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Ein abenteuerliches Herz

Ein abenteuerliches Herz

Titel: Ein abenteuerliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Ludwig Arnold
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raten, wenn er die Lösung kennt.« Diese Erzählung schien mir aus dem Geiste des von mir noch heute favorisierten Grafen von Monte Christo.
    Der nächste Jünger, den ich las, war ein Reclambändchen: »Capriccios«, eine kleine Sammlung von Texten aus der zweiten Fassung von »Das Abenteuerliche Herz«, 1956 herausgegeben von Armin Mohler (die erste Fassung von 1929 mit den noch viel persönlicheren Notaten Jüngers auch zur eigenen Geschichte habe ich erst viele Jahre später antiquarisch erstanden). Das Reclambändchen hatte mir mein Deutschlehrer Rudolf Immig empfohlen, ein begeisterter Leser von Jünger, den ich nach der Bedeutung der »Schleife« in Jüngers Werk gefragt hatte – und der mir dann vorschlug, doch meine Deutsch-Jahresarbeit über Jünger zu schreiben. Das Capriccio »Die Schleife« beginnt mit dem Satz: »… und in die Methodik führte mich Nigromontanus ein, ein vortrefflicher Lehrer (…)«, und erläutert ein paar Absätze weiter: »Unter der Schleife verstand er (Nigromontanus) eine höhere Art, sich den empirischen Verhältnissen zu entziehen.«
    Dieses für Jüngers Haltung typische Dictum, aus dessen Geist schließlich auch die Figur des »Anarchen« im zweiten utopischen Roman »Eumeswil« von 1977 geboren ist, brachte ich mit der »Schleifen«-Variante aus »Heliopolis« nicht zusammen, und so fasste sich der 18-jährige Unterprimaner, der glaubte, dass das Symbol der Schleife grundlegend für Ernst Jüngers Werk (und also auch für seine Jahresarbeit) sei, ein Herz und schrieb am 20. Dezember 1958 keck einen Brief an Jünger und bat ihn in aller Naivität um Auskunft darüber, »was Sie unter dieser Schleife verstehen. Es könnte mir bei der Lektüre Ihrer Werke um sehr Vieles weiterhelfen«. Ernst Jünger antwortete auf einer Postkarte: Was »Schleifen« seien, werde in »Das Abenteuerliche Herz«, 2. Fassung, ausgeführt – in ebendem Stückchen, das ich in dem Reclambändchen gelesen hatte und das mir so rätselhaft erschienen war. Ich war so schlau als wie zuvor, trug aber die Postkarte bei mir wie eine Reliquie.
    Ich hatte in meinem Brief auch noch nach den »Stahlgewittern« gefragt, die ich unbedingt lesen wollte, die damals noch nicht wieder aufgelegt worden waren und die ich antiquarisch vergeblich gesucht hatte – Jünger gab mir die Anschrift eines Berliner Antiquariats, in dem das Buch für »5 Mark« angeboten wurde.
    Die zweite Anmutung erfolgte im Mai 1959. Ich hatte mit Freunden für die neun Karlsruher Gymnasien die Schülerzeitung »Mosaik« gegründet, wir wollten dort eine Porträt-Reihe über moderne Schriftsteller bringen, und ich wollte mit Jünger beginnen: »Ich bitte Sie nun, uns (…) eine kleine Selbstbiographie (…) zu schreiben.« Dieser neuerlich arg naiven Bitte wurde nicht entsprochen: »Leider bin ich zu beschäftigt.« Für ein Bild verwies er uns (was mich später wunderte, weil er doch seit Jahren mit seinem alten Sekretär zerstritten war) an Armin Mohler, der damals als Pariskorrespondent der »Zeit« in Bourg-la-Reine wohnte. Statt mit Jünger begannen wir mit einem Porträt Heinrich Bölls – und Böll reagierte auf meine Bitte um einen autobiographischen Text positiv, schickte ein Bild und einen kleinen Text »Über mich selbst«, den er damals für Reclam geschrieben hatte und der inzwischen berühmt geworden ist.
    Derweil las ich für meine Jahresarbeit weiter Jünger: nun also »In Stahlgewittern«, das ich tatsächlich für 5 Mark in dem von Jünger empfohlenen Dahlemer Antiquariat Hennig erstand (bei dem ich danach für viele Jahre Kunde wurde), und gleich auch »Der Kampf als inneres Erlebnis«, das der Antiquar ebenfalls anbot; und bald noch die ›heimliche‹ Schrift aus dem Zweiten Weltkrieg »Der Friede«, die ich in einem illegalen Druck in Österreich auftrieb. Ich las »Gärten und Straßen«, dann auch die Pariser Kriegstagebücher »Strahlungen«, die mir aber in weiten Teilen fremd blieben. »Strahlungen«, im Gegensatz zu »Gärten und Straßen«, ließ mich kalt, erschien mir kühl, distanziert. Heute erkläre ich es mir damit, dass »Gärten und Straßen« schon 1942, unmittelbar nach den dort niedergeschriebenen Erfahrungen, veröffentlicht wurde, also näher war an der erlebten Wirklichkeit des Krieges, während »Strahlungen« deshalb sehr viel abgeklärter und eben kühler wirken, weil sie einer strengeren Bearbeitung, einem bewussteren Stilwillen Jüngers folgten.
    Mit der Zeit kaufte und las ich alles, was ich

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