Ein abenteuerliches Herz
der Fortgeschütze, wir sahen die Funken aus dem Zünder sprühen. Ein Offizierstellvertreter, ein Unteroffizier und ein Gefreiter gingen mit Gewehrgranaten vor, als sie die erste abschossen, explodierte sie vor der Mündung und verwundete alle 3, den Unteroffizier sehr schwer.
4. i. 15.
Dieses schreibe ich in einem weit vorgeschobenen Erdloch, das ungefähr 150 m vom feindlichen Graben. Ab und zu saust ein feindliches oder freundliches Geschoß dicht an uns vorbei. Leider sehen wir hier keinen Franzmann, sonst könnten wir auch mal knallen. Die Fortgeschütze schießen nach Oranville und unsere Artillerie in ein Dorf an der Höhe, aus dem schon ein schwarzer Dampf aufsteigt. Höchstens 80 m vor uns liegen c. 6–8 tote Franzosen, die ungefähr schon 2 Monat alt sind. Die Gestreckten Glieder in der roten Hose und in den blauen Mänteln sehen seltsam aus; durch mein Glas bemerke ich die aschfahle, fast schwarze Verwesungsfarbe im Gesichte des einen. Nun richtet sich die franz Batterie gegen die deutsche, welche verstummt; dann aber wieder feuert. Dann kracht es wieder an 4, 5 verschiedenen Orten. Nachher rauche ich mit Priepke meine Cigarette und wir glauben, hinten auf dem Felde einen Franzosen zu sehen. Ich schieße erst mit Visier 1200, dann mit 1600, und Priepke mit noch einem andern. Dann müssen wir das Feuer einstellen, da wir sonst von den Forts eiserne Portion bekommen. Ich bin sehr neugierig, wie sich eine Shrapnellbeschießung ausmacht. Im allgemeinen ist mir der Krieg schrecklicher vorgekommen, wie er wirklich ist. Der Anblick der von Granaten zerrissenen hat mich vollkommen kalt gelassen, ebenso die ganze Knallerei, trotzdem ich einige Male die Kugeln sehr nah habe singen hören. Im allgemeinen sind mir die Kälte und die Nässe in unser Erdlöchern das unangenehmste. Währenddessen ich dieses schreibe, liege ich unter [d, gestrichen] einem Unterstand mit etwas feuchtem Stroh, es regnet und der Graben hält schon einige cm Wasser. Gleich geht es wieder auf Wache. So ist man tagelang durchnäßt und nicht im geschlossenem Raume. Ich bin neugierig wann sich der unvermeidliche [Rest der Zeile abgestoßen, vermutlich: Rheu] matismus einstellt. Hoffentlich wird es nichts Schlimmeres. Am Abend gingen wir zur Reservestellung, dem Faisanderie zurück. Die Faisanderie ist ein Gehöft, das hinter dem Wäldchen auf dem Berge liegt. Trotzdem sie unmittelbar in der Nähe des Granatwäldchens liegt, ist sie noch vollkommen unbeschädigt. Das soll daher kommen, daß sie [1 Wort gestrichen, unlesbar] dem franz. Oberst gehört, der mit den Batterieen uns gegenüberliegt. Nachts mußten wir hunde [Anfang der Zeile abgestoßen, vermutlich: müde] zum Schanzen von 11–4 vertieften wir einen Laufgraben. [1 Wort gestrichen, unlesbar] Dann pennten wir in etwas feudaleren Löchern, wie im Graben, die sich durch großen Gestank auszeichneten.
5. i. 15.
Heut durften wir bis 12 Schlafen, eine wahre Erquickung. Nachmittags wurden Erdlöcher gegraben; sogenannte Winterhütten. Dann wurden wir alarmiert. Der Alarm war blind. Es wurden die Gewehre nachgesehen und es stellte sich heraus, daß eine Menge Leute mit gelad [Rest der Zeile abgestoßen, vermutlich: enen] und nicht gesicherten Gewehren herumliefen. Am Abend kam die Feldküche angewackelt und brachte einen Scheißfraß, der wahrscheinlich aus den erfroren Schweinerüben zusammengekocht war.
6. i. 15.
Von Morgens 9–½ 12, Nachmittags 1–4 geschanzt. Wir standen um die Unteroffiziere und erzählten uns eins. Ich habe höchstens 50 Spaten ausgehoben. Ich sprach mit einem kleinem Unteroffizier der die Sache von Anfang an mitgemacht hat. Er meinte, die Verteilung der eisernen Kreuze und das rote Kreuz wären [1 Wort gestrichen, unlesbar] zwei große Schandflecke unseres Heeres. Ebenso die Feldpost. Fein aussehende Pakete kommen überhaupt nicht an. Jedem sind schon X Pakete verschwunden, von denen sich die Herren hinter der Front ein feines Leben machen. Wir bekommen hier einmal abends warmes Essen und ein halbes oder ein Drittel Kommißbrot, das Bischen Speck oder Schmalz was wir dazu bekommen, sind Liebesgaben. Könnte uns der Staat nicht ebensoviel zukommen lassen, wie unseren Kameraden in Deutschland? Oder sieht es niemand hier? Heut morgen wurde ein Mann der Maschienengewehrabteilung durch den Kopf geschossen. Diese Abteilung steht neben uns. Die Kugel flog durch den Ausguck ihres eisernen Schutzschildes. Wer es haben soll, den trifft es auch. In den Gräben
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