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Ein abenteuerliches Herz

Ein abenteuerliches Herz

Titel: Ein abenteuerliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Ludwig Arnold
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und von Großmutter.
    19. i. 15.
    Tagsüber geschanzt. Der Unteroffiziersposten, [den, gestrichen] an dem wir gestern standen, hat heute einen Mann durch einen Granatsplitter verloren
    22. i. 15.
    Heute [wurde, gestrichen] fand rechts von Oranville eine sehr interessante Fliegerbeschießung statt. Die Deutschen Abwehrkanonen schossen sich sehr gut ein, jedoch der Flieger entkam. Zuletzt standen an 30 Shrapnellwölkchen am blauem Himmel.
    27. i. 15.
    Heute, an Kaisers Geburtstag waren wir im Graben. Um 12 Uhr wurde geblasen und wir schrieen den Franzosen 3 Hurrahs entgegen. Dann sangen wir die erste Strophe von »Heil Dir im Siegerkranz.«
    28. i. 15.
    Die beiden Nächte waren sehr klar und kalt. Ich taxiere mindestens auf 5–6 unter Null. Jedenfalls viel besser als Regen. Der Kaffee fror in den Feldpullen und und das Essen in den Kochgeschirren. Mein Freund, der Orion leuchtete in wundervoller, regelmäßiger Klarheit. Ein Pullchen mit Rum und eins mit Cognak taten gute Dienste. Wir gossen den Alkohol in Löffel mit feinem Zucker und hatten so einen großen Genuß.
    30. i. 15.
    Wir hatten heut Stellung ganz am linken Flügel unsrer Gräben. Des Nachts hatten wir Wache neben dem Feldgeschütz und unterhielten uns sehr gut mit den Artilleristen. Ich ging 3 mal zum Wasserholen nach der zerschossenen Mühle im Bachgrunde, ein unheimliches Stimmungsbild à la Böcklin. Vollmond, zerschossenes Gemäuer, ein Gewirr niedergestürzter Erlen, im Wasser ein zerfallender Kahn, das rauschende Wasser, überall tiefe Granatlöcher, ein mitelalterliches Bild der Verwüstung. Am nächsten Morgen kochten wir bei den Artilleristen Kakao, Tee und Krebssuppe.
    31. i. 15.
    Stellung in Graben 5a ganz vorn. Ich stand ganz allein auf Posten im Schilf und war so müde, daß ich einpennte. Als ich aufwachte (ich hatte im Stehen gedöst) war mein Gewehr weg. Seffers hatte sich ganz leise herangeschlichen und es geklaut. Zur Strafe wurde ich nur mit einem Beile bewaffnet von einem Unteroffizier vor unsre Posten geführt und mußte dort 3 Stunden stehen. Als wir hingingen, bekamen wir 2 Salven. Der Unteroffizier, der nachher den Familienvater markieren wollte, verschwand, als er das Pfeifen hörte, mir schlugen noch einige Kugeln am Kopf vorbei, eine schlug grade über mir einen Zweig von der Weide. Meinetwegen hätten sie mich auch direkt in den franz. Posten setzen können, mich ärgerte nur der gemeine Kerl, der äußerte: Wenn ihm was passiert, ist es ihm recht. Nach 2 Stunden schlichen 3 Kerls karikaturenmäßig nach vorn als Patrouille, darunter Lang und Wiesenburg. Sie gingen am Bach entlang, an einer Zuavenleiche vorbei und verschwanden. Bald darauf knallte es und dann pfiff noch eine Salve in meine Gegend. Die beiden kamen zurück, Lang war geblieben. Vor Angst schissen die beiden Feiglinge, die ihren Kameraden liegen lassen hatten, sich fast die Hose voll: Sie mußten wieder zurück, behaupteten aber, ihn nicht finden zu können, wahrscheinlich sind sie im nächsten Gebüsch liegen geblieben.
    1. ii .15.
    Der Leutnant machte mir heut ernste Vorhaltungen und versprach, die Sache nicht weiter zu geben. Andernfalls wäre ich auch abgetan gewesen, denn 6 Monat – 10 Jahr Gefängnis gibt das Kriegsgericht jeden Tag aus. Ich kam infolgedessen später nach 5a und ging mit Dietmann durch den Bachgrund. Plötzlich auf halbem Wege sauste eine Shrapnell oder Granate mit Brennzünder heran und platzte in unmittelbarster Nähe über unserm Kopfe. So schnell bin ich noch nie auf den Boden gekommen. Die Fetzen und der Dreck sausten uns um die Ohren [ein Wort, unlesbar] es folgten noch 2 weitere. Dann stand ich noch eine Stunde im Bachgrund, worauf wir abgelöst wurden und nach Orainville gingen. Für mich hohe Zeit! Einer von dem 74 ist verückt geworden, wahrscheinlich kommt das nicht zum wenigsten von der ewigen Schlafentziehung.
    Vorwort zur 1. Auflage von »In Stahlgewittern«, 1920
    Noch wuchtet der Schatten des Ungeheuren über uns. Der gewaltigste der Kriege ist uns noch zu nahe, als daß wir ihn ganz überblicken, geschweige denn seinen Geist sichtbar auskristallisieren können. Eins hebt sich indes immer klarer aus der Flut der Erscheinungen: Die überragende Bedeutung der Materie. Der Krieg gipfelte in der Materialschlacht; Maschinen, Eisen und Sprengstoff waren seine Faktoren. Selbst der Mensch wurde als Material gewertet. Die Verbände wurden wieder und wieder an den Brennpunkten der Front zur Schlacke zerglüht, zurückgezogen und einem

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