
    Fischbachs Knie schmerzten.
    Der Spott verschwand aus Welschers Gesicht. »Gewöhn dich nicht an mich. Bin nur auf der Durchreise. Werde mich, so schnell es geht, wieder in die Stadt versetzen lassen. Wer will schon in der Scheiß-Eifel Dienst schieben?«
    »Ist mir auch lieber. Ich mag so junges Gemüse nicht«, knurrte Fischbach, ohne es wirklich ernst zu meinen. Aber die Verachtung seiner geliebten Heimat, die in Welschers Stimme mitschwang, ärgerte ihn. Wie konnte man diese Landschaft nicht mögen? So abwechslungsreich, wie der liebe Gott die Erdkruste hier in der Eifel modelliert hatte, waren nur wenige auf Erden. Die geheimnisvollen Maare, riesigen Laubwälder und saftigen Wiesen. Dazu ein knorriges Völkchen, das zwar lange brauchte, um jemanden ins Herz zu fassen, ihn dafür dann aber auch niemals wieder losließ. So etwas musste man doch mögen.
    Sie hatten die Stelle fast erreicht. Wenige Meter vor ihnen kramte ein Mann im weißen einteiligen Schutzanzug im geöffneten Heck eines Kleintransporters.
    Fischbach zeigte in seine Richtung. »Unsere Tatortgruppe.«
    »Jeder Kontakt hinterlässt eine Spur«, murmelte Welscher.
    »Wie weise«, frotzelte Fischbach.
    »Ist nicht von mir, sondern von Edmond Locard«, stellte Welscher richtig und ergänzte, als Fischbach ihn fragend anblickte: »Französischer Pionier der Forensik. Hatte gedacht, es hätte sich auch bis hierher rumgesprochen.«
    Schon wieder so eine abfällige Bemerkung. Fischbach riss sich zusammen und unterdrückte den Wunsch nach einer Retourkutsche. Er musste sich die Finger nicht schmutzig machen. Wenn der Neue dieses Verhalten auch den anderen im Team gegenüber an den Tag legte, dann würde er sich spätestens am Nachmittag heulend auf der Toilette einschließen. Er freute sich jetzt schon auf den Augenblick, in dem er Welscher ein Taschentuch in die Hand drücken könnte.
    Der Mann im weißen Anzug ging vor ihnen über den Parkplatz, bog rechts in einen Pfad ein. Fischbach und Welscher folgten ihm. Laub raschelte unter ihren Füßen. Die Buchen streckten dem Himmel ihre nackten Kronen entgegen. Feiner Nebel hing zwischen den Stämmen und dämpfte jedes weitere Geräusch. Große, runde Misteln an den Ästen saugten den Bäumen die Nährstoffe aus. Die Wipfel rauschten.
    Fischbach hielt kurz an und tippte mit der Fußspitze auf eine zugefrorene Pfütze. »Gefroren«, stellte er fest. »Knochenhart. Wird schwer werden, Abdrücke zu finden.«
    Aus seiner Hosentasche klangen die Akkorde von »Highway to Hell«.
    »Ah, AC/DC. Gerade als brandheißer Newcomer in eure Top Ten eingestiegen, was?«, lästerte Welscher.
    »Jung, dat han ech schon jehört, do biste noch mit demm Trömmelche öm der Chressboom jeloofe«, murrte Fischbach, klemmte sein Handy ans Ohr und meldete sich.
    »Andrea hier. Wie lange brauchst du noch?«, hörte er die aufgeregte Stimme seiner Kollegin fragen.
    »Ich

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