Ein abenteuerliches Herz
stehen Maschinengewehre, Scheinwerfer u. s. w. Nach dem Schanzen am Nachmittag wurden die Einjährigen Kaufleute u. s. w. zusammengerufen. Der Leutnant sagte, er wolle mit den besseren Elementen, die die moralischen Führer der Companie wären, ab und zu eine freie Diskussion abhalten. Abends bezogen wir wieder Feuerstellung. Dem neuen Reg. Befehl zu Folge durften wir pro Mann nur 2 Stunden Schlafen. Des morgens fielen mir im Stehen die Augen zu und die Kniekehlen knickten ein. Es regnete und stürmte, daß wir völlig durchnäßt wurden.
7. i. 15.
Von 9 Uhr ab sollten wir in den Unterständen schlafen. Es war so tropfig, daß wir kein Auge zu tun konnten. Wir spielten Karten (Hachmeiter Janetzki und ich) und vertrieben uns die Zeit, so gut wir konnten. Von 6 Uhr abends bis 8 Uhr morgens wieder das endlose Wachen. Es regnete wieder, Jasnetzki fluchte wie wild.
8. i. 15.
Am Tage hatten wir wieder Grabenwache, Gottseidank werden wir heute abgelöst. 60 Stunden ohne Schlaf in Nässe und Kälte sind endlos. Ich bekomme, wie damals in Algerien ganz and [Rest der Zeile unlesbar, vermutlich: ere] Ideale. Ein solides Studentenleben mit Lehnstuhl und weichem Bett und einem kleinen Freundeskreise ohne Verbindungseseleien, schöne Ausflüge und gute Bücher. Und eine Käfersammlung. Vorher muß ich irgendwie nach Afrika reisen, nur um zu sehen, daß man auch darin nur Phantastereien nachgejagt hat. Heute wurden wir heftig beschossen; die Shrapnells platzten vor und hinter dem Graben. Es machte mir Spaß zu beobachten, wie die Dinger in der Luft krepierten. Trotzdem der Graben offensichtlich beschossen wurde, kam mir doch kein Gefühl der Gefahr hoch. [1 Wort gestrichen, unlesbar] Am diesem Tage schlug eine Granate in die sonst so sichere Faisanderie, tötete den Batallionsadjudanten Lt. Schmidt und verwundete 2 Burschen. Vorgestern ging ein Mann zur Latrine und erhielt, grade in Hockstellung einen Schuß in die Kniekehlen. Am Abend wurden wir Gottseidank abgelöst und gingen nach Oranville zurück. Dort schlief die Kompanie in einer großen, zugigen Scheune.
9. i. 15.–12. i. 15.
Gewehrreinigen und Unterricht, Appelle und etwas Exercieren. Ich schlief gut und aß mächtig. Am 12. um ½ 6 rückten wir wieder in den Graben. Es war zum ersten Mal schönes, sternen klares Wetter, und die Laune war daher besser wie gewöhnlich. Zwei Mann wurden abgeschickt, die zwei Handbomben in den Graben der Franzmänner werfen mußten. Sie kamen unversehrt zurück.
13. i. 15.
Am Tage lagen wir hinten in der alten Hauptstellung. Priepke und ich hatten 2 Stunden Schlaf Nachts auch wieder Wache bis auf 2 Stunden. Diese beiden Nächte waren wenigstens trocken.
14. i. 15.
2 Stunden höchstens geschlafen. Unsere Artillerie bewarf die Franzosen mit Granaten mit Zeitzünder, daß die Splitter bis in unsere Gräben flogen. Es sah recht kriegerisch aus wie so 4–6 Granaten auf einmal über den franz. Stellungen platzten. Des Nachts gingen wir zurück bis zu den Winterhütten des Regiments und aßen Erbsen. Oh köstliche Erbsen, Oh köstliche 4 Portionen, Oh Qualen der Sättigung! Dann schantzten wir bis ½ 6 Uhr morgens, und schliefen dann bis ½ 12. Also: Eine Nacht Wache, 2 Stunden Schlaf, ein Tag Wache, 2 Stunden Schlaf, eine Nacht Wache, 2 Stunden Schlaf, ein Tag Wache, 2 Stunden Schlaf und dann eine Nacht durchgearbeitet, um dann 6 Stunden zu schlafen!
15. i. 15.
Um ½ 12 aufgestanden, dann von 1–4 geschantzt. Dann sollte jeder 12 Steine von der Faisanderie bis zu den Regimentshütten tragen. Ich trug 6 und hatte auch genug getan. Endlich einmal eine Nacht zum Schlafen!
16. i. 15.
Morgens geschantzt, Nachmittags Gewehr reinigen. Am Abend abgerückt in die vordere Linie. Wir kamen in das »Granatloch« [zum, gestrichen] als Unteroffiziersposten. Es wurde abwechselnd eine Stunde gewacht und eine Stunde geschlafen also ganz angenehm. Ich zog immer mit Priepke zusammen auf. Das Granatloch ist ein Loch, welches von einer Granate aufgerissen ist und zum Postenloch ausgearbeitet ist. Man befindet sich ziemlich nahe am Feinde und es wird viel geschossen. 3 Meter von unserm Unterstande ragte ein Fuß mit Schuh aus der Erde, der ziemlichen Gestank verbreitete. Die Nacht war wenigstens trocken.
17. i. 15.
Den Tag im Graben verbracht. Nachts wieder im Granatloch.
18. i. 15.
Heute hinterm Graben im Unterstande gelegen. Ich bekam die erste Karte von Daheim. Am Abend zogen wir in Reservestellung. Ich bekam das erste Paket von zu Haus
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